Generation Krise: Warum die meisten Deutschen heute nicht gern Jugendliche wären

Überraschend viele Ältere stimmen der Einschätzung von Fridays for Future zu und sorgen sich um deren Zukunft. Foto: Tobias Möritz / CC BY-SA 4.0

Mehrheit glaubt, dass die Jugend keine gute Zukunft vor sich hat. Der Klimawandel gilt als größte Herausforderung. Was neben Krieg und Inflation noch hinzukommt.

Die meisten Erwachsenen erinnern sich an die eigene Jugend als schönste Zeit ihres Lebens – nur eine Minderheit würde aber gern mit der heutigen Jugend tauschen. Dies ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Sinus-Instituts für Markt- und Sozialforschung sowie des Meinungsforschungsinstitut Yougov.

Knapp zwei Drittel der Befragten – 63 Prozent – können sich demnach an keine schönere Zeit als die eigene Jugend erinnern, unter den 60- bis 69-Jährigen sagen das sogar 72 Prozent. Allerdings stimmten insgesamt etwas mehr Männer (66 Prozent) der Aussage zu als Frauen (59 Prozent).

Zugleich waren sich die Befragten überwiegend einig, dass heutige Jugendliche keine schöne Zukunft vor sich hätten: 58 Prozent stimmten dieser Aussage zu. Nur 37 Prozent wären heute gern wieder Jugendliche.

Für die düstere Zukunftsprognose gibt es mehrere Gründe – allen voran die Klimakatastrophe. Sie gilt als größte von 18 abgefragten Herausforderungen, denen sich junge Menschen in Zukunft stellen müssten, darunter auch die Auswirkungen von Krieg und Inflation. Eine Krise jagt die nächste.

Ältere offen für mehr Mitspracherechte der Jugend

44 Prozent der Befragten nannten hier die Klimakatastrophe – erstaunlicherweise sind Ältere sogar häufiger dieser Meinung als junge Erwachsene – nämlich 54 Prozent der 60- bis 69-Jährigen und "nur" 39 Prozent der 18- bis 29-Jährigen.

"Auf den ersten Blick wirkt der Klimawandel aktuell als eine Herausforderung, die vor allem den Jüngeren Sorge bereitet und diese zu Protesten bewegt. Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch, dass es im Vergleich häufiger die Älteren sind, die den Klimawandel und dessen Folgen für die jüngeren Generationen als problematisch bewerten", sagt Philipp Schneider von YouGov.

Die erhobenen Daten zeigen laut Schneider auch, dass die älteren Generationen einem größeren Mitspracherecht der jüngeren in Umweltfragen offen gegenüberstehen Etwas mehr als Hälfte aller befragten Erwachsenen – 55 Prozent – sagen demnach, dass Jugendlichen besonders in der Klimadebatte mehr Gehör geschenkt werden sollte.

38 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Suche nach bezahlbarem Wohnraum für heutige Jugendliche zur Herausforderung wird, 37 Prozent nannten die finanzielle Absicherung im Alter, jedoch "nur" 34 Prozent die Schere zwischen Arm und Reich und für 31 Prozent die Auswirkungen globaler Ereignisse wie Krieg und Inflation.

Die aktive Klimabewegung geht davon aus, dass alle anderen Krisen durch die Erderhitzung und deren Auswirkungen – wie Ressourcenknappheit und den Verlust bewohnbarer Gebiete – in Zukunft noch verschärft werden. Große Teile der Bevölkerung scheinen zumindest diese Einschätzung zu teilen – auch wenn sie, wie andere Umfragen in diesem Jahr ergaben, radikalere Formen des Klimaprotests zur Zeit noch sehr kritisch sehen.