Expansion im Orbit: China plant zehntausende "Segel" im All
Gleich drei eigene Satelliten-Konstellationen strebt Beijing an. Sie sollen das Land unabhängiger machen. Doch in niedrigen Umlaufbahnen drohen Probleme.
Ein chinesisches Unternehmen namens Shanghai Spacecom Satellite Technology hat die ersten 18 Satelliten gestartet, um ein großes orbitales Netzwerk aufzubauen, das demnächst mit Starlink konkurrieren soll. Nach Angaben lokaler Medien hob die Rakete vom Satelliten- und Raketenstartzentrum Taiyuan in der Provinz Shanxi ab.
Diese Satelliten sind der erste Schritt auf dem Weg, ein 15.000 Satelliten umfassendes Netz im erdnahen Orbit zu schaffen. Die Starlink-Konkurrenz wurde auf den Namen "Thousand Sails Constellation" getauft. Geplant ist, alle 15.000 vorgesehenen Breitbild-Multimedia-Satelliten bis 2030 zu starten.
Zum Vergleich: Starlink betreibt derzeit rund 6.000 Satelliten. Elon Musk hat jedoch angekündigt, er wolle sein Netzwerk bis 2027 auf 42.000 Satelliten ausbauen. Die USA halten weiterhin einen beachtlichen Vorsprung bei der Zahl von Satelliten.
Drei große Satellitennetze geplant
Die Thousand Sails Constellation, auch bekannt als das G60-Projekt, ist allerdings nur eines von drei geplanten großen Satellitennetzen Chinas. Jedes soll 10.000 oder mehr Satelliten umfassen. Die meisten werden in einer Umlaufbahn zwischen 300 und 2.000 Kilometer über der Erdoberfläche kreisen, wo sich auch die Starlink-Satelliten befinden.
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Die drei Satellitennetzwerke sowie Dutzende weitere ehrgeizige Raumfahrtprojekte anderer chinesischer Unternehmen werden als Vorstoß Pekings gewertet, den Privatsektor in ihre wissenschaftlichen und technologischen Ziele einzubinden.
Peking hofft, so eigene Versionen kritischer Technologien und Infrastrukturen zu schaffen, um seine Industrien unabhängig zu machen und sich gegen möglichen ausländischen Druck und für den Kriegsfall abzusichern.
Peking will seine Industrien unabhängig machen
Shanghai Spacecom Satellite Technology zum Beispiel wird von der Stadtregierung von Shanghai unterstützt. Andererseits berichtet Reuters, dass das Unternehmen für seine Thousand Sails Constellation auch Gelder von privaten Investoren und staatlichen Unternehmen aufgebracht hat.
Die beiden anderen Konstellationen sollen weitere 23.000 chinesische Satelliten in der Umlaufbahn halten, um Internetdienste anzubieten. China Spacesat plant die Lieferung von 13.000 Satelliten als Teil seiner Guowang- oder National Network-Konstellation. Der kommerzielle Hersteller Landray Hongqing baut die Crane-3-Konstellation, die nach seinen Angaben voraussichtlich 10.000 Satelliten umfassen wird.
Laut chinesischer Schätzungen wird die Raumfahrtindustrie des Landes im Jahr 2024 einen Wert von umgerechnet rund 30 Milliarden Euro erreichen. Die Aktien der kommerziellen Luft- und Raumfahrtindustrie verzeichneten nach dem Start am Montag Kurssprünge. Von 2019 bis 2023 erreichte die kommerzielle Raumfahrtindustrie Chinas eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 23 Prozent.
Heimische Technologie
Der "Thousand Sails Constellation" wird chinesischen Internetnutzern ein breiteres Spektrum an hochwertigen Kommunikationsdiensten, Breitband-Internetdiensten usw. bieten. Die Technologie stammt von heimischen Industrieclustern ‒ in diesem Fall vom "G60 Science and Technology Innovation Corridor" im Jangtse-Delta, der Shanghai und eine Reihe von Nachbarstädten umfasst.
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Die Zahl der Unternehmen in Chinas kommerziellem Raumfahrtsektor wurde für das Jahr 2023 auf 113.272 beziffert, was einem Anstieg von 28,95 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Davon sind 43 Prozent Firmen, die Raketen bauen, und 35 Prozent Unternehmen, die Satelliten herstellen.
Satelliten mit niedriger Umlaufbahn (LEO) können neben Kommunikationsaufgaben auch Navigation, Fernerkundung und militärische Datenerhebung durchführen. LEO-Satelliten haben einige Vorteile: niedrige Umlaufbahn, geringes Gewicht sowie niedrigere Bau- und Startkosten. Auch ist die Signalstärke von Leo-Satelliten bis zu 1.000 Mal höher als die von Satelliten in mittlerer und hoher Umlaufbahn.
Strategische Bedeutung
LEO-Satelliten können im Vergleich zu Unterseekabeln auch eine schnellere Kommunikation über Ozeane hinweg ermöglichen und sind aufgrund ihrer minimalen toten Winkel und ihrer Kosteneffizienz vorwiegend in abgelegenen Gebieten von strategischer Bedeutung. Angesichts des begrenzten Platzes in der Erdumlaufbahn hat sich der weltweite Wettlauf um LEO-Satelliten-Ressourcen jedoch erheblich verschärft.
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