Futter für die AfD? Lohnunterschiede zwischen Ost und West weiter gewachsen
Deutschland ist nach wie vor kein geeintes Land. Bei den Einkommen verläuft immer noch ein Riss zwischen Ost und West. So weit geht die Schere bei den Löhnen auseinander.
Wenn es eine Nachricht gibt, die jedes Jahr wiederholt werden muss, dann ist es diese: Noch immer geht ein Riss durch Deutschland. Auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung erhalten die Menschen in Ostdeutschland deutlich weniger Lohn als ihre Kollegen im Westen. Wohlgemerkt: für die gleiche Arbeit.
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete am Dienstag, dass die Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland im vergangenen Jahr noch größer geworden seien. Der Bericht beruft sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die die Linksfraktion im Bundestag angefordert hatte.
Danach lag der Durchschnittsverdienst von Vollzeitbeschäftigten im Westen bei 58.085 Euro brutto im Jahr, im Osten dagegen nur bei 45.070 Euro. Dies entspricht einer Lohnlücke von 13.015 Euro pro Jahr.
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Ein Jahr zuvor betrug der Lohnabstand noch 12.173 Euro zugunsten der Westdeutschen. Der Unterschied wird vor allem durch Sonderzahlungen erklärt, von denen die Beschäftigten im Westen im Jahr 2022 stärker profitierten. Im Jahr 2020 war der Verdienstunterschied mit 11.967 Euro noch geringer.
Für die aktuellen Löhne im Osten interessiert sich auch die Alternative für Deutschland (AfD). In einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung fragt die AfD nicht nur sehr detailliert nach der aktuellen Lohnentwicklung, sondern weist auch auf erhebliche regionale Unterschiede hin.
Dabei bezieht sie sich auf Werte aus dem Jahr 2021, wie sie in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) aufgeführt sind. In dem Papier rechnet die AfD mit dem Medianlohn, also dem Wert, der die Einkommen in zwei Hälften teilt. Die eine Hälfte der Einkommen ist höher, die andere niedriger.
In Ostdeutschland lag das Medianentgelt im Jahr 2021 demnach bei 3.007 Euro brutto im Monat, in Westdeutschland bei 3.626 Euro. Weiter heißt es in der Kleinen Anfrage:
Zwischen den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (2.785 Euro) und Hamburg (3.962 Euro) beträgt der Entgeltunterschied sogar 1.177 Euro bzw. 42,2 Prozent. Auch hinsichtlich der Anforderungsniveaus lassen sich zum Teil erhebliche Unterschiede feststellen. So erzielten ausgebildete Fachkräfte in Sachsen (2.619 Euro) ein niedrigeres Medianentgelt als ungelernte Helfer in Baden-Württemberg (2.646 Euro).
Daran scheint sich auch im Jahr 2022 nicht viel geändert zu haben. Kein ostdeutsches Bundesland erreicht das Niveau eines westdeutschen Bundeslandes. Und zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg hat sich die Lohnschere offenbar weiter geöffnet: Sie beträgt nun mehr als 21.000 Euro im Jahr.
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Die Linksfraktion bezeichnet die anhaltenden Lohnunterschiede als "politischen Skandal gegenüber den Ostdeutschen" und stellt einen Zusammenhang mit dem Erfolg rechtspopulistischer Parteien her.
Der Ostbeauftragte der Fraktion, Sören Pellmann, betonte, wenn ostdeutsche Vollzeitbeschäftigte im Schnitt 13.000 Euro weniger verdienten als ihre Kollegen im Westen, dürften sich Politiker nicht über hohe Werte der AfD wundern.
Die Linke fordert von der Bundesregierung konkrete Maßnahmen, um die Lohnungleichheit zu verringern. Pellmann betont, dass es nicht ausreiche, sich über die AfD zu empören, sondern dass konkrete politische Maßnahmen für soziale Gerechtigkeit notwendig seien.
Die Partei schlägt vor, ein Lohnangleichungsgesetz einzuführen, das unter anderem eine höhere Tarifbindung und einen Mindestlohn von 14 Euro vorsieht.
Außerdem fordert die Linke den Ostbeauftragten der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), auf, dafür zu sorgen, dass die Ostlöhne auch weiterhin bei der Rentenberechnung berücksichtigt werden. Die geplante Abschaffung dieser Regelung zum 1. Januar 2025 müsse gestoppt werden, um eine weitere Benachteiligung der Ostdeutschen zu verhindern.
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