Flüsse und Binnengewässer schrumpfen weltweit
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Immer mehr Binnengewässer leiden unter den Folgen des Klimawandels. Immer öfter vertrocknen Bäche und Seen und sinken Grundwasserpegel. In den meisten Regionen ist ein sparsamer Umgang mit Wasser daher ratsam.
Seit fünf bis zehn Jahren sinken hierzulande die Grundwasserpegel. An vielen Stellen schwinden die Bäche, kleinere Seen fallen trocken. Dies ist vor allem an den versiegenden Quellen in den Mittelgebirgen zu sehen. Bei rund vier Prozent aller großen Grundwasserkörper in Deutschland überschreitet die Wasserentnahme die Grundwasserneubildung in einem erheblichen Umfang.
Allein in den vergangenen zwanzig Jahren ging etwa so viel Grundwasser verloren, wie etwa der Bodensee enthält. Betroffen sind vor allem Süddeutschland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Die Niederschläge zwischen langen Trockenperioden sind eine Verschnaufpause für viele Grundwasserspeicher, erklärt Wasserwirtschaftsexpertin Martina Flörke von der Ruhr-Uni Bochum gegenüber dem SWR. Selbst während eines nassen Winters werden die Pegel nicht wieder vollständig aufgefüllt.
Grundwasserpegel fallen immer dann, wenn die Menschen mehr Wasser entnehmen, als neu gebildet wird, weiß der Biologe Nikolaus Geiler aus Freiburg. Höhere Temperaturen führen dazu, dass immer mehr Wasser verdunstet. Immer häufiger fallende Starkregen fließen einfach ab. Das Wasser kommt nicht mehr im Grundwasser an. Weil immer mehr Flächen versiegelt werden, kann das Wasser nicht mehr vom Boden aufgenommen werden. Stattdessen werden Straßen und Keller überflutet, wie etwa in Südhessen, wo es Mitte September stark regnete.
Der Klimawandel setzt auch Quellen, Bächen und Seen in den Mittelgebirgen zu. Die Wälder im Südwesten etwa leiden schon seit Jahren unter Wassermangel, weshalb sie anfälliger für Krankheiten und den Borkenkäfer sind. Im Schwarzwald wurde das Vieh auf Bauernhöfen in den Dürresommern 2018 bis 2020 mit Hilfe von Tanklastern mit Trinkwasser versorgt.
Die Wasserversorgung wird komplizierter
Im rheinhessischen Hügelland etwa reicht das Grundwasser seit langem nicht mehr aus, um Dörfer und Kleinstädte wie Alzey mit Wasser zu versorgen. Ohne Uferfiltrat aus dem Rhein kommt die Region nicht mehr aus. Inzwischen wird Wasser aus Wasserwerken aus dem Oberrheingraben ins rheinhessische Hügelland geleitet. Doch auch im Oberrheingraben fallen im Sommer immer wieder Gewässer trocken.
Während einer Dürre zapfen Bauern etwa das Zehnfache der genehmigten Wassermengen ab, um ihre Felder zu beregnen, vermutet Gewässerexperte Holger Schindler. Gerade dann müsse mit dem vorhandenen Wasser sparsam umgegangen werden. Der Gewässerbiologe aus Elmstein in der Pfalz schlägt eine gezielte Tröpfchenbewässerung vor.
Zudem brauche es ein Dürre-Management, ähnlich wie im Mittelmeerraum. Hier gebe es verschiedene Warnstufen, bei denen bestimmte Maßnahmen, wie zum Beispiel einen Swimmingpool zu füllen, nicht mehr erlaubt seien. Diskutiert werden zudem größere Wasserspeicher, Fernleitungen sowie Renaturierung von Auen, um mehr Wasser in der Landschaft zu halten.
Für Gartenbesitzer macht sich in jedem Fall die Installation einer Zisterne bezahlt, die das Regenwasser im Umfang von 3.000 bis 5.000 Litern auffangen kann. Anfänglich hohe Investitionskosten amortisieren sich über kostenlosen Wasserverbrauch und den geringere Abwasserkosten.
Eine Menge an Trinkwasser rauscht auch täglich durch Wassertoiletten. Dabei gibt es gerade für Wohnhäuser moderne Regenwasserspeicher, um Wasser für Toiletten oder Waschmaschinen zu nutzen. Eine Regenwasseranlage am Haus etwa kann bis zur Hälfte wertvolles Trinkwasser einsparen. Darüber hinaus installieren Gartenbesitzer in ihren Gärten immer häufiger Komposttoiletten.
Kalifornien: 40 Prozent des Wassers geht in die Landwirtschaft
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Trockenheit im Westen der USA sprechen Wissenschaftler der Universität von Kalifornien inzwischen von einer Jahrtausend-Dürre. Anhand des Wuchses von Baumringen erforschten sie vergangene Dürreperioden. Je schmaler die Ringe, desto extremer waren die Wetterbedingungen.
Seit 1200 Jahren sei es nicht mehr über einen so langen Zeitraum so trocken gewesen. Die Trockenheit könnte noch weitere zehn Jahre andauern – mit verheerenden Waldbränden, schneefreien Bergkuppen und verdorrenden Feldern. Ob der Bergsee Lake Tahoe an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada über den Großen Salzsee in Utah bis hin zum Lake Mead - viele der einstigen majestätischen Seen könnten während der nächsten Jahrzehnte bald verschwunden sein, wie Satellitenbilder zeigen.
Abnehmende Schneeschmelze als Folge des Klimawandels ist nur ein Grund für das Schrumpfen der Binnengewässer. Weit drastischer ist die Entnahme von Wasser durch Menschen, etwa, um Felder zu bewässern oder boomende Mega-Städte mit Trinkwasser zu versorgen. Im Lake Mead etwa, 50 Kilometer südöstlich von Las Vegas an den Grenzen zu Arizona und Nevada sammelt sich das Wasser des Colorado River, der den Westen der USA bis nach Mexiko mit Tinkwasser versorgt.
Mit seinem Wasser werden landwirtschaftliche Nutzflächen in Arizona, Nevada und Kalifornien bewässert. Gleichzeitig dient er der Erzeugung von Wasserkraft. Doch der See schwindet zusehends. Lag der Stand 2012 noch bei 342 Meter über dem Meeresspiegel, so ist er inzwischen auf 318 Meter gefallen, dem niedrigsten Pegel seit seiner Erstbefüllung im Juli 1941. Experten gehen davon aus, dass die Stromerzeugung am Hoover-Damm eingeschränkt werden muss, wenn der Pegel weiter sinkt. Zudem tauchen von seinem Grund so manche rostige Metallfässer wieder auf.