Flut und Dürre und Nahrungssicherheit

Seite 2: Lebensmittelverschwendung setzt Klima unter Druck

Während Millionen Menschen hungern, gehen jedes Jahr weltweit 2,5 Milliarden Tonnen Lebensmittel verloren. Insgesamt 40 Prozent der weltweit erzeugten Lebensmittel erreichen nicht mehr die Teller der Konsumenten.

Für ihre Herstellung werden rund viereinhalb Millionen Quadratkilometer, also die Fläche der gesamten Europäischen Union, weltweit beansprucht, heißt es in einem aktuellen Bericht, der im Juli von der Umweltschutzorganisation WWF und dem britischen Lebensmitteleinzelhändler Tesco veröffentlicht wurde.

Während die FAO die Lebensmittelverschwendung bisher auf 1,2 Milliarden Tonnen schätzte, sind in den aktuell vorgenommenen Schätzungen die Verluste vor, während und nach der Ernte bzw. vor der Schlachtung mit eingerechnet. Demnach summieren sich die Lebensmittelverluste insgesamt auf 2,5 Milliarden Tonnen. Gleichzeitig sind Volumen und Aufwand der Lebensmittelproduktion innerhalb der letzten zehn Jahre deutlich gestiegen.

Die Produktion von Lebensmitteln verbraucht viel Land, Wasser und Energie. Das betrifft auch diejenigen Lebensmittel, die während der Produktion entlang der Lieferketten verloren gehen oder in den Müll wandern. Bisherigen Schätzungen zufolge sind Lebensmittelabfälle für acht Prozent der Treibhausgase verantwortlich.

Laut der aktuellen Daten beanspruchen sie zehn Prozent aller Treibhausgasemissionen - das Doppelte der Emissionen, die von den in den USA und Europa aller in einem Jahr gefahrenen Autos erzeugt werden. Daher ist schon allein aus Gründen des Klimaschutzes die Verschwendung von Lebensmitteln nicht mehr zu verantworten.

Interessanterweise werden Verluste, die vor und während der Ernte oder der Aufzucht von Tieren entstehen, in vielen Ländern - auch in der EU-Abfallrahmenrichtlinie - gar nicht als Lebensmittelabfälle definiert. Nicht erfasst sind zum Beispiel Lebensmittel, die als Tierfutter oder für die industrielle Nutzung verwendet werden. Felderzeugnisse, die optisch nicht den optischen Qualitätsanforderungen des Handels entsprechen, werden aussortiert.

So landen tonnenweise Scheiben von frisch gebackenem Toastbrot im Tierfutter statt in der menschlichen Ernährung, kritisiert WWF-Ernährungsexpertin Tanja Dräger de Teran. Und wenn Erzeugerpreise zwischenzeitlich fallen, pflügen Landwirte das Erntegut einfach unter, denn das ist billiger, als es kostenaufwändig zu ernten.

Um realistische Zahlen zu erhalten, müsse die gesamte Lebensmittelversorgungskette in den Blick genommen werden.