Friedlicher als der Bundestag
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160 Mitglieder eines Bürgerrats zu "Deutschlands Rolle in der Welt" haben progressivere Konzepte als Berufspolitiker entwickelt. Doch was macht das Parlament aus den Empfehlungen?
Auf Vorschlag des Ältestenrates des Deutschen Bundestags haben rund 160 per Losverfahren ausgewählte Mitglieder eines sogenannten Bürgerrats über das recht allgemeine Thema "Deutschlands Rolle in der Welt" beraten. Organisiert vom Verein Mehr Demokratie unter Schirmherrschaft des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) debattierten die Ratsmitglieder über Themen deutscher Außenpolitik. Also auch über die Probleme, die die Bevölkerung des Nordens den Menschen im Globalen Süden bereitet; über Krieg und Frieden und wie man mit China umgehen sollte.
Bei der Aussprache wurden den Bürgerratsmitgliedern Fachleute zur Seite gestellt, die von drei im Dunstkreis der Bundes- und Landespolitik tätigen Instituten zu Rate gezogen werden. Diese Rolle kam dem in Berlin ansässigen Nexus-Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung, dem Institut für Partizipatives Gestalten (IPG), einer GmbH aus Oldenburg, und dem Bensheimer Ifok-Institut zu. Diese drei Organisationen suchten die Experten aus.
Bürgerräte gegen Krieg
Die Ergebnisse sind dennoch erstaunlich. Zum Beispiel im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik, in dem die Anzahl der Nato-Freunde unter den zu Rate gezogenen Wissenschaftlern und anderen Experten deutlich die Anzahl jener der Friedensbewegung zugeneigten überstieg.
Die Notwendigkeit einer Armee, also der Bundeswehr, wurde nicht in Zweifel gezogen. Auch das Zwei-Prozent-Ziel der Nato wurde akzeptiert. Doch sollen dabei feste Quoten für humanitäre Hilfsmaßnahmen (auch von zivilgesellschaftlichen Organisationen) "sowie akute zivile Maßnahmen im Rahmen von Nato-Einsätzen eingerechnet werden", heißt es in den Empfehlungen.
Als Voraussetzung für ein militärisches Engagement außerhalb Deutschlands solle ein gültiges Mandat eines internationalen Bündnisses, dem Deutschland angehört, notwendig sein, also etwa der UN, Nato oder EU.
Dabei müssen nach Ansicht der Bürgerräte "diplomatische Mittel vor einem militärischen Einsatz ausgeschöpft werden". Wirtschaftliches Eigeninteresse dürfe nicht der Grund für ein militärisches Engagement sein. Die Bundeswehr solle sich in Einsatzgebieten nach Möglichkeit in nicht-kämpfenden Bereichen wie Gesundheit, Schutz ziviler Einsatzkräfte, Technik, Versorgung, Cybersicherheit, der Vermittlung zwischen Konfliktparteien oder Diplomatie engagieren "und so die Erwartungen der Bündnispartner an Deutschland auf andere Weise erfüllen".
Ziel des Engagements soll nach Ansicht der Bürgerräte der Aufbau von Demokratie und notwendigen Infrastrukturen ebenso sein wie die Sicherung ziviler Dienste, die Verbesserung der humanitären Situation oder auch der Katastrophenschutz. "Präventive Maßnahmen sollten immer den Vorrang haben", so die Arbeitsgruppe "Frieden und Sicherheit".
Damit sind die 160 per Losverfahren ausgesuchten Bürger ungleich friedlicher als die Mehrheit der Bundestagsabgeordneten.
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