Griechenland: Das Theater geht weiter
Seite 5: Theater 5: TrashTV frei Haus, griechische Fernsehnachrichten
- Griechenland: Das Theater geht weiter
- Theater 2: "Lass Dich überraschen", Finanzministerium auf griechisch
- Theater 3: Zwischen Reisediplomatieshow und Goofy, dem Premier
- Theater 4: Interaktive Show, Streiks
- Theater 5: TrashTV frei Haus, griechische Fernsehnachrichten
- Theater 6: Tragikomödie "Des widerspenstigen Neffen Zähmung, die Opposition
- Theater 6: "Was ihr wollt", griechische Proteste
- Theater 7: Heldenepos. Loukanikos, "the riot dog"
- Theater 8: Inszenierte Katharsis, Fußballskandale
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Für die Tage an denen es Nachrichten gibt, kann dennoch kaum jemand daraus Nutzen ziehen. Zu chaotisch präsentieren sich die als Shows konzipierten Sendungen. Andauernd werden die über stundenlange Sendungen verteilten Informationshappen von schreienden Dialogpartnern kommentiert. Es gilt für viele Medienarbeiter als wichtig, in Krisenzeiten Partei zu ergreifen. Es gilt je nach Medium als schick, entweder den Regierungssprecher zu vertreten oder aber populistische, jedoch irreale Sprüche abzugeben.
Schließlich wundern sich viele Journalisten, dass sie selbst neben den Politikern auch zum Angriffsziel wütender Bürger werden. Am 15.6.2011 erwischte es den Journalisten Tassos Telloglou. Er hatte zuvor noch einschneidendere Sparmaßnahmen verlangt. Telloglou wunderte sich über die Gewaltbereitschaft der Bevölkerung. Solche Statements sorgen natürlich erneut für unfreiwillige Komik.
Weder Telloglou noch seine zahlreichen Kollegen sind in der Lage, mögliche Lösungen zur aktuellen Krise auszuarbeiten. Stattdessen hat es das an Dokumentarfilmen arme griechische TV-System geschafft, auch dem letzten Griechen im Crashkurs eine Grundausbildung in Wirtschaftswissenschaften zu verschaffen. Kaum jemandem sind CDS, Spreads, Zinseszinsen, Schuldendynamik und Produktivitätsberechnungen unbekannt. Die Grundvorrausetzung für Wirtschaftswachstum stand bisher noch nicht auf dem Lehrplan. Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit wird weder gewonnen noch ersehnt.
Journalisten, die wie Aris Hadjistefanou, dennoch der Krise auf den Grund gehen wollen, verlieren ihren Job. Es passt halt nicht ins Konzept ihrer Arbeitgeber. Hadjistefanou drehte daraufhin mit Spendengeldern einen Dokumentarfilm über seine Sicht der Dinge, Sein Vertrauen in die Zahlungsbereitschaft der Zuschauer zahlte sich aus, der Film Deptocracy gilt als erste ausschließlich Konsumenten vorfinanzierte Produktion der griechischen Filmgeschichte und wurde bereits mit englischen Untertiteln versehen.