Frankreich verschiebt Bau neuer Atomkraftwerke bis 2038

Kernkraftwerk in Frankreich

(Bild: ricochet64 / Shutterstock.com)

Frankreichs Atompläne geraten ins Stocken. Statt 2035 soll der erste neue EPR2-Reaktor erst 2038 ans Netz gehen. Wird Macrons "nukleare Renaissance" zum Milliardengrab?

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die Kernenergie zu einem Eckpfeiler seiner Energiepolitik erklärt. Doch die von ihm angekündigte "Renaissance der französischen Kernenergie" gerät ins Stocken. Wie der Rat für Nuklearpolitik (CPN) bei seiner letzten Sitzung am 17. März 2025 mitteilte, wird der erste neue Reaktor des EPR2-Programms nicht wie geplant 2035, sondern frühestens 2038 ans Netz gehen.

Ehrgeiziges EPR2-Programm: Sechs neue Atomreaktoren geplant

Das EPR2-Programm sieht zunächst den Bau von sechs neuen Kernkraftwerken an drei bestehenden Standorten vor: Penly, Gravelines und Bugey. Bei den geplanten Atommeilern handelt es sich um eine abgespeckte Version des aktuellen EPR-Designs, wie es beim umstrittenen Reaktor Flamanville 3 zum Einsatz kommt. Die Leistung der neuen EPR2-Reaktoren soll jeweils 1.650 Megawatt betragen.

Doch das Mammutprojekt zur Stärkung der Kernenergie in Frankreich ist ins Stocken geraten. Laut dem französischen Rechnungshof ist die technische Reife für das EPR2-Programm bisher "unzureichend". Die Behörde warnt, dass die prognostizierte Rentabilität des EPR2-Programms unbekannt bleibe.

Kosten für EPR2-Programm explodieren – Finanzierung unklar

Ein Grund für die Verzögerungen sind die explodierenden Kosten. Ursprünglich war für die sechs neuen Atommeiler ein Budget von 51,7 Milliarden Euro veranschlagt worden. Inzwischen sind die Kostenschätzungen laut Rechnungshof um 30 Prozent auf 67,4 Milliarden Euro gestiegen – Tendenz weiter steigend. In Preisen von 2023 wären das fast 80 Milliarden Euro.

Wie diese Summe finanziert werden soll, ist bisher unklar. Mindestens die Hälfte der Baukosten soll über staatlich subventionierte Darlehen abgedeckt werden. Zudem ist eine staatlich garantierte Einspeisevergütung für den Atomstrom von maximal zehn Cent pro Kilowattstunde im Gespräch. Die genaue Höhe und die Koppelung an die Inflation müssen aber noch mit der EU-Kommission verhandelt werden.

Der Rechnungshof mahnt, die endgültige Investitionsentscheidung für das EPR2-Programm zurückzuhalten, bis die Finanzierung gesichert ist. Andernfalls drohten ähnliche Kostenexplosionen und Verzögerungen wie bei den bisherigen EPR-Reaktoren in Finnland, Großbritannien und Frankreich.

Allein der EPR-Reaktor im französischen Flamanville ging 2023 mit 13 Jahren Verspätung ans Netz. Die Kosten vervierfachten sich von ursprünglich 3,3 auf über zwölf Milliarden Euro. Ähnliche "Abweichungen" befürchtet der Rechnungshof nun auch beim EPR2-Programm.

Macron hält trotz Kritik an Atomplänen fest

Trotz der Warnungen hält Präsident Macron an seinen Plänen zur Stärkung der Kernenergie fest. Der Rat für Nuklearpolitik bekräftigte "den strategischen Charakter der nuklearen Renaissance in Frankreich". Diese sei in Einklang mit den 2022 gesetzten energiepolitischen Zielen.

Macron sieht in der Kernkraft einen Weg, die Energieversorgung des Landes zu sichern und gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen. Frankreich deckt bereits heute rund 70 Prozent seines Strombedarfs aus Kernenergie. Dieser Anteil soll langfristig auf 50 Prozent sinken, bleibt damit aber im internationalen Vergleich sehr hoch.

Kritiker bezweifeln jedoch, dass neue Kernkraftwerke schnell genug gebaut werden können, um einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Sie verweisen auf die langen Bauzeiten und die hohen Kosten. Zudem sei die Entsorgung des Atommülls nach wie vor ungelöst.