Gesundheitsstudie: 4.000 Schritte täglich senken Herzinfarkt-Risiko deutlich
Lange sitzen wir täglich am Schreibtisch – mit fatalen Folgen für die Gesundheit. Eine neue Studie zeigt, wie viel Bewegung nötig ist. Die Ergebnisse überraschen.
In modernen Gesellschaften sitzen die Menschen zu viel, was sich negativ auf die Gesundheit auswirkt. Kein Wunder also, dass sich in den vergangenen Jahren ein Gegentrend entwickelt hat: mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren.
Viele Menschen orientieren sich dabei an der Faustregel, täglich 10.000 Schritte zu gehen. Doch woher stammt diese magische Zahl? Die Antwort mag überraschen: Sie stammt aus einer Marketingkampagne einer japanischen Firma aus dem Jahr 1965. Damals brachte das Unternehmen einen Schrittzähler namens "Manpo-kei" auf den Markt, was übersetzt "10.000-Schritte-Messer" bedeutet.
Was als willkürliche Werbeaktion begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem allgemeinen Gesundheitsmantra. Dabei haben Wissenschaftler die 10.000-Schritte-Empfehlung immer wieder auf den Prüfstand gestellt – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Inzwischen ist klar, dass auch weniger Schritte pro Tag der Gesundheit zuträglich sind.
Was die aktuelle Forschung wirklich zeigt
Das hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Sydney Anfang dieses Jahres herausgefunden. Die Ergebnisse wurden im British Journal of Sport Medicine veröffentlicht. Selbst Bewegungsmuffel können demnach den schädlichen Auswirkungen des Sitzens entgegenwirken, wenn sie insgesamt etwas mehr Schritte in ihren Alltag einbauen.
Das Team analysierte die Daten von 72.174 Freiwilligen der UK Biobank, die sieben Tage lang einen Beschleunigungsmesser am Handgelenk trugen. So konnten die Forscher die Anzahl der Schritte und die im Sitzen verbrachte Zeit ermitteln.
Im Durchschnitt saßen die Studienteilnehmer 10,6 Stunden am Tag. Je mehr Schritte sie gingen, unabhängig davon, wie wenig sie sich sonst bewegten, desto geringer war ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar für einen vorzeitigen Tod.
Bereits 4.000 Schritte bringen erhebliche Gesundheitsvorteile
Das Forscherteam fand heraus, dass 9.000 bis 10.000 Schritte pro Tag optimal sind, um einer stark sitzenden Lebensweise entgegenzuwirken. Diese Schrittzahl senkte das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 21 Prozent und das Sterberisiko um 39 Prozent.
Bemerkenswert: Unabhängig davon, wie lange die Teilnehmer saßen, zeigten sich 50 Prozent der Vorteile bereits bei etwa 4.000 bis 4.500 Schritten pro Tag.
"Jede tägliche Schrittzahl, die über dem Referenzwert von 2.200 Schritten pro Tag lag, war mit einer geringeren Sterblichkeit und einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, und zwar sowohl bei geringer als auch bei hoher Sitzdauer", schreiben die Forscher in ihrer Studie.
Jeder Schritt zählt – auch für Schreibtischarbeiter
Studienleiter Matthew Ahmadi betont jedoch: "Dies ist keinesfalls ein Freibrief für Menschen, die übermäßig viel Zeit im Sitzen verbringen". Dennoch sei es wichtig, die Sitzzeiten insgesamt zu reduzieren.
Aber, so Ahmadi, "die Studie enthält eine wichtige Botschaft für die öffentliche Gesundheit, nämlich dass jede Bewegung zählt und dass die Menschen versuchen können und sollten, die gesundheitlichen Folgen des unvermeidlichen Sitzens auszugleichen, indem sie die Anzahl ihrer täglichen Schritte erhöhen".
Büroangestellte sind also nicht völlig verloren. Schon ein paar Schritte mehr am Tag können einen großen Unterschied für die Gesundheit machen.