Flüchtlinge: Entsetzen auf Chios
Seite 2: Sieben Flüchtlinge pro Hilfsorganisationsmitarbeiter
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- Sieben Flüchtlinge pro Hilfsorganisationsmitarbeiter
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Ganz andere Zahlen hat die frühere Syriza-Abgeordnete und spätere Dissidentin Aglaia Kyritsi im Sinn. Die Journalistin rechnete vor, dass auf Lesbos, Chios und Samos für jeweils sieben Flüchtlinge - die unter extremen Bedingungen leben müssen - ein Mitarbeiter einer mit EU-Geldern bezahlten Hilfsorganisation bezahlt wird.
Auf der Spur des Etats von 400 Millionen Euro, welche die Organisationen 2016 und 2017 erhalten, entdeckte die Politikerin, dass zudem auch die Arbeitsämter, die Asylämter und weitere öffentliche Behörden mit extra Personal ausgestattet wurden. Sie fragt sich, warum die offensichtlich hinsichtlich der Betreuung der Flüchtlinge ineffektiven Organisationen zwischengeschaltet wurden.
Keine Probleme sieht dagegen der Staatspräsident. Prokopis Pavlopoulos betonte gegenüber einer Delegation des Internationalen Roten Kreuzes, dass Griechenland alle seine Pflichten gegenüber den Flüchtlingen erfüllt. Dagegen mahnt das UN Flüchtlingshochkommissariat in einer Mängelliste acht dringende Probleme an. Das UNHCR drängt darauf, dass die Asylantragserfassung samt Antragsbearbeitung endlich effektiv und verlässlich funktioniert.
Ernste Mängel
Die ernsten Mängel in den Lagern auf den Inseln sollen schnellstens behoben werden. Auch auf dem Festland sieht das UNHCR Handlungsbedarf. Die Kinder seien nicht ihren Ansprüchen gerecht untergebracht, bemängelt der Bericht. Der Staat würde nicht genug gegen sexuelle Übergriffe in den Lagern unternehmen, heißt es. Schließlich seien die einzelnen Ämter nicht koordiniert.
Hinsichtlich der Umsetzung des EU-Flüchtlingsabkommens mahnt das UNHCR schnellere Familienzusammenführungen und mehr Flüchtlingsaufnahmen in den übrigen EU-Ländern an. Das Urteil des Hochkommissariats hinsichtlich der Integration in Griechenland ist alles andere als schmeichelnd.
Die Flüchtlinge und Immigranten versuchen derweil, ihr Leben in Griechenland zu normalisieren. Neuigkeiten aus dem Lager Moria auf Lesbos werden über einen Youtube-Kanal in die Welt geschickt. Kurden, Afghanen und Iraker feierten im immer noch existierenden, eigentlich vorläufigen Lager im ehemaligen internationalen Großflughafen von Athen, Elliniko, ihr Neujahrsfest, Newroz.