Erhöhte Lebensmittelpreise in den USA führen zu Rekordhunger
Trotz wirtschaftlicher Erholung steigt Zahl hungernder Haushalte in den USA. Inflation und auslaufende Hilfsprogramme verschärfen Lage. Wird die Regierung handeln?
Die USA gelten vielen als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – ein Image, das bis heute seine Anziehungskraft nicht verloren hat. Zur Wahrheit über dieses Land gehört aber auch, dass viele Amerikaner nicht genug Geld haben, um sich Grundnahrungsmittel zu kaufen.
Feeding America: Alarmierende Zahlen zum Hunger in den USA
Auf der Internetseite der Organisation Feeding America, die sich gegen Hunger in den USA einsetzt, heißt es: "Mehr als 44 Millionen Menschen in den USA leiden Hunger, darunter jedes fünfte Kind". Diese Menschen haben nicht genug zu essen oder keinen Zugang zu gesunden Lebensmitteln.
Jetzt hat Feeding America laut Reuters einen neuen Bericht vorgelegt. Darin heißt es, dass den hungernden Menschen in den USA im Jahr 2023 mehr als 33 Milliarden US-Dollar für Grundnahrungsmittel fehlten. Und viele der Betroffenen fielen durch das Netz des spärlich ausgestatteten Sozialsystems und erhielten keine Hilfe.
Auch die Zahl der betroffenen Haushalte ist nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums deutlich gestiegen – trotz der wirtschaftlichen Erholung nach der Coronapandemie. Im Jahr 2022 hatten 17 Millionen Haushalte Schwierigkeiten, sich ausreichend zu ernähren. Im Jahr zuvor waren es "nur" 13,5 Millionen Haushalte.
Inflation und Preissteigerungen: Die Ursachen für den Hunger
Der Grund: die galoppierende Inflation und die damit verbundenen Preissteigerungen. Aber auch das Auslaufen von Hilfsprogrammen aus der Zeit der Pandemie trug zum Anstieg bei. Während der Pandemie halfen Bundeszuschüsse, die Zahl der Hungernden zu begrenzen. Nach deren Auslaufen stieg die Zahl der Hungernden ungebremst an.
Nach dem Bericht von Feeding America ist primär der ländliche Raum betroffen. Rund 90 Prozent der Bezirke mit hoher Ernährungsunsicherheit seien ländlich geprägt.
Hunger trotz Einkommen: Die versteckte Armut in den USA
Und nicht nur die Ärmsten der Armen sind betroffen, denn etwa die Hälfte der Betroffenen verfügt noch über ein so hohes Einkommen, dass sie aus dem Lebensmittelhilfeprogramm herausfallen.
Aber es sind die anderen Haushaltskosten, die durch die Inflation ebenfalls gestiegen sind, die letztlich ihren finanziellen Spielraum einschränken. Linda Nageotte, Präsidentin von Feeding America, erklärte dazu:
Erhöhte Lebensmittelpreise und die schwierige Entscheidung zwischen anderen Haushaltsausgaben wie Strom, Kinderbetreuung oder Arztrechnungen verschlimmern den Hunger in Amerika.
Ernährungsprogramme und verlangsamte Inflation: Ein Hoffnungsschimmer?
Ein kleiner Lichtblick könnte sein, dass der US-Kongress die Mittel für ein Ernährungsprogramm für Mütter und Kleinkinder aufgestockt hat. Die Verlangsamung der Inflation kehrt den Trend zwar nicht um, erhöht den Druck aber auch nicht grundlegend – zumindest nicht bei den Nahrungsmitteln.
Im April stiegen die Lebensmittelpreise im Vergleich zum März nur um 0,1 Prozent. Deutlicher fällt der Anstieg dagegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus: Hier lag die Teuerungsrate bei 2,2 Prozent und damit deutlich höher als in der Zeit vor der Pandemie.
Viele betroffene Haushalte dürften von einer Entlastung aber kaum etwas spüren. Denn die Mieten steigen weiterhin, wenn auch nicht mehr so stark. Und die Preise in der medizinischen Versorgung steigen ebenfalls weiter.
Für US-Präsident Joe Biden könnte die Situation zu einem Problem werden, heißt es in der New York Times (NYT). Denn auch wenn die Preise in einigen Bereichen zurückgegangen seien, so lägen sie immer noch deutlich höher als vor einigen Jahren.