Franz Beckenbauer: Nur einer kann der Kaiser sein

Seite 2: Der Weltoffenheitsmacher

"Ja gut, es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage." FB

Gibt es Zufälle? Jedenfalls sind es zwei bizarre Zufälle auf einmal, die den Tod von Franz Beckenbauer begleiten: Erst am Tag vor Beckenbauers Tod kam die Nachricht, dass Mario Zagallo gestorben ist.

Der Brasilianer Zagallo (1931-2024) war einer von nur drei Fußballern, denen es gelang, sowohl als Spielern, wie als Trainer Fußball-Weltmeister zu werden. Beckenbauer war der Zweite. Jetzt ist nur noch der Franzose Didier Deschamps übrig.

Der zweite bizarre Zufall war der, dass Beckenbauer genau am Tag vor der Ausstrahlung einer großen ARD-Dokumentation starb.

Die FAZ nannte den Film, vier Tage vor Beckenbauers Tod, einen "Nachruf zu Lebzeiten". Und schrieb weiter:

Die 31 Tage vom 9. Juni bis zum 9. Juli 2006 waren vielleicht die unbeschwertesten Wochen in der deutschen Geschichte. Ermöglicht hat sie Franz Beckenbauer. Als Chef des Organisationskomitees der Heim-WM hat er dem Land ein rauschendes Fest ohne Kater beschert.

Die Nation, die endlich von der Welt geliebt werden wollte, war für einmal mit sich selbst im Reinen. Und der Mann, der schon als Spieler und als Trainer Fußball-Weltmeister geworden war, war jetzt auch noch der Weltoffenheitsmeistermacher.

FAZ

Erfinder der Freiheit

Ich habe noch nie eine große Rede gehalten. Ich habe immer nur gesagt, was mir gerade eingefallen ist.

FB

Beckenbauer war der erste Abwehrspieler, der den Ballon d'Oro als bester Fußballer der Welt gewann. Aber war ja überhaupt ein Abwehrspieler? Er interpretierte seine Aufgabe frei. Kein Abräumer, kein Spielgestalter, sondern ein Mann mit allen Freiheiten, der das Spiel überblickt.

Er erfand den "Libero", den "Freien", um selbst frei zu sein, sich der Zwänge auf dem Spielfeld zu entledigen und machen zu können, was er gerade wollte. So wie später als Teamchef, WM-Gastgeber, Weltfußballstrippenzieher. Voller Gespür, was möglich war, nahm er sich die Freiheit – a bisserl was geht immer. Und immer a bisserl was mehr.

Von Beckenbauer lernen, heißt das Leben lernen.

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