Feinstaubpartikel als Viren-Vehikel
Italienische Wissenschaftler wollen einen Zusammenhang zwischen hoher Feinstaubbelastung und der schnellen Verbreitung des Coronavirus Covid-19 in der Po-Ebene entdeckt haben
Wie Bilder aus Venedig zeigen, hat die über Italien verhängte Ausgangssperre dazu geführt, dass die Kanäle in der Stadt nun wieder klares Wasser führen. Das Ausbleiben der Touristen führte dazu, dass weniger Abwasser einfließt, es fahren auch kaum mehr Motorboote.
In Wuhan und in der Provinz Hubei ist nach den Quarantänemaßnahmen und dem Shutdown, die am 23. Januar erfolgten, bereits Ende Februar aufgefallen, wie schnell die Luftverschmutzung zurückgegangen ist. Nach damals veröffentlichten Satellitenbildern der Nasa (Vergleich zwischen 1.-20. Januar und 10.-25. Februar) war der Rückgang der Luftverschmutzung, genauer der Stickstoffdioxid-Werte, allerdings nicht nur über Wuhan und der Provinz Hubei zu bemerken, sondern vor allem weiter oben im Norden bei Peking und im Osten bei Shanghai.
Landesweit wurden der Verkehr und die Wirtschaft gedrosselt, das hat auf jeden Fall zum Rückgang des Smogs beigetragen, der weitläufig und oft über chinesischen Großstädte und ganzen Regionen hängt und natürlich zu Lungenerkrankungen, etwa zum "Pekinger Husten", führt. Es liegt nahe, dass der vermehrt im Winter auftretende Smog die Ausbreitung des Coronavirus und dessen Folgen begünstigt haben könnte. In Wuhan war die Luftbelastung Mitte und Ende Januar 2020 sehr hoch und Anfang Februar eine hohe Feinstaubbelastung, die ab dem 7. Februar bis auf wenige Ausnahmen Ende des Monats deutlich und konstant zurückging, was auch noch im März anhielt.
Eine Verbesserung der Luftqualität im Frühling ist normal, auch bedingt durch das chinesische Neujahrsfest, aber nach den verfügbaren Daten ist sie im Februar und März deutlicher und anhaltender ausgeprägt. Gestern war sie in Wuhan mäßig, in der Umgebung bereits zum Teil wieder ungesund. Das gilt teilweise auch für Peking, während sie südlich von Peking wieder oft ungesund ist, auch westlich von Wuhan etwa in Chongqing.
Verbreiten sich Virenepidemien auch durch Luftverschmutzung?
Interessant ist dies deswegen, weil bekannt ist, dass Viren und Bakterien auf Staubpartikeln oder organischen Teilchen aus dem Meeresdunst reisen. Sie können damit sogar bis in die Troposphäre aufsteigen und mit Winden Tausende von Kilometer reisen, bis sie wieder auf die Erde zurückfallen, mitunter auch in Massen. Auf diese Weise sind Viren auch ganz ohne Mithilfe von quer über den Erdball reisenden Menschen wahrhafte Globalisten, die sich um Grenzabschließungen nicht scheren und auch in Quarantänegebiete einfallen könnten. Wie Wissenschaftler vor zwei Jahren gemessen haben, rieseln jeden Tag "Dutzende von Millionen Bakterien und Milliarden Viren auf einen einzigen Quadratmeter" herab (Milliarden von Viren fallen jeden Tag aus dem Himmel auf einen Quadratmeter).
Ein Wissenschaftlerteam verschiedener italienischer Universitäten will einen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung durch Feinstaub und der Häufung von Coronavirus-Infektionen gefunden haben, die in der Po-Ebene, besonders in der Lombardei und der Emilia-Romana, am höchsten ist. In ihrer Studie, für die sie die Feinstaub-Messwerte (PM-10) der Überwachungsstationen der Umweltschutzbehörden auswerteten und mit den bestätigten Covid-19-Fällen verglichen, gingen sie ebenfalls davon aus, dass Viren auf Smogpartikeln und inbesondere Feinstaubpartikeln bis zu mehreren Tagen und Wochen in der Luft bleiben und reisen können. Sie haften durch Koagulationsprozesse an den Partikeln, die Inaktivierung steigt mit der Temperatur und der Sonneneinstrahlung, während höhere Feuchtigkeit die Viralität länger erhält.
Es gibt Hinweise, dass Viren auf diese Weise verbreitet werden können. Die italienischen Wissenschaftler verweisen auf mehrere Untersuchungen. Nach einer Studie kann die Vogelgrippe über Sandstürme verbreitet werden. Der Humane Respiratorische Synzytial-Virus (HRS) infiziert Säuglinge und Kleinkinder, die Übertragung hängt nach einer Studie auch mit der Feinstaubkonzentration zusammen. Nach einer chinesischen Studie gab es einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Masernfälle in 21 Städten und der Höhe der 2,5PM-Feinstaubkonzentration, eine weitere stellte einen solchen Zusammenhang in Lanzhou fest.
Für die italienischen Wissenschaftler ist damit erwiesen, dass Feinstaubpartikel ein "wirksamer Vektor für den Transport, die Ausbreitung und die Proliferation von Virusinfektionen" sind. Sie selbst sehen eine Korrelation "zwischen der Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte für PM10-Konzentrationen im Zeitraum vom 10. Februar bis 29. Februar und der Anzahl der mit COVID-19 infizierten Fälle, die bis zum 3. März erfasst wurden". Die Feinstaubbelastung ist am höchsten in der Po-Ebene.
Während sich nach den Wissenschaftlern in Süditalien unter Berücksichtigung der angenommenen Inkubationszeit die Infektion wie eine typische Epidemie ausbreitet, die von Person zu Person übertragen wird, würde man in der Po-Ebene eine "anormale Beschleunigung" sehen können, wie sie durch einen Träger entsteht. Hohe Feinstaubkonzentrationen könnten so in einigen Provinzen in der Po-Ebene die Ausbreitung der Epidemie verstärkt haben, mutmaßen die Wissenschaftler, was in anderen Gebieten nicht der Fall gewesen sei. Als Beispiel heben sie Rom hervor, wo sich an denselben Tagen wie in der Po-Ebene Infektionsfälle zeigten, sich aber nicht so viral verbreitet haben.
Es könnten auch weitere Umweltbedingungen hereinspielen, die die Wissenschaftlergruppe untersuchen will, sagen die Wissenschaftler. Um das Ergebnis der Studie zu verstärken, wäre der Zusammenhang zwischen Feinstaubkonzentration und der schnellen Verbreitung des Virus auch in anderen Ländern wichtig. Wie in China hat Covid-19 in der Po-Ebene zum Rückgang der Luftverschmutzung geführt. Eigentlich sollte sich dann, wenn Luftverschmutzung die Viralität verstärkt, auch die Verbreitung verlangsamen.
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