Globale Wasserkrise: Resultat einer menschengemachten Systemkrise
Energie und Klima – kompakt: Neuer Bericht zeigt: Milliarden von Menschen haben weder Zugang zu sauberem Trinkwasser noch sanitären Anlagen. Die Klimakrise verschärft Wasserknappheit auch im Norden. Was dringend getan werden muss.
Gerade erst zog der Weltklimarat (IPCC) in seinem Synthesebericht Bilanz über die für die Menschheit prekäre Situation des Weltklimas und die gravierenden Lücken beim Handeln im Angesicht der drohenden Katastrophe, da geht es bei den Vereinten Nationen erneut um ein zentrales Element des menschlichen Überlebens: Wasser. Vom 22. bis 24. März findet in New York die UN-Wasserkonferenz statt.
Dabei geht es in erster Linie um den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen. Wie die Vereinten Nationen berichten, bezieht ein Viertel der Weltbevölkerung – zwei Milliarden Menschen – sein Wasser aus nicht sicheren Quellen, 3,6 Milliarden Menschen verfügen über keine sicheren Sanitäranlagen.
Die Covid-19-Pandemie hat das Gebot des Händewaschens vor Augen geführt, das auch zum Schutz vor vielen anderen Infektionskrankheiten gilt. Doch auch zum Händewaschen stehen einem Drittel der Weltbevölkerung nur unzureichende Möglichkeiten zur Verfügung. Selbst in der Hälfte aller Schulen weltweit fehlen Möglichkeiten, sich die Hände zu waschen.
Nach Angaben von WHO und UNICEF sterben weltweit täglich über 700 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen, die mit unsauberem Trinkwasser und fehlenden Sanitäranlagen in Zusammenhang stehen.
Zugang zu sauberem Trinkwasser und grundlegender Hygiene ist als Menschenrecht festgeschrieben. Es ist eines der Ziele für nachhaltige Entwicklung. Dass es nicht umgesetzt wird, hat eine Vielzahl von Ursachen, etwa Armut, unkontrollierte Verschmutzung von Gewässern, Wasserkonflikte zwischen verschiedenen Sektoren oder zwischen Staaten.
Hinzu kommen allerdings in wachsendem Maße die Auswirkungen des Klimawandels. Dürren schränken das verfügbare Trinkwasser weiter ein, durch Überschwemmungen wiederum werden Menschen verschmutztem Wasser und damit Krankheitskeimen ausgesetzt, etwa der Cholera. Seit dem Jahr 2000 haben nach Daten der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) Katastrophen durch Überschwemmungen um 134 Prozent zugenommen, die Anzahl und Dauer von Dürren um 29 Prozent.
Obwohl eine Vielzahl von Flüssen, Seen und Grundwasseradern über Grenzen hinweg verlaufen, gibt es immer noch viel zu wenig Kooperation beim Management der gemeinsamen Wasserressourcen. 2021 berichteten nur 24 Länder, dass es grenzübergreifende Zusammenarbeit bezüglich ihrer Wassereinzugsgebiete gebe.
Zur Wasserkonferenz hat die "Global Commission on the Economics of Water" einen Bericht vorgelegt, der zum einen das globale Versagen im Hinblick auf die Wasserkrise des Planeten aufzeigt, zum anderen sieben Handlungsfelder aufzeigt, um zu einem integralen und nachhaltigerem Umgang mit der überlebenswichtigen Ressource Wasser zu kommen.
Die Kommission ist im Mai 2022 von der niederländischen Regierung mit einem Mandat für zwei Jahre einberufen worden und wird von der OECD unterstützt. Ko-Vorsitzende dieser Kommission sind unter anderem die Direktorin der Welthandelsorganisation (WTO), Ngozi Okonjo-Iweala, und der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Johan Rockström. Einleitend heißt es in dem Bericht:
Wir werden beim Klimawandel scheitern, wenn wir keine Lösung für das Problem Wasser finden. Wir werden auch bei allen Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) scheitern. Kein Mensch, kein Ort, keine Wirtschaft und kein Ökosystem wird verschont bleiben. Was wir heute sehen, ist nicht die Folge von außergewöhnlichen Ereignissen oder von Bevölkerungswachstum und wirtschaftlicher Entwicklung, sondern resultiert daraus, dass wir weltweit jahrzehntelang schlecht mit Wasser umgegangen sind. Wissenschaft und alle verfügbaren Daten zeigen uns, dass wir vor einer systemischen Krise stehen, die sowohl lokal als auch global ist.
Was also ist zu tun? Wasser muss als globales, gemeinsames Gut verstanden werden. Bei der Umsetzung des Menschenrechts auf sauberes Wasser müssen alle Akteure zusammenarbeiten. Die Kommission ist außerdem überzeugt, dass Wasser unter seinem wahren Preis bereitgestellt wird, was korrigiert werden sollte.
Wobei die arme Bevölkerung allerdings gezielte Unterstützung erfahren sollte. Subventionen für den Wasserverbrauch der Landwirtschaft hingegen sollten abgeschafft werden, Wasserverluste durch Leckagen minimiert werden.
"Just Water Partnerships", also Partnerschaften für gerechtes Wasser, sollten etabliert werden, um in ärmeren Ländern Investitionen in eine nachhaltige Wasserversorgung zu ermöglichen. Grundwasser und Feuchtgebiete müssen geschützt und gestärkt werden, in der Industrie sollten Wasserkreisläufe verbessert werden und die Landwirtschaft müsse mit präziseren Bewässerungssystemen arbeiten. Auch die Handelspolitik könnte schließlich den nachhaltigen Umgang mit Wasser stärken, wenn etwa Wasserschutzstandards in Handelsabkommen einbezogen würden.
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