Gesundheitsministerium drängt Länder auf Privilegien für Geimpfte

Seite 2: Eingeschränkter Blick auf Studienlage

So hat es den Anschein, als ob der RKI-Chef, der gegenüber Minister Spahn weisungsgebunden ist, nur einen Teil der wissenschaftlichen Erkenntnisse wiedergegeben hat. Womöglich, um bestimmte politische Schritte zu ermöglichen?

Denn unter anderem eine deutsche Kohortenstudie mit zwei Altersgruppen – ebenfalls noch ein Preprint – kommt zu anderen Ergebnissen. Die von der Stiftung für Altersforschung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte Untersuchung verglich die Antikörperreaktion von Geimpften unter 60 Jahren und über 80 Jahren nach der ersten und zweiten Gabe des Vakzins BNT162b2.

Das Ergebnis: Während die Mehrheit der Teilnehmer in beiden Gruppen spezifische IgG-Antikörper-Titer gegen das Sars-CoV-2-Spike-Protein bildete, waren die Titer bei den älteren Teilnehmern signifikant niedriger. Der Titer bezeichnet die Anzahl bestimmter Antikörper im Blut.

Obwohl der Anstieg des Antikörperspiegels nach der zweiten Impfung bei den älteren Teilnehmern höher war, blieb der absolute mittlere Titer dieser Gruppe niedriger als in der Gruppe unter 60 Jahre. Nach der zweiten Impfung hatten 31,3 Prozent der älteren Teilnehmer keine nachweisbaren neutralisierenden Antikörper im Gegensatz zur jüngeren Gruppe, in der nur 2,2 Prozent eine entsprechende Reaktion zeigten.

Diese Studie ist keine Ausnahme. Unter medizinischen Forschern gilt die Frage nach der sogenannten sterilen Immunität, also der unterbundenen Weitergabe des Erregers durch Geimpfte, als ungeklärt. Auch über die Dauer des Impfschutzes lässt sich noch keine verlässliche Aussage treffen.

Eine Privilegierung von Geimpften erscheint vor diesem Hintergrund nicht nur verfassungsrechtlich fragwürdig. Sie könnte auch zu einer weiteren Eskalation der Pandemie führen.

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