Gen oder nicht-Gen

Sri Lanka verhängt als erstes asiatisches Land Einfuhrstopp für genveränderte Nahrung

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Gesundheitsaktivisten und Umweltschützer begrüßen den Entschluss der Regierung Sri Lankas, den Import aller Sorten genetisch modifizierter Nahrung, genetically modified (GM) food, zu verbieten, der im Mai in Kraft treten wird. Sri Lanka ist damit das erste asiatische und eines von wenigen Ländern weltweit, das solche Vorkehrungen trifft.

Andere Nationen verlangen, wenn überhaupt, lediglich die Kenntlichmachung von GM-food bei der Einreise. Sri Lanka hat sich gegen diese Maßnahme entschlossen, da es ein großer Abnehmer von Nahrungsmitteln aus anderen Ländern ist.

"Wir finden diese Entscheidung großartig und unterstützen die Regierung voll und ganz in dieser Sache. Diese Entscheidung übertrifft alle Erwartungen", sagte Hemantha Vithanage, Direktor der Environmental Foundation Ltd. Biotechnisch veränderte Nahrung trägt laut der Kritiker nicht nur artfremde Gene in sich, sondern möglicherweise auch deren Viren und Bakterien, und könnte somit neuartige Gesundheitsrisiken bergen.

Das Gesundheitsministerium listete 21 Lebensmittel auf, die nicht importiert werden dürfen, solange nicht nachgewiesen werden kann, dass diese GM-frei sind. Darunter auch Sojamilch, -soße und -bohnen, Tomatensoße und alle auf Tomaten basierenden Produkte. Die Importeure der aufgelisteten Lebensmittel müssen einen Nachweis auf GM-Freiheit liefern, der von zuständigen Behörden aus dem Ursprungsland stammt.

Laut der Importeure, die dieses Gesetz für voreilig halten, gibt es keine eindeutigen Anzeichen dafür, dass GM-food gesundheitsschädigend sein könnte. Die diesbezüglichen Anfragen an die Regierung, einen solchen Beweis zu erbringen, seien ohne Antwort geblieben. Ein weiterer Einwand von ihrer Seite ist, dass es gar keine Tests gäbe, die zweifelsfrei beweisen könnten, dass die untersuchten Nahrungsmittel kein GM-Material enthielten. Außerdem befürchten die Importeure, diese Beschränkungen könnten zu einem Problem für die Konsumenten werden

Wie viele andere Länder ist auch Sri Lanka schon seit längerem in die Debatte über die Sicherheit von GM-food verstrickt. Seit dem letzten Jahr denkt die Regierung über das Einfuhrverbot nach. Es wurden auch Annoncen in den Zeitungen geschaltet, um den Handel von einem möglicherweise bevorstehenden Verbot in Kenntnis zu setzen.

"Als sich letztes Jahr eine weltweite Kontroverse an der Frage über die Sicherheit von genetisch modifizierter Nahrung entzündete, hielten wir es für im besten Interesse unserer Konsumenten, ein Verbot aufzuerlegen, bis die Lage wieder geklärt ist. Auch wenn es nur wenig oder gar keinen Nachweis für negative Auswirkungen von GM-food auf den Menschen gibt, bleibt Genetic Engineering eine gefährliche Sache. Wenn wir GM-Saatgut mit unseren einheimischen Sorten mischen, könnte das katastrophale Folgen haben." S. Nagiah, Nahrungsmittelkontrolleur des Gesundheitsministeriums

In den USA haben Studien ergeben, dass genetische Technologie bei der Herstellung von Soja bereits an die 65 Prozent ausmachen, bei Getreide 35 Prozent. Gegenwärtig werden in US-Geschäften genetisch veränderte Kartoffeln, Tomaten, Soja, Getreide, Fruchtsaftkonzentrate und anderes Obst und Gemüse verkauft.

Anfang letzter Woche hat in Boston eine umfangreiche Anzahl von Ärzten, Wissenschaftlern und Farmern einen fünfjährigen Stopp für den Anbau genetisch veränderten Getreides gefordert. Sie bestehen auf Tests, die nachweisen, dass dieses Getreide harmlos ist und sich nicht mit natürlichem Getreide kreuzt. Sollte diese "genetische Verschmutzung" stattfinden, so einer der Farmer, würde das den Wert seines Getreides genauso gründlich zerstören, "so, als hätte ich es selbst in den Boden gestampft".

Die Ablehnung gegenüber biotechnischer Nahrung, die in Europa schon immer hoch war, ist in den Staaten angestiegen, seit StarLink - verschiedene Arten modifizierten Maiskorns, das nicht für den menschlichen Verzehr gedacht war - in Mais-Taco-Shells und anderer Nahrung auftauchte.

Auch in Brasilien kämpfen Konsumenten und Umweltschützer vor Gericht darum, die Legalisierung des Anbaus genetisch veränderter Soja zu verhindern. Brasilien ist der letzte Großproduzent von Sojabohnen, die ohne GM-Technik angebaut werden, weswegen viele europäische Einzelhändler dort einkaufen.

Gleichzeitig gründete die brasilianische Regierung ein Multimillionen-Dollar-Forschungsprogramm, um GM an verschiedenen Arten tropischer Früchte auszuprobieren. Auch Entwicklungsländer sollen in Zukunft von diesem Projekt profitieren können. Währenddessen wird GM-Soja, die im Nachbarland Argentinien legal ist, nach Brasilien eingeschmuggelt, um dort verkauft und angebaut zu werden. Sollte GM-Getreide auch in Brasilien legalisiert werden, würden die Kosten für die GM-freie Produktion erheblich ansteigen.

Wir können zeigen, dass GM-Getreide sicherer ist als herkömmliches Getreide. Es braucht weniger Pestizide und Düngemittel. Die Hälfte der Weltbevölkerung hat nicht genug zu essen. Das ist ein Verbrechen, bei dem wir mithelfen können, es zu verhindern. Nur weil etwas falsch verwendet werden kann, ist es doch absurd, es gleich ganz zu verbieten.

Dr. Crodowaldo Pavan, Genforscher und Ehrenpräsident der brasilianischen Gesellschaft für die Förderung der Wissenschaft

Links zum Thema GM in anderen Ländern: Thailand,Indien, Schottland