Eskalation im Sudan: Anzeichen eines neuen Stellvertreterkrieges
Seite 2: So mischen Ägypten und Äthiopien mit
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In die Kämpfe am oberen Nil mischen sich allerdings noch eine ganze Reihe weiterer Akteure ein. Dazu zählen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Saudi-Arabien, aber auch die afrikanischen Anrainerstaaten – vor allem Ägypten und Äthiopien. Darauf lässt etwa der Angriff der RSF auf den Militärstützpunkt Merowe im Norden des Sudan schließen, bei dem auch ägyptische Soldaten festgenommen wurden, die dort stationiert waren.
Unbestätigten Berichten zufolge wurden dabei sogar ägyptische MIG-29 am Boden zerstört – Kampfflugzeuge der vierten Generation aus russischer Produktion. Ganz offensichtlich geht die RSF also davon aus, dass Ägypten al Burhan und die reguläre Armee unterstützt.
Äthiopien kommt eine solche Behinderung der ägyptischen Militärs sicherlich gelegen. Immerhin hatte Kairo schon damit gedroht, den Great Ethiopian Rennaissance Dam (GERD) mit Waffengewalt zu zerstören, wenn der Staudamm am Blauen Nil die Wasserversorgung der rund 110 Millionen Ägypter:innen gefährden sollte.
Selbstverständlich hängt auch das Überleben der fast 50 Millionen Sudanes:innen von den Wassern des Nil ab. Öffentlich setzt der äthiopische Premierminister Ahmed Abiy jedoch auf Nichteinmischung und wünscht ganz scheinbar keine Intervention von dritter Seite. Das sudanesische Volk verfüge über genügend Weisheit und Fähigkeiten, um die derzeitige Krise des Landes zu lösen, ließ Abiy sich zitieren.
Rolle der arabischen Staaten
Nach dem jüngsten Putsch sind die Vereinigten Arabischen Emirate der größte ausländische Investor im Sudan geworden. Insgesamt sechs Milliarden US-Dollar investieren die Araber in dem Nilland. Davon wird ein neuer Hafen gebaut, aber auch ein großes landwirtschaftliches Projekt aufgezogen.
Daglo unterhält traditionell gute Beziehungen mit den VAE. So kämpften Tausende RSF-Milizionäre an der Seite der VAE und Saudi-Arabiens im Jemen-Krieg. Nachdem das Ende dieses Krieges in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint, wollen die Emirate diese Kämpfer nun eventuell in den Sudan zurückschicken, damit sie auf Seiten der RSF in den Kampf eingreifen können.
Hintergrund der engen Verbundenheit zwischen Daglo und den Königshäusern am Persischen Golf sind die Goldexporte Sudans, die regelmäßig größtenteils von den Emiraten aufgekauft werden. Daglo kontrolliert die Goldproduktion im Sudan weitgehend.
Die saudische Position bleibt bisher unklar. Denn die Beziehungen Saudi-Arabiens sowohl zu Ägypten als auch zu den VAE sind angespannt. Abdel Bari-Atwan berichtet, dass Saudi-Arabien nach außen Neutralität demonstriert und sowohl Daglo als auch Burhan aufgefordert hat, sich in Riad zu treffen, um über ein Ende ihres Krieges zu verhandeln.
Es ist zu befürchten, dass der Konflikt sich noch lange hinziehen und in seinem weiteren Verlauf auf Darfur konzentrieren wird. Denn mit einer offiziellen Stärke von über 200.000 Mann wird die sudanesische Armee sicherlich in der Lage sein, die RSF von den Nilufern zu vertreiben.
Andererseits verfügt Daglo (wie gezeigt) über erhebliche wirtschaftliche Reserven und bedeutende Verbündete und kann die unzugängliche Region Dafur auf absehbare Zeit gewiss verteidigen. Damit beginnt ein neues Kapitel in der blutigen Geschichte des Landes, in dem seit der Sezession von Ägypten im Jahr 1955 immer wieder jahre- bis jahrzehntelang gekämpft worden ist.
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