Gaspreise im Sturzflug: Trumps Handelskrieg beschert Europa günstiges LNG
China belegt US-Flüssiggas mit Strafzöllen. Für Europa bedeutet das sinkende Gaspreise durch mehr verfügbare LNG-Lieferungen. Doch die Freude könnte von kurzer Dauer sein.
China hat Zölle auf Flüssiggas (LNG) aus den USA verhängt, was eine Reaktion auf die neuen Strafzölle von US-Präsident Donald Trump ist. Für Europa könnte das ein Glücksfall sein: Schon jetzt dämpfte der Zollkrieg zwischen beiden Kontrahenten die Gaspreise in Europa. Wie Bloomberg berichtet, fielen am Dienstag die Benchmark-Futures um bis zu 2,1 Prozent.
Chinesische LNG-Importeure leiten US-Lieferungen um
Dieser Effekt könnte nicht kurzfristig sein. Chinesische LNG-Importeure, die langfristige Verträge mit US-Projekten abgeschlossen haben, haben bereits damit begonnen, einen Großteil ihrer Lieferungen aus den USA auf andere Märkte umzuleiten. Das könnte jetzt dazu führen, dass für längere Zeit mehr von dem tiefgekühlten, per Schiff transportierten Brennstoff für europäische Käufer zur Verfügung steht.
Arne Lohmann Rasmussen, Chefanalyst bei Global Risk Management in Kopenhagen, sagt laut Bloomberg: "Dies dürfte die LNG-Preise und damit auch die TTF-Preise in der EU drücken, da es attraktiver wird, LNG-Schiffe nach Europa statt nach China umzuleiten." Mit TTF meint er die niederländischen Benchmark-Futures, die an der Title Transfer Facility gehandelt werden und als Referenzpreis für den europäischen Gasmarkt gelten.
Patricio Alvarez, Senior Analyst bei Bloomberg Intelligence, weist laut Bericht auf eine mögliche Zunahme der Preisschwankungen hin. Er geht allerdings davon aus, dass die LNG-Preise schon bald die 55-Euro-Marke pro Megawattstunde testen könnten. Aktuell steht der TTF-Future bei etwa 52,80 Euro.
Der Zollkrieg zwischen den USA und China könnte nach Ansicht von Alvarez die Unsicherheit am Markt verschärfen. Vorerst würden die Vergeltungsmaßnahmen Beijing "den Wettbewerb um freie Frachtkapazitäten entschärfen". Aber in wenigen Monaten müssen die Europäer ihre Gasspeicher wieder auffüllen, was sie besonders anfällig für Marktschwankungen macht.
Zuletzt hatten die LNG-Lieferungen nach Europa bereits zugenommen, weil sich die Gasspeicher aufgrund des kalten Wetters schneller leerten als in den Jahren zuvor. Das hatte zu einem Anstieg der Preise geführt, welche LNG-Lieferungen nach Europa attraktiv machten.
Langfristige Folgen für LNG-Markt noch unklar
Chinas Ankündigung, Zölle in Höhe von 15 Prozent auf US-LNG zu erheben, erfolgte kurz nachdem Trump einen Zoll von zehn Prozent auf chinesische Waren verhängt hatte. Der US-Präsident ist mit den hohen Handelsdefiziten seines Landes beschäftigt und will den Status der USA als Energiesupermacht nutzen, um die Bilanz auszugleichen.
Das könnte allerdings negative Folgen für die Energiefirmen in den USA haben. Denn sie benötigen Käufer, um die Finanzierung neuer Anlagen zu sichern. Wenn jetzt die Chinesen vorerst keine Langfristverträge mehr mit ihnen abschließen, könnten sie unter Druck geraten.
Die Folgen dieser Entwicklung könnten sich dann global bemerkbar machen. Analysten gehen laut Bloomberg davon aus, dass "die Preise überall in die Höhe" getrieben werden. Die Zölle würden zu "erheblichen Marktineffizienzen führen".