Fox News: Panische Angst vor der politischen Basis

Tucker Carlson auf Tour. Bild (2020): Gage Skidmore/ CC BY-SA 2.0

Elitäre News-Macher und Einschaltquoten: Was die Propagandamaschinerie des US-Senders mit Trump gemein hat - außer einer Neigung zu Fake News und Mythomanie.

Die US-Medien sind abermals vorrangig mit sich selbst beschäftigt. Derzeit dreht sich der "Newscycle" um Fox News- Moderator Tucker Carlson. Zuletzt provozierte der prominente Nachrichtensprecher, durch seinen Beitrag zu den Ereignissen am 6. Januar, eine direkte Reaktion des Weißen Hauses.

"Sturm auf das Kapitol": Umdeutungen und "Lügen"

Carlson hatte durch den Mehrheitsführer des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, Videomaterial erhalten, das den "Sturm auf das Kapitol" am 6. Januar 2021 dokumentiert. Der Fox News-Moderator nutzte diesen exklusiven Zugang zu Originalvideomaterial und seine Reichweite, um die Ereignisse zu einem friedlichen Protest enttäuschter Patrioten umzudeuten.

Weiterhin behauptete er, die von ihm ausgewählten Clips aus ca. 40 000 Stunden Videomaterial würden den definitiven Beweis dafür liefern, dass die offizielle Darstellung der Ereignisse vonseiten der Regierung der Demokraten gelogen seien.

Die Wahrheit liegt wahrscheinlich zwischen einem nur knapp gescheiterten Putsch und Carlsons Version der Ereignisse.

Doch auch wenn eine direkte Zurechtweisung eines Journalisten durch das Weiße Haus kein alltägliches Ereignis sind, gehört die gewohnt übertriebene Berichterstattung durch Fox News im Generellen und Tucker Carlson im Besonderen und die dazugehörigen Reaktionen liberalerer Medien fast schon zur Hintergrundmusik der US-Politik.

Vor kurzem hat der Fox News- Host aber auch noch auf andere Art und Weise für Schlagzeilen gesorgt. Im Zuge einer "Klage wegen Verleumdung" eines Wahlmaschinenherstellers gegen den Sender wurden in jüngster Vergangenheit Textnachrichten einiger Fox News-Mitarbeiter öffentlich gemacht, in denen Carlson seiner Verachtung für Donald Trump freien Lauf lässt.

In einem Text an einen Kollegen schrieb Carlson:

Wir sind kurz davor, Trump in den meisten Nächten ignorieren zu können. Ich kann es wirklich nicht erwarten. Ich hasse ihn leidenschaftlich, ich habe Peter Navarro heute aus Frustration angeschrien. Ich mag Peter eigentlich. Aber ich kann nicht mehr viel davon ertragen.

Tucker Carlson

Tucker Carlson und Co. glauben nicht unbedingt alles selbst

Dass Tucker Carlson und Co. nicht unbedingt alles selbst glauben, was sie so erzählen, sollte wirklich niemanden überraschen. Auch nicht, dass Vertreter der Oberschicht wie Tucker Carlson sowohl die Politiker verachten, die ihre Interessen vertreten, als auch das Publikum, welches von deren Rhetorik angezogen wird.

Denn um sozialchauvinistische Politik durchzusetzen, pflegen die Republikaner eben eine rechte kulturkämpferische Rhetorik, eine Taktik, mit der sich Tucker Carlson eigentlich bestens auskennen sollte.

Erben reicher Eltern

Auch aus persönlichen Gründen sollte der Fox News-Moderator eigentlich mehr Verständnis für Donald Trump haben. Sowohl Carlson als auch Trump sind die Erben reicher Eltern. Beide haben sich für eine Karriere in den Medien entschieden, nur dass Trump die Seinige eben in das Weiße Haus geführt hat.

Tucker Carlson hingegen versuchte zuerst seine Talente in den Dienst des Staates zu stellen. Laut New Yorker wurde seine Bewerbung bei der C.I.A direkt nach dem Collegeabschluss jedoch abgelehnt, und so entschied sich der Sohn aus gutem Hause für die nächstbeste Karriere: Journalismus.

Zuerst spielte Carlson die Rolle des anstrengenden konservativen Schnösels in Fliege, der allerdings bereit ist, mit Liberalen zu debattieren. CNN konzipierte die Sendung Crossfire um die andauernde Debatte zwischen Carlson und liberaleren Kollegen, eine Karriererichtung, die Carlson bald zu anstrengend wurde.

Vielleicht hatte aber auch Dailyshow-Moderator John Stewards Besuch in der Show mit der baldigen Absetzung der Sendung zu tun.

Kurz darauf landete Carlson in seinem jetzigen zu Hause Fox News, einem Ort, an dem er sich vor ernsthafter Kritik weitgehend sicher fühlen kann und nachdem sich Fox News-Moderator Sean Hannity aus dem Rampenlicht zurückgezogen hatte, wurde Tucker Carlson zum neuen Star des Senders.