Fit trotz Übergewichts: Was wirklich zählt für die Gesundheit
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Übergewicht schadet der Gesundheit, denken viele. Doch eine neue Studie zeigt: Fitness ist wichtiger als schlanke Maße. Was das für uns bedeutet.
Das neue Jahr hat wie immer begonnen: Viele Menschen nehmen sich vor, ein paar Kilos abzunehmen. Und heute, keine drei Wochen später, dürfte die Mehrheit von ihnen ihr Vorhaben schon wieder aufgegeben haben. So sagt es zumindest die Statistik.
Übergewicht und Fettleibigkeit werden mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung gebracht, was die Menschen in ihrer Motivation, die Pfunde purzeln zu lassen, bestärkt. Doch ist Abnehmen wirklich der Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben?
Eine neue Meta-Analyse, die im British Journal of Sports Medicine veröffentlicht wurde, kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Fitness ist wichtiger als der Fokus auf das Gewicht, wenn es darum geht, Krankheiten vorzubeugen und die Lebenserwartung zu steigern.
Die Forscher aus den USA und Großbritannien trugen die Daten aus 20 Studien zusammen, die in den Jahren zwischen 1980 und 2023 veröffentlicht wurden. Insgesamt konnten sie damit die Daten von fast 400.000 Menschen auswerten. Alle Studien enthielten demnach Informationen zum Body-Mass-Index (BMI), zur kardiorespiratorischen Fitness und zum Sterblichkeitsrisiko der Probanden.
Nathan Weeldryer, Co-Autor der Studie, erklärte:
Unsere Studie, die die bisher größte und weltweit repräsentativste Stichprobe umfasst, zielt darauf ab, die Sichtweise auf die Beziehung zwischen Fitness und Körperfett zu verändern, und zwar mit einer strengeren statistischen Analyse als in früheren Studien.
Fitte Fettleibige leben länger als untrainierte Schlanke
Die Ergebnisse überraschen und dürften das bisher gängige Narrativ infrage stellen. Denn adipöse Menschen, die dennoch fit sind, hatten ein ähnlich niedriges Sterberisiko wie normalgewichtige, fitte Personen. Sie lebten im Schnitt sogar länger als Normalgewichtige mit schlechter Fitness.
"Unsere Studie ergab, dass fettleibige, fitte Personen ein ähnliches Sterberisiko haben wie normalgewichtige, fitte Personen und etwa die Hälfte des Risikos von normalgewichtigen, untrainierten Personen", erklärt Studienautor Siddhartha Angadi von der University of Virginia.
Bewegung als Medizin
Das bedeutet aber nicht, Übergewicht sei gesund. Es besteht nachweislich das Risiko für Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Krebs, Schlaganfälle und Erkrankungen des Herzens, der Leber und der Nieren. Die Daten zeigen aber, dass körperliche Fitness einen größeren Einfluss auf die Gesundheit und Lebenserwartung hat als das Körpergewicht allein.
"Bewegung ist mehr als nur eine Möglichkeit, Kalorien zu verbrennen", betont Angadi. "Sie ist eine hervorragende 'Medizin', um die allgemeine Gesundheit zu optimieren und kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Gesamtsterblichkeit für Menschen jeder Größe erheblich senken."
Forscher empfehlen moderates Training statt Jo-Jo-Diäten
Die Forscher warnen vor den Risiken von Jo-Jo-Diäten, bei denen das Gewicht immer wieder rauf und runter geht. "Sich wiederholende Zyklen von Gewichtsverlust und -zunahme sind mit zahlreichen Gesundheitsrisiken verbunden, die mit denen von Fettleibigkeit selbst vergleichbar sind", erklärt Co-Autor Glenn Gaesser von der Arizona State University.
Stattdessen empfehlen die Wissenschaftler ein moderates Ausdauertraining, um die Fitness zu steigern. Schon 150 Minuten moderate Aktivität oder 75 Minuten intensives Training pro Woche, ergänzt durch zweimal Muskeltraining, können laut aktuellen Richtlinien einen großen Unterschied machen. Wer bisher überhaupt keinen Sport gemacht hat, kann schon mit mehreren zügigen Spaziergängen pro Woche seine Gesundheit verbessern.
"Die größte Verringerung des Risikos für Gesamtmortalität und Herz-Kreislauf-Erkrankungen tritt auf, wenn völlige Bewegungsmuffel ihre körperliche Aktivität oder ihr Training bescheiden steigern", sagt Angadi. Ziel sollte es sein, täglich etwa 30 Minuten in Bewegung zu sein.