Game over: Boris Johnson wird sein Amt als Parteichef aufgeben

Bezog politisch zuletzt einige Prügel: Boris Johnson. Bild: Roger Fenton

Nur in einem folgt der ehemalige Eton-Schüler seinen Ministern noch: im Zurücktreten. Bislang aber nur als Chef der Konservativen Partei

Die Welle, die die Rücktritte von der beiden britischen Ministern Rishi Sunak (Finanzen) und Savid Javid (Gesundheit und Soziales) ausgelöst haben, ließ sich nicht mehr aufhalten. Die Stimmung gegenüber den Premie Boris Johnson war sowohl bei der gestrigen Parlamentsdebatte als auch im Untersuchungsausschuss ungewöhnlich rau.

Ein Abgeordneter fragte unter Gelächter im Saal, welche Voraussetzungen denn erfüllt sein müssten, damit Boris Johnson zurücktreten würde. Johnson, der sonst nie um schnippische Antworten verlegen ist, versuchte auszuweichen und meinte, er werde sein Amt aufgeben, wenn er nicht mehr in der Lage sei, der Ukraine zu helfen.

Der Trick zog nicht. Wieder erschallte Gelächter im Saal. Auch Tory-Abgeordnete sagten Johnson ins Gesicht, es ginge immer nur um ihn und er würde die Partei ruinieren.

Im Laufe der Nacht und des frühen Morgens sind mehr als vierzig Mandatare der konservativen Partei zurückgetreten. Einige drohte erst ihre Arbeit wieder aufzunehmen, wenn Johnson aus dem Amt entfernt sei. Als interimistischer Nachfolger wird derweil Vize-Premierminister Dominic Raab gehandelt.

Die Lage ist derweil unübersichtlich. Die Befürchtung, Boris Johnson könnte sich in vorgezogenen Neuwahlen flüchten, scheint zunächst vom Tisch, weil Johnson dies explizit dementierte. Allerdings ist ihm vieles zuzutrauen.

Viele versuchen nun sich selbst und ihre eigenen politischen Programme in Stellung zu bringen. Nicola Sturgeon, die "Erste Ministerin von Schottland" schloss ein Verbleiben von Johnson im Amt bis zum Herbst aus. Sie strebt ein neues Unabhängigkeitsreferendum für Schottland an.

Bis zum Abend werden Regierung und Partei viel zu klären haben. Telepolis wird über die Lage in Großbritannien berichten.