Fridays for Future weltweit: "Keine leeren Versprechen mehr!"
Siebter globaler Klimastreik lief "coronakonform" mit Abstand und großflächigen Botschaften. Parteienwerbung war mangels Vertrauen tabu
Nur eine Dreiviertelstunde lang waren die Malereien von Fridays for Future am frühen Nachmittag auf der Berliner Oberbaumbrücke zu sehen, bevor die Straßenreinigungsmaschinen anrückten. Wegen der Corona-Pandemie war an diesem Freitag die Teilnehmerzahl der Aktionen zum globalen Klimastreik begrenzt, deshalb hatte die Jugendbewegung auf kreative Aktionsformen und großflächige Botschaften auf Straßen und Plätzen gesetzt.
Auf die Oberbaumbrücke malten sie den Schriftzug "Another World is Possible" ("Eine andere Welt ist möglich") und kunstvoll illustrierte Parolen wie "Globale Gerechtigkeit", "Solidarität" und "Erneuerung". Zeitgleich gab es in der Hauptstadt eine "Antikapitalistische Fahrraddemo" vom Alexanderplatz zum Potsdamer Platz.
Anders als das Brückengemälde in Berlin, das bereits jetzt nur noch auf Drohnenfotos zu sehen ist, soll in Hamburg der Schriftzug "Wir alle für 1,5 Grad" auf einer zentralen Einkaufstraße noch vier Wochen lang zu erhalten bleiben, wie die Aktiven von Fridays for Future in der Hansestadt via Twitter mitteilten.
Trotz des enger werdenden Zeitfensters für effektive Klimaschutzmaßnahmen wehrt sich die Bewegung vehement dagegen, dass das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad aufgegeben wird. Fridays for Future München ging mit einer großflächigen Botschaft auf die leeren Versprechungen führender Politiker ein: Die Gruppe hängte dort ein ein 60 Meter langes Transparent mit der Aufschrift "No More Empty Promises" an einem Zaun des Olympiaparks auf.
In Köln war zu "coronakonformen" Kundgebungen mit Masken und Abstand aufgerufen worden. Auch Fahrradkorsos gab es in mehreren Städten, darunter Münster und Lübeck - insgesamt sprachen die Organisatoren von rund 270 Aktionen bundesweit.
Weltweit organisierte die Klimaschutzbewegung nach eigenen Angaben in knapp 70 Ländern und rund 800 Städten Aktionen. Die Parole "Keine leeren Versprechen mehr" war dabei in einem Turiner Park auch auf Italienisch in großen Lettern zu lesen. Auch in nichtwestlichen Ländern wie Bangladesch und Pakistan beteiligten sich mehrere Ortsgruppen der Jugendbewegung.
Unterstützung erhielt Fridays for Future erneut von zahlreichen Organisationen und Wissenschaftlern. Unter anderem beteiligten sich Polarforscher des Alfred-Wegener-Instituts an der deutschen Antarktisstation Neumayer III via Twitter demonstrativ.
Der heutige globale Klimastreik war bereits der siebte insgesamt. Einen Teilnehmerrekord hatte es in Deutschland mit rund 1,4 Millionen Menschen am 20. September 2019 gegeben. In Zeiten der Pandemie konnte dies kein Vergleichsmaßstab sein, verlässliche Zahlen lagen an diesem Freitagnachmittag noch nicht vor. Die Organisatoren zeigten sich aber zufrieden mit der Teilnahme an den "rund 270 kreativen, coronakonformen Protestaktionen". Auch die Beteiligung an digitalen Aktionsformen sei enorm gewesen.
Mit Blick auf die Bundestagswahl 2021 wollen deutsche Aktivistinnen der Bewegung für keine Partei werben. Auf die Frage der Frankfurter Rundschau, ob sie sich für eine bestimmte Partei ausspreche - "die Grünen zum Beispiel" - antwortete die Aktivistin Carla Reemtsma kurz und knapp: "Nein."
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