Gesundheitswarnungen auf Weinflaschen in der EU erlaubt?

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Irisches Gesundheitsministerium will Warnhinweise auf Wein- und Spirituosenflaschen. Italien läuft Sturm dagegen und findet Verbündete. Die EU-Kommission soll entscheiden.

Alkohol liegt in der Europäischen Union als Risikofaktor für Erkrankung und Tod an dritter Stelle, nach Tabak und Bluthochdruck. Bei jungen Männern zwischen 15 und 29 Jahren stehen rund 25 Prozent aller Todesfälle mit Alkoholkonsum in Zusammenhang, verlautbart das österreichische Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

In Irland ist der Genuss von Wein ein vergleichsweise junges Phänomen, das letztlich erst mit dem europäischen Binnenmarkt Marktbedeutung erlangte. Inzwischen beginnt der Weinkonsum jedoch die irische Politik zu beunruhigen, weil den Irinnen und Iren, die dem Alkohol nicht grundsätzlich abgeneigt sind, beim Weinkonsum jedes Maß zu fehlen scheint. Mit einer irischen Reisegruppe ein biederes deutsches Weinfest zu besuchen, war schon immer eine besondere Herausforderung.

Vor einer derartigen Erfahrung muss der irische Plan gereift sein, dass Wein- und Spirituosenflaschen, die im Land verkauft werden, ab dem 22. Mai 2026 mit gesundheitsbezogenen Angaben versehen werden müssen.

Nach einer dreijährigen Übergangszeit sollen die Warnhinweise verpflichtend werden, wie Euractiv berichtet:

″Die Kennzeichnung muss Kalorien, Alkoholgehalt sowie die Risiken des Alkoholkonsums im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Lebererkrankungen und tödlichem Krebs angeben, teilte das irische Gesundheitsministerium mit.″

Während sich der irische Gesundheitsminister Stephen Donnelly freut, dass andere Länder dem irischen Vorstoß folgen wollten, kritisiert die italienische Regierung Irland dafür, wie es die Verbraucher vor den Gefahren des Alkoholkonsums warnen wolle.

Italien: Vertragsverletzungsverfahren gegen Irland eingeleitet

Italienische Weinproduzenten wurden von den irischen Plänen inzwischen aufgeschreckt. Da jedes EU-Mitglied seine für das eigene Land vorgesehenen Gesetze zur Notifizierung in Brüssel melden muss, arbeitet die italienische Regierung jetzt intensiv daran, dass die EU diese Maßnahme blockiert.

Denn die vorgesehene Kennzeichnung verschrecke die Verbraucher und sei damit eine Gefahr für den Binnenmarkt. Die Verbände der Wein-, Bier- und Spirituosenhersteller haben bei der Europäischen Kommission offiziell Beschwerde eingelegt und ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Irland eingeleitet. Der Angriff auf den italienischen Wein, habe nichts Wissenschaftliches an sich, beklagt man sich in Italien.

Die Entscheidung sei völlig falsch und löse bei den Verbrauchern unbegründete Ängste aus. Es sei nicht der Wein als solcher, der schlecht sei, sondern nur der Alkoholmissbrauch. Die Grenzen zu diesem werden allerdings nicht näher bestimmt.

Man erweckt in Rom den Eindruck, dass nicht der Wein die Ursache für Alkoholprobleme sei, sondern die Ernährung, denn Italien, wo Wein Teil der mediterranen Ernährung sei, sei die Nation mit der zweithöchsten Lebenserwartung der Welt, während Irland mit Alkoholismus zu kämpfen habe.

Italien, Frankreich und Spanien, auf die 47 Prozent aller weltweit produzierten Flaschenweine entfallen, arbeiten jetzt zusammen, um gegen das irische Gesetz vorzugehen. Sie werden dabei unterstützt von Bulgarien, Griechenland, der Tschechischen Republik, Ungarn, der Slowakei und Portugal.

Berücksichtigt man in diesem Zusammenhang die Aussage der italienischen Regierung, dass es falsch sei, nationale Regelungen zu schaffen, die den europäischen vorauseilen und Europa als Ganzes einheitliche Regeln für alle Mitgliedsstaaten schaffen müsse, klingt wohl die Furcht durch, dass man eine Warnung vor Alkohol auf den Flaschen mit alkoholhaltigen Getränken auf lange Sicht ebenso wenig vermeiden kann wie die Gesundheitswarnhinweise auf Tabakerzeugnissen.