Ganzjahresenergiespeicher mit Wasserstoff

"Dunkelflaute" gilt als Schreckgespenst der Energiewende; es gibt Problemlösungen für Eigenheimbesitzer.

Die Dunkelflaute gilt noch immer als Schreckgespenst der Energiewende hin zu den Erneuerbaren. Über viele Jahrzehnte hat sich die Politik geweigert die Bedeutung von Speicher nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern auch zu berücksichtigen und den Bau von Speichern zu fördern. Man hat sie in der Praxis sogar doppelt belastet, weil sie einerseits als Stromverbraucher und gleichzeitig als Stromerzeuger betrachtet und besteuert wurden.

Ein Besitzer eines Eigenheims mit PV-Anlage auf dem Dach hat dieses Problem für den eigenen Stromkreis nicht und so hat sich beispielsweise die inzwischen zum Shell-Konzern zählende Firma Sonnen mit ihren Batteriespeichermodulen einen Markt für Kurzzeitspeicher erobert. Zur Überbrückung längerer Zeiträume würde ein Batteriespeicher jedoch zuviel Raum belegen.

In Berlin wurde von der HPS Home Power Solutions AG mit Picea ein System entwickelt, das als saisonaler Stromspeicher die im Sommer bei langen Sonnenstunden gewonnene Energie für die kältere Jahreszeit speichert.

Telepolis sprach mit Zeyad Abul-Ella, dem Gründer und Vorstandsvorsitzenden von HPS über die Besonderheiten des Systems für Eigenheimbesitzer, die ihre Stromversorgung damit zu großen Teilen selbst in die Hand nehmen können.

Die Anlagen könnten auch auf dem Lande zum Einsatz kommen, wo sich der Bau und Betrieb einer Mittelspannungsanbindung mit Niederspannungstransformator für einen Abnehmer nicht lohnt und in der Vergangenheit dann oft Dieselgeneratoren zum Einsatz kamen.

Die meisten Picea-Anlagen sind bislang allerdings für den Normalbetrieb mit Netzanbindung realisiert, können im Falle eines Netz-Blackouts allerdings auch vom Netz getrennt werden.


HPS bietet mit Picea einen saisonalen Stromspeicher für Gebäude an. Was versteht man darunter?

Zeyad Abul-Ella: Picea ist der weltweit erste Ganzjahres-Stromspeicher auf Basis von grünem Wasserstoff für Eigenheime und Gewerbeimmobilien. Unser saisonaler Stromspeicher bietet eine vielfach höhere Kapazität als herkömmliche Batteriespeicher und erlaubt unseren Kunden den selbst erzeugten Solarstrom aus dem Sommer zu speichern und das Gebäude ganzjährig mit Solarstrom vom eigenen Dach zu versorgen.

Im Sommer wandelt Picea den Stromüberschuss durch den integrierten Elektrolyseur in Wasserstoff um und speichert diesen. Im Winter wandelt Picea den im Sommer erzeugten Wasserstoff mittels der integrierten Brennstoffzelle wieder in Strom um und kompensiert so die fehlende Sonneneinstrahlung in den dunklen Monaten. So können Gebäude von Privatpersonen und Firmenbesitzer ganzjährig mit bis zu 100 Prozent CO2-freiem Strom versorgt werden.

Deutschland verbindet mit Wasserstoff das Unglück der Hindenburg und ist seit den 1980er-Jahren mit Wasserstoff als Erdgas-Ersatz nicht vom Fleck gekommen, was macht HPS besser?

Zeyad Abul-Ella: Unsere Erfahrung ist, dass viele Menschen heute sehr offen und begeistert mit dem Thema Wasserstoff umgehen. Die Umstellung des Erdgasnetztes ist eine sehr herausfordernde und große Infrastrukturaufgabe mit vielen Abhängigkeiten. Sowohl das Gasnetz, wie auch tausende von Endgeräten müssen koordiniert umgestellt werden – ein Mammutprojekt! Picea löst die Umstellung auf 100 Prozent grünen Wasserstoff ohne jegliche Abhängigkeit von großen Infrastrukturprojekten, die komplex, langsam und zunehmend in Deutschland schwer umzusetzen sind. Picea ist ein Energiesystem, welches seinen Treibstoff vor Ort CO2-frei selbst produziert und damit den eigenen Tank befüllt – und dies nur mit Wasser und Sonnenstrom.

Die genutzte Energie ist völlig emissionsfrei und unser System braucht daher keinen Schornstein. Damit wird der Ausweg aus der aktuellen Energiekrise zum Einstieg in die eigene Energiewende geebnet.

Bei der gesamten Entwicklung von Picea stand und steht die Sicherheit immer an erster Stelle. Picea verfügt über ein ausgeklügeltes, mehrstufiges Sicherheitssystem, welches auch mit dem TÜV verifiziert wurde und ist damit unter allen Bedingungen sicher. Die von HPS verwendeten Speicherbündel sind aus Stahl, Tüv-geprüft und besitzen die TPED-Zulassung für den Straßenverkehr und sind daher extrem belastbar. Die Stahlflaschen, in denen der Wasserstoff gespeichert wird, sind außerordentlich dicht und sehr widerstandsfähig. Picea ist für den Kunden verfahrensfrei. Dies bedeutet, dass für die Aufstellung keine Genehmigungen nötig sind. Im gesamten Prozess von Picea gibt es keine messbare Freisetzung von Wasserstoff. Für die Nutzung im Gebäudebereich ist das ein bahnbrechender Fortschritt.

Wie grün/CO2-frei ist die Wasserstofferzeugung im Picea-System?

Zeyad Abul-Ella: Der Wasserstoff wird aus Solarstrom und Wasser hergestellt. Es wird zu keinem Zeitpunkt auch nur ein Gramm CO2 emittiert. So kann Picea Gebäude bis zu 100 Prozent unabhängig und CO2-frei mit dem Strom vom eigenen Dach versorgen. Ein Durchbruch für die dringend benötigte Energiewende.

Benötigt Picea einen Netzanschluss für den Betrieb?

Zeyad Abul-Ella: Picea kann mit und ohne Netzanschluss Energie bereitstellen. In der Regel liegt ein Netzanschluss vor. Allerdings: Wenn der Netzanschluss bei Stromausfall wegbricht, läuft Picea im Netzersatzbetrieb, bzw. Im Notstrommodus weiter, denn Picea ist schwarzstartfähig.

Ist Picea schwarzstartfähig?

Zeyad Abul-Ella: Ja, im Falle eines Stromausfalls oder Blackouts ist Picea schwarzstartfähig.

Gibt es schon Picea-Systeme ohne Netzanbindung also für den Inselbetrieb?

Zeyad Abul-Ella: Ja, dies wurde in der Vergangenheit in Ausnahmefällen gemacht. In der Regel haben unsere Kunden einen Netzanschluss. Auf diese Weise erreichen unsere Kunden die maximale Versorgungssicherheit bei gleichzeitig maximaler Freiheit, was den elektrischen Verbrauch angeht. Inselanlagen müssen in Bezug auf Erzeugung und Verbrauch sehr genau ausgelegt werden. Es Bedarf einer genauen Planung, ausreichend dimensionierter PV Anlage und angemessenem Verbrauch.

Über HPS Home Power Solutions AG

Die Berliner HPS zählt sich zu den weltweit führenden Unternehmen bei der Entwicklung und Produktion von integrierten Energiespeichersystemen für Gebäude auf der Basis von grünem Wasserstoff. Mit dem Ganzjahres-Stromspeicher Picea adressiert HPS Schlüsselbereiche der Energiewende. Die an sonnenreichen Tagen erzielten Überschüsse einer PV-Anlage werden als grüner Wasserstoff gespeichert und in der dunklen Jahreszeit in Form von Strom und Wärme wieder zur Verfügung gestellt. So können Gebäude ganzjährig mit Solarenergie vom eigenen Dach versorgt werden. Das Berliner Unternehmen wurde 2014 von Zeyad Abul-Ella und Dr. Henrik Colell gegründet.