Funkende, kleine Kästen und andere Klone
Die Zukunft auf der CeBIT
Die CeBIT 2001 war wieder ein voller Erfolg. Mehr als 830.000 Besucher strömten auf das hannoversche Messegelände, um die neusten Entwicklungen im IT- und Kommunikationssektor zu bestaunen. Aus diesem Grund wird die CeBIT im nächsten Jahr wieder um einen Tag verlängert und dann vom 13. bis 20 März 2002 stattfinden. Im Mittelpunkt der diesjährigen CeBIT standen die Miniaturisierung der Geräte, die drahtlose Vernetzung über Funk mittels Bluetooth und zum Teil skurrile Multifunktionshandys. Besonders belohnt wurden die Messebesucher durch die Vielzahl von PDAs, die immer bunter und wandelbarer werden. Neu war auch der Schulterschluss von New und Old Economy. Nicht die Börsenkrise war das Thema, sondern die Perspektiven für die Zukunft.
Wer Schnee, Regen und der Kälte trotzte, konnte - wenn er nur groß genug war - in den Messehallen in Hannover einen kurzen Blick auf die neuste Technologie erhaschen. Besonders die Stände von Markenfirmen platzten wie immer aus allen Nähten. Nie wieder will ich zum Beispiel etwas gegen die Telekom hören, denn trotz allem kritischen Netzrauschen in unzähligen Onlineforen, der riesige Stand war immer rappelvoll.
Hier zeigte sich auch schon die erste Sensation: Die Telekom bringt ein Webpad auf den Markt. Das Sinus Pad erlaubt dem User ein schnurloses Surfen im Netz. Für nur 2.249,95 DM kann man sich mit dem knapp ein Kilo schweren Pad ganze 30 Meter(!) von der Basisstation entfernen. Zwar muss man sich diese neue Freiheit noch für ISDN- oder T-DSL-Anschlüsse mit einer zusätzlichen Hardware erkaufen, doch richtig kann es einem keiner erklären, was man mit diesem schweren Gerät wirklich machen soll.
Der menschliche Klon braucht dringend Stiftfinger, neue Ohren und einen ausfahrbaren Arm
Richtige Höhepunkte hatte die diesjährige CeBIT nicht zu bieten. Hannover ist längst nicht mehr der Platz, wo die technologischen Highlights vorgestellt werden. PDA's werden immer bunter und kleiner, so dass man sich schon fragt, wer solche kleinen Finger hat, um die immer gleichen Oberflächen zu bedienen. Wahrscheinlich will man so nur eine umfassende Fingerabdruckdatei anlegen, um endlich alle männlichen Technikfreaks zu erfassen. Aber anschlussfreudiger sind diese kleinen Organizer inzwischen geworden. Nun gibt es Speicher satt, eine Kamera kann einfach aufgesteckt werden und schnell ist aus dem Gerät auch ein Telefon geworden. Dann können sogar noch die Ohrmuscheln abgebildet und gespeichert werden.
Palm sieht riesige Zuwachsraten für die kleinen Geräte, die eigentlich immer noch Terminplaner, Adressbücher und Taschenrechner sind. Doch durch die Kommunikationsmöglichkeiten sollen jetzt neben Internetanwendungen auch noch Bildchen durch die Gegend getragen werden. Selbst Bücher wird man demnächst auf den PDAs lesen dürfen. Hoffentlich werden die Lesebrillen gleich mitgeliefert. Und zur Not kauft sich der moderne Anwender eine gleich schwere Tastatur dazu und kann seine eigenen Bücher auf dem Minibildschirm schreiben. Der neue Vibrationsalarm wird ihn dann schon wieder aus den Träumen reißen.
Mit dem Ohr werden in den nächsten Jahren evolutionäre Veränderungen einhergehen, denn das alte Telefon oder Handy am Ohr wird aus dem Stadtbild verschwinden. Stattdessen wird es für den modischen Manager neue Ohranhänger geben. Dem Blaubart Bluetooth sei Dank, dass demnächst das kleine Kabel für den Kopfhörer verschwinden wird. Dafür muss am Ohr allerdings ein Bügel mit einem kleinen Empfangskästchen nebst Kopfhörer befestigt werden. Das Sendekästchen dagegen muss noch in einer Anzugstasche verstaut werden. Das hörende Ohr wird überdeckt von einem aluminiumfarbigen Gehäuse in den Maßen 3 x 2 x 1 Zentimeter. Hoffentlich lassen sich die Hersteller noch ein Ausgleichsgewicht für das andere Ohr einfallen, denn sonst können sich die Orthopäden auf volle Wartezimmer einstellen.
Überall um uns herum sind wir von Funkwellen umgeben, deshalb scheint es nichts auszumachen, wenn wir nun noch die Bluetooth-Technik hinzubekommen. Ganz ausgereift präsentiert sich die Technik bislang nicht, denn Gerüchten zu Folge soll manche Mikrowelle das Essen dann schon langsamer aufgewärmt haben. Doch angesichts des herrschenden Kabelsalates an den Schreibtischen wird sich diese Technik durchsetzen. Auf der CeBIT hatte man die gesamte Halle 13(!) mit einem Bluetooth-Netzwerk ausgestattet und stellte Leihgeräte zur Verfügung, um diese Neuheit in Arbeitszusammenhängen präsentieren zu können. Bis zu 10 Meter Funkstrecke kann Bluetooth überbrücken und so durfte mit Headsets, Handys, Organizern oder Druckern kommuniziert werden. Zukunft in der Gegenwart, denn sobald man sich einem Infoterminal näherte, wurden die Infos auf den PDA geladen. So stelle ich mir das Einkaufen der Zukunft vor, das PDA in der Hand und die besten Sonderangebote springen auf mein PDA, buchen die Summe gleich vom Konto ab und ich darf dann den ganzen Kram nach Hause schleppen. Denn der Bluetooth-Haushalts-Roboter wurde wieder nicht auf der CeBIT vorgestellt.
Einen ganz langen Arm muss man zukünftig haben, um zu telefonieren. Denn entweder soll man auf den neuen Kleingeräten oder auf dem Handy den neuesten Videofilm sehen oder seinem Gesprächspartner das eigene Bild unter die Nase reiben. Doch wie soll man gleichzeitig Toningenieur und Kameramann sein? Ich stell mir schon die typische deutsche Hausfrau beim Shoppen vor, die mal eben im Büro anruft und dem Göttergatten das neue Kleid am Handy zeigt. Ganz nebenbei darf sich die Gattin noch über die Kalorientabelle oder den Zykluskalender im neuen Handy freuen. MP3-Songs mit dem Handy zu lauschen, gehört bald auch zur Standardausrüstung, denn den Kopfhörer wird man ja nicht mehr ohne Gleichgewichtsstörungen abnehmen können.
Zukunftsaussichten
In Zukunft werde ich immer wissen, an welchem Standort ich mich gerade aufhalte. Mittels GPS für alle Kleingeräte - egal ob PDA oder Handy - ist immer eine Orientierung gegeben. Doch GPS soll revolutioniert werden und kann mir in Zukunft gleich den nächsten Supermarkt und die schnellste erreichbare Apotheke nennen. Selbst den einsamen Herzen der Handybesitzer, die nie angerufen werden, wird so geholfen, denn eine freundliche Stimme führt den Handyinhaber durch die Straßen und erläutert die Sehenswürdigkeiten. Und wenn wir noch zehn Jahre warten, können wir Dank Sprachsteuerung und KI auch einen netten Plausch mit unserer virtuellen Fremdenführerin halten.
Ganz nebenbei darf ich dann aus Rom meine heimatliche Heizung per Voicecommand einschalten und mir endlich das Gefühl vermitteln lassen, dass mir doch jemand aufs Wort genau gehorcht. Ganz im James-Bond-Stil kommt mein Auto um die Ecke und fährt mich sprachgesteuert zur nächsten Sehenswürdigkeit oder endlich nach Hause. Schließlich kann ich mir auf dem PDA doch die ganze Welt in Wort und Bild auf die Hand holen und den Espresso gibt es inzwischen auch nebenan. Natürlich kostet so viel Information und Wissen Geld, aber dafür kann ich auch den Übersetzungsservice anrufen und mir schnell mal eine Vokabel für nur 20 Cent übersetzen lassen. Während ich die schöne neue Welt fleißig bezahle, lassen es sich die Börsianer gut gehen.
Der Börsianer-Klon
Manche gehen eben den Aktien-Bach runter, während andere sich ihre Hände reiben und immer noch auf den mitreißenden Strom warten. Die Geldmaschine des Neuen Marktes, die www.boerse.de/, sieht dem Aktientrend allen Aussagen nach gelassen entgegen. Ganz abgeklärt spricht dieser Klon von Konsolidierungsmaßnahmen des Marktes. Den Markt sähe man längst noch nicht gesättigt, nur müsse man zur Zeit wieder kleinere Brötchen backen, um für neue Ideen an die Geldgeber heran zu kommen. Schluss ist auch mit neuen Begrifflichkeiten.
Die "New Economy" gibt es auf einmal nicht mehr, weil die Internetfreaks gemerkt haben, dass man an den Interessen der Alten nicht vorbeikommt. Anpassen und den berühmten Bückling machen, scheint zu den erweiterten Qualitäten der Börsianer-Klone zu gehören. Diese Haltung passt eben besser zur Kurve der aktuellen Börse. Verhaltene Töne waren auf der CeBIT zu hören: "Die Gründerszene ist also eindeutig reifer geworden. Branchen- und Managementerfahrung zählen inzwischen ebenso viel wie jugendlicher Elan, unternehmerische Flexibilität und Teamgeist. Und E-Business-Erfolg hat nicht zuletzt etwas mit einer realistischeren Einschätzung der wirtschaftlichen Chancen und Risiken sowie der eigenen Stärken und Schwächen, verglichen mit denen der Wettbewerber und potenzieller Partner zu tun." Gesprochen wurden diese denkwürdigen Sätze von Dr. Ekkehard Franzke anlässlich der Vorstellung des New Business Network Germany (nbng), dass sich als Meta-Netzwerk für die zweite Start-up-Generation versteht. Hier will man demnächst Gründer-Know-how vermitteln und den Business-Neueinsteigern einen Heimathafen anbieten.