Gaza-Konflikt: Mehrere ausländische Helfer bei Luftangriff getötet
Zudem zerstört Rakete iranisches Konsulargebäude in Damaskus. Revolutionsgarden im Visier. Klarer Verstoß gegen internationales Recht.
Bei einem mutmaßlichen israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind mehrere Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen ums Leben gekommen. Dies berichtet die Organisation selbst. Der Vorfall hat international für Empörung und Bestürzung gesorgt.
Tödlicher Angriff auf Helfer
Der Gründer von World Central Kitchen, der spanische Starkoch José Andrés, forderte auf der Plattform X (früher Twitter) ein Ende des "wahllosen Tötens" durch die israelische Regierung. Unter den Opfern befanden sich Mitarbeiter aus Australien, Polen, Irland und Großbritannien sowie ein palästinensischer Fahrer. Der australische Premierminister Anthony Albanese bestätigte den Tod einer australischen Mitarbeiterin und verurteilte den Angriff scharf.
Israelische Armee untersucht Vorfall
Die israelische Armee hat angekündigt, den "tragischen Vorfall" auf höchster Ebene zu untersuchen. World Central Kitchen betreibt in Gaza Gemeinschaftsküchen zur Versorgung der Bevölkerung und ist aktuell an Hilfslieferungen beteiligt, die seit März von Zypern aus in das Kriegsgebiet gelangen. José Andrés forderte Israel auf, die Tötung von Zivilisten und Hilfsorganisationen zu stoppen und Lebensmittel nicht als Waffe einzusetzen.
Bilder der Opfer kursieren in sozialen Medien
In sozialen Medien kursieren Bilder, die die getöteten Mitarbeiter von World Central Kitchen zeigen sollen. Die Opfer tragen Schutzwesten und ihre Pässe sind blutverschmiert. Die Zeitung The Sydney Morning Herald berichtet, dass die Helfer zum Zeitpunkt des Luftangriffs gerade dabei waren, Hilfsgüter auszuliefern, die erst wenige Stunden zuvor mit einem Schiff aus Zypern in Gaza eingetroffen waren.
Japan will UN-Palästinenserhilfswerk wieder unterstützen
Inmitten der humanitären Krise hat die japanische Regierung angekündigt, das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA wieder finanziell zu unterstützen. Die Organisation war in die Kritik geraten, nachdem mehrere Mitarbeiter beschuldigt wurden, an einem Massaker der islamistischen Hamas im vergangenen Jahr beteiligt gewesen zu sein. Mehrere Länder, darunter die USA und Deutschland, hatten daraufhin ihre Zahlungen an UNRWA eingestellt. Auch Japan hatte eine geplante Zahlung von 35 Millionen Dollar eingefroren.
Netanjahu plant Schließung des TV-Senders Al-Dschasira in Israel
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat unterdessen die Schließung des arabischen TV-Senders Al-Dschasira in Israel angekündigt. Der Sender habe die Sicherheit Israels gefährdet und gegen israelische Soldaten gehetzt, so die Vorwürfe. Al-Dschasira hat seit Beginn des Gaza-Kriegs ausführlich über die katastrophale Lage in Gaza berichtet und Bilder von Tod und Zerstörung gezeigt, die in israelischen TV-Sendern kaum zu sehen sind.
USA und Israel planen Gespräche über geplante Offensive
Die US-Regierung und die israelische Führung planen, in der kommenden Woche über eine mögliche Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens zu beraten. Die USA haben Bedenken gegen verschiedene Vorgehensweisen in Rafah geäußert, während Israel zugesagt hat, diese Bedenken zu berücksichtigen und weitere Gespräche zu führen.
Tod von iranischen Generälen in Syrien bestätigt
Nach einem mutmaßlich israelischen Luftangriff in Syrien haben die iranischen Revolutionswächter den Tod von zwei Generälen bestätigt. Irans Außenamtssprecher Nasser Kanaani machte Israel für den Angriff verantwortlich und kündigte Gegenmaßnahmen an.
USA unterstützen Israels Recht zur Verteidigung
Die USA, als wichtigste Schutzmacht Israels, betonen weiterhin das Recht Israels auf Selbstverteidigung. Trotz der hohen Zahl ziviler Opfer im Gaza-Krieg und wachsender Forderungen, Waffenlieferungen an Israel zu beschränken, halten die USA an ihrer Unterstützung fest. Die Washington Post berichtete kürzlich, dass die US-Regierung "in aller Stille" neue Bomben und Kampfflugzeuge für Israel genehmigt hat.
Scharfe Reaktion aus dem Iran
Währenddessen verurteilte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, den jüngsten Angriff auf das Gebäude der konsularischen Abteilung der Islamischen Republik in Damaskus mit scharfen Worten. Teheran mache den Staat Israel für den Angriff verantwortlich und behalte sich Gegenmaßnahmen vor.
Nach Aussagen der sogenannten Revolutionsgarden des Irans wurden sieben ihrer Angehörigen getötet. Unter den Toten befänden sich auch die beiden Brigadegeneräle Mohammad Resa Sahedi und sein Stellvertreter Mohammad Hadi Hadschi.
Sahedi soll als einer der Generäle der iranischen Revolutionsgarden für Einsätze in Syrien und im Libanon verantwortlich gewesen sein, so die iranische Nachrichtenagentur Tasnim.
"Dieser verabscheuungswürdige Angriff stellt eine grobe Verletzung internationaler Regeln dar, insbesondere der Wiener Konvention über diplomatische Beziehungen von 1961", sagte Kanaani. Er forderte eine energische Reaktion der internationalen Gemeinschaft und der Vereinten Nationen:
Diese Aktion sollte von der internationalen Gemeinschaft und den Vereinten Nationen auf das Schärfste verurteilt werden, und es sollten die notwendigen Maßnahmen gegen den Aggressor ergriffen werden.
Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani
Der Außenamtssprecher betonte, Iran behalte sich das Recht vor, angemessen auf den Vorfall zu reagieren und über Gegenmaßnahmen sowie die Bestrafung der Verantwortlichen zu entscheiden.
Lokalen Medienberichten zufolge wurde das Konsulatsgebäude in Damaskus von einer israelischen Rakete getroffen, wobei es mehrere Tote und Verletzte gab. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, der Angriff sei vom "israelischen Feind" ausgeführt worden und habe den Stadtteil Mezzeh in Damaskus getroffen.
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Der iranische Botschafter in Syrien, Hossein Akbari, bestätigte die Aussagen Kanaanis und betonte, dass der Angriff eine klare Verletzung des Völkerrechts darstelle.
Das "zionistische Regime" habe mit dem Angriff auf das iranische Konsulat in Damaskus gegen das Völkerrecht verstoßen, stellte er in einer typisch antiisraelischen Wortwahl fest. Auch er kündigte an, dass der Iran "mit Entschlossenheit reagieren" werde. Akbari fügte hinzu, dass israelische F-35 Kampfflugzeuge sechs Raketen auf das Gebäude abgefeuert hätten und erklärte, dass er sich zu diesem Zeitpunkt in seinem Büro in der Botschaft befunden habe.
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Akbari wies darauf hin, dass dies nicht das erste Mal sei, dass Israel solche Verbrechen begehe, die gegen internationale Regeln verstießen. "Nach den sechsmonatigen Verbrechen gegen Gaza und Syrien hat das Regime solche Verbrechen gegen Kollegen und Mitarbeiter der iranischen Botschaft und Militärberater begangen, von denen einige den Märtyrertod erlitten haben", sagte er. Die genauen Namen der Opfer würden später bekannt gegeben. Akbari schätzte die Zahl der Toten auf fünf bis sieben.
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hatte bereits Ende Februar gemeldet, dass es in Damaskus zu mehreren Explosionen gekommen sei. Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte waren schon diese Angriffe wohl von Israel durchgeführt worden, damals wurden drei Personen getötet.
Angriffe auf Syrien schon im Februar
Unter den Opfern befand sich ein syrischer Zivilist; die anderen beiden waren ausländische Staatsangehörige, deren Identitäten zunächst unbekannt waren. Auch die syrische Staatsnachrichtenagentur Sana berichtete von einem israelischen Angriff, zu dem sich das israelische Militär jedoch nicht äußern wollte.
Zusätzliche Explosionen wurden im Februar sowohl in Damaskus als auch in der umliegenden Region gemeldet. Diese wurden laut der Beobachtungsstelle wahrscheinlich von Israel gegen iranische Milizen ausgeführt, wobei zunächst keine Opfer gemeldet wurden.
Ziel der damaligen Angriffe war laut Aktivisten eine Wohnung in einem westlichen Stadtteil von Damaskus, in der Nähe einer iranischen Schule. Es wird vermutet, dass es sich um gezielte Angriffe auf die Führungsebene von Milizen handelte, die mit dem Iran in Verbindung stehen.
Die betroffene Gegend wird oft von Anführern der Hisbollah aus dem Libanon und den iranischen Revolutionsgarden besucht. Dieser Vorfall ähnelt der Tötung des Hamas-Anführers Saleh al-Aruri in Beirut Anfang Januar und war der 13. israelische Angriff auf Syrien in diesem Jahr. Der Angriff auf das Konsulargebäude aber dürfte der schwerwiegendste sein.