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Frieden dem Norden

Harald Neuber

SNMG2-Schiffe eskortieren Anfang 2018 eine amphibische Einsatzgruppe in den norwegischen Moldefjorden wÀhrend des Nato-Manövers Trident Juncture. Bild: Nato, CC BY-NC-ND 2.0

Arktis-Konferenz: USA und Russland ĂŒben ZurĂŒckhaltung. Doch die Frage der MilitĂ€rprĂ€senz birgt Konfliktpotenzial. Von der Bundesregierung kommen widersprĂŒchliche Signale

Mit selten verhaltenen Tönen und Appellen an die internationale Kooperation ist in der islĂ€ndischen Hauptstadt Reykjavik die PrĂ€sidentschaft des Arktischen Rates von den Gastgebern nach zwei Jahren turnusgemĂ€ĂŸ an Russland ĂŒbergeben worden. Die Region ist wegen bestehender und potenzieller Handelsrouten sowie Rohstoffvorkommen vor allem zwischen den GroßmĂ€chten USA und Russland umkĂ€mpft – beide Staaten grenzen an die Polarregion.

Bei der Tagung des Arktischen Rates stand daher neben der Sorge um die ErwĂ€rmung der nördlichen Polkappe die umstrittene Militarisierung im Vordergrund. Auch Deutschland behĂ€lt sich als Nato-Mitglied die Entwicklung und Forcierung sicherheitspolitischer Projekte in der Arktis vor und schafft dafĂŒr militĂ€rische Grundlagen. Das geht aus den Antworten auf eine Kleine Anfrage im Bundestag vor, die Telepolis vorlag.

Gegen Ende der islĂ€ndischen RatsprĂ€sidentschaft appellierte Außenminister Thor Thordarson daher gegen eine MilitĂ€rprĂ€senz in der Arktis. Von den fĂŒnf Anrainerstaaten mit unmittelbarem KĂŒstenzugang – USA, Russland, Norwegen, Kanada und DĂ€nemark – gehören alle außer Russland der Nato an, deren Mitgliedsstaaten wiederholt die Stationierung von MilitĂ€r Russlands kritisiert haben.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte diese AnwĂŒrfe schon vor der Konferenz in Reykjavik zurĂŒckgewiesen. "Wir hören Wehklagen darĂŒber, dass Russland militĂ€rische AktivitĂ€ten in der Arktis aufbaue. Allen ist schon lange bekannt, dass dies unser Territorium, unser Land ist. Wir sind dafĂŒr verantwortlich, dass unsere arktische KĂŒste sicher ist, und alles, was unser Land tut, ist absolut legal und legitim", zitierte die deutschsprachige russische Nachrichtenseite snanews.de Lawrow [1]. Der "Vormarsch" der Nato in der Arktis hingegen sei nicht zu rechtfertigen.

Deutschland plant Eisbrecher fĂŒr die US-KĂŒstenwache

Die militĂ€rische Hoheit ĂŒber die Arktis bewegt Russland, die Nato und die drei unabhĂ€ngigen Mitglieder des Arktischen Rates seit Jahren. Auch die Bundesregierung, die in dem Gremium einen Beobachterstatus innehat, beteiligt sich an entsprechenden Planungen des Nordatlantikpaktes. "In Deutschland gibt es ein Projekt zu (der Entwicklung von) Eisbrechern in der Arktisregion", heißt es in den noch nicht veröffentlichten Antworten auf eine Kleine Anfrage im Bundestag [2].

So werde von der deutschen Seite das strukturelle Design der nĂ€chsten Generation von "Polar Security Cuttern" fĂŒr die US-KĂŒstenwache erstellt. Diese Schiffe sollen eine von der Internationalen Schifffahrtsorganisation zertifizierte Eisklasse haben. "Die Mehrzweck-Behördenfahrzeuge sind fĂŒr Forschungsaufgaben, aber auch fĂŒr ĂŒbliche Sicherheits- und Sicherungsaufgaben ausgestattet", heißt es vonseiten der Bundesregierung, die die SeeraumĂŒberwachung als ein Einsatzbeispiel anfĂŒhrt.

Noch vor gut zwei Jahren hatte die Bundesregierung beteuert [3], ihr Handeln darauf auszurichten, "Krisenpotentiale und Konflikte in der Arktisregion frĂŒhzeitig zu erkennen und einzudĂ€mmen". Zugleich hatte die Bundeswehr in strategischen Überlegungen aber schon eine friedliche Zukunft der Arktis in Zweifel gezogen [4] und vor einem militĂ€rischen Kontrollverlust gewarnt.

In Reykjavik plĂ€dierte Lawrow nun dafĂŒr, die MilitĂ€rprĂ€senz - anders als bisher - auch auf die Agenda des Arktischen Rates zu setzen. Er sehe dabei "kein Konfliktpotenzial", sagte Moskaus Chefdiplomat. "Wir sind froh, dass die Mehrheit unserer Partner auch diese Position vertritt", fĂŒgte er an. Die Mehrheit, das meinte nicht die USA als fĂŒhrende Nato-Macht.

Die Frage der Militarisierung der Arktis bewegt auch den Linken-Außenpolitiker Andrej Hunko, der die Kleine Anfrage eingereicht hatte. Das deutsche Engagement in den Arbeitsgruppen des Arktischen Rates zum Schutz des arktischen Ökosystems sei eindeutig zu begrĂŒĂŸen, sagte Hunko am heutigen Freitag gegenĂŒber Telepolis. " Jedoch stehen diese BemĂŒhungen leider im offensichtlichen Widerspruch mit den militĂ€rischen AktivitĂ€ten der Bundeswehr im arktischen Raum [5].


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https://www.heise.de/-6052218

Links in diesem Artikel:
[1] https://snanews.de
[2] http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/286/1928602.pdf
[3] https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/arktis-bundesregierung-warnt-vor-militarisierung-a-1297380.html
[4] https://www.bundeswehr.de/resource/blob/140496/ee8dedd2c7039991f0c6adb60c10ab51/arktis-data.pdf
[5] https://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/199/1919973.pdf