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Getreide-Export aus der Ukraine: Geht der EU das Geld fĂŒr weitere Hilfen aus?

Bernd MĂŒller

(Bild: Kerstin Riemer, Pixabay)

Kiew möchte mehr Geld aus BrĂŒssel fĂŒr den Transport von Getreide. Doch dort verweist man auf knappe Kassen. Nimmt die SolidaritĂ€t mit der Ukraine ab?

Der Export von Getreide und anderen Agrarprodukten ist fĂŒr die Ukraine besonders wichtig. Vor dem Krieg machten sie fast 60 Prozent der Exporte aus und mit den Einnahmen konnte der hoch verschuldete Staat einen Teil seiner Kredite bedienen.

Jetzt hat sich die Situation fĂŒr die Ukraine deutlich verschlechtert. Nach dem Ende des Schwarzmeerabkommens und dem Bombenhagel auf ukrainische HĂ€fen bleibt nur der Export ĂŒber die SolidaritĂ€tskorridore durch die EuropĂ€ische Union. Doch der Transport ist teuer und Getreide aus der Ukraine unter diesen UmstĂ€nden kaum noch konkurrenzfĂ€hig.

Die Regierung in Kiew hat nun eine Idee, wie sie ihr Getreide doch noch zu Marktpreisen anbieten kann: Die EuropĂ€ische Union soll die Transportkosten ĂŒbernehmen. Das berichtete Reuters [1] am Donnerstag unter Berufung auf ein entsprechendes Schreiben des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums vom 21. Juli dieses Jahres.

Darin schÀtzt die Regierung in Kiew, dass die SolidaritÀtsrouten Mehrkosten von 30 bis 40 US-Dollar pro Tonne verursachen könnten. Sollte die EuropÀische Union diese Transporte jetzt finanzieren, könnten ihr monatliche Mehrkosten von bis zu 120 Millionen US-Dollar entstehen.

EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski hatte kĂŒrzlich versprochen, monatlich knapp vier Millionen Tonnen Ölsaaten und Getreide aus der Ukraine abzutransportieren. Er warb auch fĂŒr eine finanzielle UnterstĂŒtzung. Anderenfalls werde Russland davon profitieren, da es sein Getreide billiger anbieten kann als sein Kriegsgegner.

Die Bitte aus Kiew stellt BrĂŒssel vor ein Dilemma. Man will der Ukraine helfen, hat aber nicht das nötige Geld. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, die EU-Kommission habe weder die nötigen Mittel im Haushalt, noch könne sie andere Möglichkeiten auftun.

Reuters beruft sich in seiner Meldung auf eine diplomatische Quelle. Diese erklĂ€rte, dass das Geld sehr knapp sei und substanzielle Mittel erst nach der mittelfristigen HaushaltsĂŒberprĂŒfung zur VerfĂŒgung stehen könnten. Bis diese abgeschlossen sei, könnten aber noch Monate vergehen.

VerschĂ€rft wird die Situation durch das von osteuropĂ€ischen Staaten verhĂ€ngte Importverbot fĂŒr ukrainisches Getreide. Es lĂ€uft zwar im September aus, aber fĂŒnf Anrainerstaaten der Ukraine drĂ€ngen bereits auf eine VerlĂ€ngerung.

Vor diesem Hintergrund wachse auch in anderen EU-LÀndern der Widerstand gegen eine weitere Alimentierung der Ukraine. Eine weitere diplomatische Quelle sagte Reuters, einige Staaten seien nicht bereit, die zusÀtzlichen Transportkosten zu finanzieren, wenn das Importverbot bestehen bleibe.

Die EU hatte die SolidaritÀtskorridore im vergangenen Jahr eingerichtet und Gelder bereitgestellt, um logistische EngpÀsse zu beseitigen und Kosten zu senken. Nun ist sich die EU-Kommission nicht mehr sicher, wie sie die zusÀtzlichen Kosten finanzieren soll.

"Wir haben keine Instrumente, und wem soll man das Geld geben? Es geht auch um die Frage des Wettbewerbs... Es ist nicht die Aufgabe der Kommission, (Transport-)Versicherungen anzubieten. Die Staaten können Garantien geben, aber es gibt keine abschließenden Diskussionen", sagte demnach die mit den GesprĂ€chen der Kommission vertraute Quelle.

Dank der SolidaritĂ€tskorridore konnte die Ukraine fast 60 Prozent ihrer Exporte ĂŒber die EuropĂ€ische Union abwickeln. Zwei Drittel davon wurden ĂŒber das Donaudelta transportiert. Die restlichen 40 Prozent liefen ĂŒber das Schwarze Meer.

Am Montag hatte Russland mehrere ukrainische HĂ€fen und Silos an der Donau bombardiert. Das hat in BrĂŒssel die Hoffnung gedĂ€mpft, dass Wojciechowskis Versprechen eingehalten werden kann. Man sei noch dabei, die Risiken und SchĂ€den abzuschĂ€tzen, hieß es.


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https://www.heise.de/-9228899

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.reuters.com/markets/commodities/inside-eu-no-clear-financial-options-reduce-ukraine-grain-transport-cost-2023-07-27/