Future Risks Report: Die größten Zukunftsängste der Deutschen
Klimakatastrophe und soziale Spannungen führen Ranking an. Warum es ein Versicherungskonzern erstellen lässt – und was Befragte selbst tun wollen.
In Politik und Medien mag es oft um fremde Mächte gehen, wenn von kommenden Gefahren die Rede ist. Mehr Zukunftsängste bereiten einem Großteil der Bevölkerung aber sowohl die Klimakatastrophe als auch zunehmende soziale Spannungen. Das zumindest geht aus dem aktuellen Future Risks Report des Versicherungskonzerns Axa in Köln hervor, über den die Nachrichtenagentur AFP berichtet.
Für 57 Prozent der dafür in Deutschland befragten Personen ist der Klimawandel ein schon heute "präsentes Risiko". 51 Prozent sagen dies über gesellschaftliche und soziale Spannungen. 82 Prozent stimmen der Aussage zu, dass "Ungleichheiten immer gravierender werden und zu zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen sowie sozialer Zersplitterung führen".
"Zunehmende Ungleichheit und steigende Lebenshaltungskosten"
Als wesentliche Ursache für gesellschaftliche Spannungen nehmen 33 Prozent der Befragten "zunehmende Ungleichheiten und steigende Lebenshaltungskosten" wahr.
Migration wird von insgesamt 29 Prozent als ein maßgeblicher Auslöser für gesellschaftliche Spannungen bewertet – allerdings hauptsächlich von Älteren. Während nur 16 Prozent der Befragten im Alter von 25 bis 34 Jahren diesen Faktor als wesentlich ansehen, sind es in der Altersgruppe ab 65 Jahren 39 Prozent.
"Geopolitische Instabilität" landet bei befragten "Expert:innen" im Risiken-Ranking auf dem zweiten Platz nach dem Klimawandel, bei Befragten aus der Gesamtbevölkerung nur auf Rang fünf.
Letztere betrachten Klimawandel, soziale Spannungen und Energieversorgungsrisiken als die drei größten Risiken der nächsten fünf bis zehn Jahre. 77 Prozent gehen davon aus, dass Politik und Behörden nicht ausreichend vorbereitet sind, um das Risiko des Klimawandels zu managen.
Nur 18 Prozent hoffen noch auf Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels
Bezogen auf die Klimakatastrophe sind Deutsche laut der Befragung im internationalen Vergleich besonders pessimistisch. Im Schnitt nehmen nur 47 Prozent der Befragten in 15 Ländern den Klimawandel als schon heute "präsentes Risiko" wahr – zehn Prozentpunkte weniger als in Deutschland.
Nur 18 Prozent halten es laut der Umfrage noch für wahrscheinlich, dass das 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen eingehalten werden kann. Auch der Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, Jochem Marotzke, hatte im September das Abkommen in diesem Punkt für faktisch gescheitert erklärt.
Die Bereitschaft, eigene Gewohnheiten im Alltag zu verändern, um den Klimawandel begrenzen oder wenigstens zu verlangsamen, ist laut der Umfrage dennoch vergleichsweise hoch.
44 Prozent der Befragten wollen demnach mit gutem Beispiel vorangehen und haben bereits Gewohnheiten verändert. 27 Prozent haben sich bereits Gedanken gemacht, was im eigenen Leben verändert werden könnte. 52 Prozent nennen energieeffizientes Heizen als sinnvolle Maßnahme, 36 Prozent die Nutzung energieeffizienter Geräte ebensoviele verminderten Fleischkonsum.
Zehn Prozent stimmten laut Axa der Aussage zu, individuelle Verhaltensänderungen für den Klimaschutz nicht als ihre Aufgabe anzusehen. Weitere zwölf Prozent glauben nicht, dass sie als Einzelpersonen etwas gegen den Klimawandel ausrichten können und finden, die Politik sollte dies mit entsprechenden Vorgaben regeln.
Versicherungsprämien steigen
Versicherungen sind wegen Extremwetterereignissen zunehmend gezwungen, sich mit den Risiken des Klimawandels auseinanderzusetzen, um mögliche Schadenssummen realistisch einzuschätzen und Beiträge anzupassen – die Branche gilt seit Jahren als "erhitzt". In Küstengebieten oder Regionen mit erhöhter Waldbrandgefahr werden die Prämien für weniger Wohlhabende zunehmend unbezahlbar.
Grundlage für den Axa Future Risks Report sind Umfragen der Institute Ipsos und Yougov in Deutschland. Parallel wurden vergleichbare Umfragen von der Versicherung auch in 14 anderen Ländern weltweit in Auftrag gegeben.
In Deutschland befragte Ipsos im Juni rund tausend Menschen, ergänzend wurden im Oktober rund 2.000 Personen von Yougov in einer separaten Erhebung zu ihren Ansichten zum Klimawandel befragt. Der diesjährige Future Risks Report ist der zehnte in Folgen, den Axa veröffentlicht.