Geheimnisvolle Drohnen über Militärbasen: US-Behörden rätseln über Herkunft
Nach zahlreichen Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte an der US-Ostküste wächst die Besorgnis. Vorfälle auch in Deutschland. Ihre Herkunft bleibt unklar.
In den Vereinigten Staaten und mehreren anderen Ländern haben sich in den vergangenen Wochen Sichtungen von unidentifizierten Flugobjekten in der Nähe von Militärbasen, aber auch zivilen Gegenden gehäuft.
Vorfälle auch in Deutschland
Auch in Deutschland gab es solche Sichtungen, die in der Regel als Drohnen klassifiziert werden. So berichtete die Tagesschau vor kurzem über entsprechende Vorfälle Anfang des Monats über dem Gelände der US-Militärbasis im rheinland-pfälzischen Ramstein.
Die Sichtungen haben den Druck auf US-Bundesbehörden erhöht, mehr Informationen zu den Fluggeräten zu liefern.
Offizielle Stellen mahnen indes zur Ruhe und betonen, es gebe keine Hinweise darauf, dass von den Drohnen eine Sicherheitsbedrohung ausgeht. "Ich möchte der amerikanischen Öffentlichkeit versichern, dass wir uns darum kümmern", erklärte US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas am Sonntag gegenüber dem Fernsehsender ABC.
Die gemeldete Drohnenaktivität führte dazu, dass mindestens ein Flughafen – der New Yorker Stewart International Airport – am Freitagabend für etwa eine Stunde seine Start- und Landebahnen vorübergehend schließen musste.
"Das ist zu weit gegangen", sagte New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul am Samstag. Sie habe bereits im vergangenen Monat das New York State Intelligence Center angewiesen, die Drohnensichtungen aktiv zu untersuchen und sich mit den Bundesbehörden abzustimmen, um das Problem anzugehen, berichtet CNN.
Pentagon dementiert ausländische Beteiligung
Das FBI und das Heimatschutzministerium erklärten in einer gemeinsamen Stellungnahme am Donnerstag, es gebe "derzeit keine Hinweise darauf, dass die gemeldeten Drohnensichtungen eine Bedrohung für die nationale Sicherheit oder die öffentliche Sicherheit darstellen oder einen ausländischen Bezug haben".
Dennoch drängen lokale Politiker weiterhin auf mehr Informationen und Ressourcen, um den Sichtungen nachzugehen.
Das Pentagon wies Spekulationen zurück, die Drohnen könnten von einer ausländischen Macht stammen. Die stellvertretende Pressesprecherin Sabrina Singh dementierte am Mittwoch Aussagen des republikanischen Abgeordneten Jeff Van Drew, wonach die Drohnen von einem iranischen "Mutterschiff" vor der Ostküste gesteuert würden. "Daran ist nichts Wahres dran", so Singh.
Jüngste Berichte deuten darauf hin, dass die Drohnensichtungen nun auch Militäreinrichtungen im Landesinneren erreicht haben. Ein Sprecher der Wright-Patterson Air Force Base in Ohio bestätigte gegenüber dem Magazon The War Zone, dass in der Nacht von Freitag auf Samstag kleine Flugsysteme über dem Stützpunkt gesichtet wurden.
Die Drohnen hätten "in Größe und Konfiguration variiert", seien aber nicht näher identifiziert worden. Der Luftraum über der Basis, die mehrere sensible Einrichtungen beherbergt, wurde vorübergehend gesperrt.
Behörden vermuten Fehlidentifizierungen
FBI-Beamte erklärten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Heimatschutzministerium, der Luftfahrtbehörde FAA und dem Verteidigungsministerium am Samstag, ein Großteil der Sichtungen, vor allem aus New Jersey, seien wahrscheinlich Fehlidentifizierungen.
Von über 5.000 Hinweisen, die bei einer eingerichteten Hotline eingingen, hätten sich weniger als 100 als "einer weiteren Untersuchung würdig" erwiesen.
Die meisten Sichtungen würden mit den Anflugmustern nahegelegener Flughäfen übereinstimmen, so der FBI-Vertreter. Starts und Landungen bemannter Flugzeuge würden häufig mit unbemannten Drohnen verwechselt. Auch kommerzielle Drohnen kämen als Erklärung in Frage, erklärte Heimatschutzminister Mayorkas.
Trotz der Beteuerungen der Behörden, dass von den Drohnen keine Gefahr ausgehe, hat der ehemalige Präsident Donald Trump die Biden-Regierung aufgefordert, etwaige Informationen über die mysteriösen Sichtungen zu veröffentlichen oder die Drohnen abzuschießen. Auch einige Senatoren sprachen sich dafür aus, die Fluggeräte notfalls vom Himmel zu holen.
Mayorkas wies darauf hin, dass das Abschießen der Drohnen selbst eine Gefahr darstelle. Eine mit den Ermittlungen vertraute Quelle sagte gegenüber CNN, ein Abschuss sei "mehr als riskant" und berge unnötige Risiken für Menschen am Boden. Diese Option sei nur das allerletzte Mittel. Die Drohnenflüge seien bisher nicht als bedrohlich eingestuft worden.
Außerirdische eher unwahrscheinlich
Trotz der anhaltenden Sichtungen sehen die Behörden den Drohnen weiterhin gelassen entgegen. "Wenn dies eine echte Bedrohung wäre, würden wir eine andere Art von Maßnahmen sehen", sagte Missy Cummings, eine der ersten Kampfpilotinnen der US-Marine und Professorin an der George Mason University.
Wahrscheinlich handle es sich bei einer beträchtlichen Zahl der Sichtungen um bemannte Flugzeuge, auch wenn einige Drohnen darunter sein dürften. Cummings forderte eine transparentere Kommunikation der Regierung zu den Vorfällen: "Die Leute wollen das nicht hören, aber wir brauchen mehr Offenheit."
Unterdessen laufen die Untersuchungen der Bundesbehörden weiter. Bisher gibt es jedoch keine Hinweise auf eine großangelegte Drohnenaktivität oder böswillige Absichten hinter den Sichtungen.
Der Harvard-Astromom Avi Loeb, der seit 2021 mit dem Galileo-Projekt ein Forschungsprogramm zur Untersuchung unbekannter Flugobjekte (UAPs) betreibt, nahm ebenfalls Stellung zu den Sichtungen. Viele hätten ihn in den vergangenen Tagen gefragt, ob die mysteriösen Drohnen außerirdischer Herkunft sein könnten.
"In meiner Antwort erklärte ich, dass alle verfügbaren Daten mit den Flugeigenschaften von Flugobjekten übereinstimmen, die von Menschen geschaffen wurden. Die wichtigste Frage, die geklärt werden muss, ist, ob diese Flugobjekte für Spionagezwecke genutzt werden oder eine andere Bedrohung der nationalen Sicherheit darstellen. Die Anspielung auf einen außerirdischen Ursprung ist eine unangemessene Nebelkerze, um die Inkompetenz der US-Geheimdienste zu verbergen", schrieb Loeb in einem Artikel im US-Portal The Debrief.