Gefragt sind "ziemlich glatte, schnell sprechende, gut vernetzte" Typen

Seite 2: Beispiel: Über Jahrhunderte vererbter Reichtum in Florenz

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Doch zurück zur Kommission für soziale Mobilität, der Milburn vorsteht: Ihr Bericht zeigt ebenso gut, wie wenig Leistung und Reichtum manchmal zusammenhängen, wie kürzlich eine Studie von Guglielmo Barone und Sauro Mocetti, zwei Ökonomen der italienischen Zentralbank. Dabei wurden Steuerdaten der italienischen Stadt Florenz von 1427 mit denen von 2011 verglichen. Ergebnis: Wer heute zu einer reichen Familie gehört, dessen Vorfahren waren vor fast 600 Jahren auch schon reich.

Damals waren die reichsten Familien in Florenz im Handel oder Bankenwesen tätig. Legendär sind die Medici, die das moderne Bankenwesen mit begründeten. Bei ihrer Untersuchung kam Barone und Mocetti zu Hilfe, dass Namen in Italien über Generationen weitergegeben werden und auf jeweils eine Region beschränkt sind. Von daher gehen die beiden davon aus, dass heutige Träger eines Familiennamens aus dem 15. Jahrhundert tatsächlich direkt Nachfahren sind. Außerdem wurden die alten Florentiner Steuerdaten kürzlich digitalisiert, was den Vergleich mit heutigen Daten leichter machte.

Warum diese Erkenntnisse erstaunlich sind, erläutern die beiden Wissenschaftler selbst: Die meisten Forscher, die soziale Mobilität über mehrere Generationen hinweg untersucht hätten, gingen davon aus, dass alle ererbten wirtschaftlichen Vor- und Nachteile nach ein paar Generationen verschwänden. Doch das sei nicht der Fall: "Die Spitzenverdiener unter den heutigen Steuerzahlern waren schon vor sechs Jahrhunderten an der Spitze der sozioökonomischen Leiter. Sie waren Anwälte oder Mitglieder der Gilden, die mit Wolle, Seide oder Schuhen handelten." Barone und Mocetti sind sich sicher, dass Florenz kein Einzelfall ist: "Unsere Ergebnisse können auch auf andere westeuropäische Industrieländer übertragen werden."

Großbritannien: 800 Jahre Eliteunis

Dass sie damit Recht haben, darauf deutet auch eine Studie aus Großbritannien hin. 2013 haben Gregory Clark und Neil Cummins die Namen von Studenten der Universitäten Cambridge und Oxford zwischen 1170 und 2012 verglichen. Auch hier war das Ergebnis eindeutig: Die Studierenden der Elitehochschulen kamen über 800 Jahre hinweg immer aus den gleichen Familien.

Aus Deutschland gibt es übrigens auch ähnliche Studien: Egal, ob man die Eliten vor und nach dem Zweiten Weltkrieg untersucht oder die Herkunft von Topmanagern in deutschen börsennotierten Unternehmen. Immer sind die Ergebnisse wie in Florenz, Oxford oder der City of London.