Energiewende: "Fridays" wollen Workers for Future werden
Solarcamp in Berlin: Klimabewegte fordern vom Senat eine Ausbildungsoffensive für Solarberufe. Ein Unternehmen ist mit im Boot.
Die Schulstreik- und Jugendbewegung Fridays for Future (FFF) kämpft seit längerer Zeit gegen das Vorurteil an, sie bestehe nur aus Bürger- und Kleinbürgerkindern, die alle mal "Laberfächer" studieren werden, Handwerk und Ingenieurskunst geringschätzen und nicht wirklich mit anpacken wollen. Akzente setzten "die Fridays" bereits im März mit der Unterstützung der Streiks von ÖPNV-Beschäftigten, um attraktivere Arbeitsbedingungen und Löhne für diejenigen durchzusetzen, die das Rückgrat einer klimagerechten Verkehrswende sein sollen.
Einige der FFF-Jugendlichen wollen aber auch selbst Berufe ergreifen, in denen sie unmittelbar Teil der sozial-ökologischen Transformation sein können, die sie zum Teil seit fünf Jahren auf Demos fordern. Jetzt wird es in der Hauptstadt konkreter: Der Berliner Senat soll eine Ausbildungsoffensive für Solarberufe starten.
Die Berliner Firma Zolar, die bundesweit Solaranlagen vertreibt, würde sich wiederum über öffentliche Aufträge freuen – und richtet gemeinsam mit Fridays for Future und der Organisation ProjectTogether das erste Berliner Solarcamp aus. Interessierte Jugendliche sollen dort an die handwerkliche Seite der Energiewende herangeführt werden. Für einfache Montagearbeiten sind sie danach bereits einsetzbar und könnten in diesem Bereich als Hilfskräfte arbeiten. Weitere Qualifikationsmöglichkeiten sind jedoch gefragt.
"Wir hören oft, Jugendliche wollen nur studieren, sich die Hände nicht schmutzig machen. Im Gegenteil: Die Bereitschaft von jungen Menschen, die Energiewende wie hier buchstäblich in die Hand zu nehmen, ist unglaublich hoch", so Linus Dolder von Fridays for Future am Mittwoch auf der Pressekonferenz zum Solarcamp.
Am Ende ein Zertifikat als Photovoltaik-Assistenzkraft
Zum Auftakt hatten sich am Dienstag trafen sich die 15 Teilnehmenden im Schulungsraum der Zolar GmbH in der Kreuzberger Oranienstraße getroffen – vorher sollen sich etwa zehn mal so viele Interessierte gemeldet haben, wie es dann vorerst Plätze gab.
Am Ende der Woche sollen Teilnehmende nach kurzer Prüfung ein Zertifikat als Photovoltaik-Assistenzkräfte erhalten. In Braunschweig hat bereits vor einem Jahr ein ähnliches Camp stattgefunden – dort aber nicht in Zusammenarbeit mit einer GmbH, sondern mit der Regionalen Energie- und KlimaschutzAgentur e.V. (reka), die als gemeinnütziger Verein organisiert ist.
In zwei Wochen waren dort laut Fridays for Future die ersten 21 Assistenzkräfte qualifiziert worden. Einige hätten direkt eine Anstellung gefunden.