Griechenland: Reeder für Putin

Seite 2: Reeder "scheißen auf Premierminister"

Politisch haben sie große Macht. Als vor einem Jahr herauskam, dass der Reeder Panos Laskaridis in einem Interview gegenüber der European Investigative Collaboration wortwörtlich sagte, dass die griechischen Reeder "den Premierminister nicht brauchen. Sie können auf den Premier scheißen", gab es keinerlei Konsequenzen von Seiten der Politik.

Laskaridis wurde wenige Tage später von der Kulturministerin Lina Mendoni empfangen und als Kunstmäzen geehrt.

Ähnlich hofiert werden Reeder auch auf Zypern, wo der Staatspräsident zum Festmahl bei ihnen erscheint und ihnen umfangreiche Unterstützung zusichert. Anastasiades sah in der Einladung im September 2021, einen "Vertrauensbeweis in die Regierungspolitik, die darauf abzielt, die Dienstleistungen für Reeder, Tycoons und Schiffsmanagementgesellschaften zu stärken."

Reporter und Greenpeace tracken die Tanker

Weniger freundlich gesonnen sind den Reedern investigative Journalisten und Umweltschutzorganisationen. Greenpeace hat per Twitter-Bot die Daten der Internetseite MarineTraffic.com erfasst und publiziert zu jedem Öltanker, der russische Häfen verlässt, einen automatisierten Tweet. Leser erfahren so den Namen des Tankers, die Ladung und den Zielhafen.

Die griechische Gruppe investigativer Journalisten Reporters United hat sowohl die Greenpeace und MarineTraffic Daten, als auch Daten von Equasis ausgewertet und eine Liste griechischer Reeder erstellt, die vom 9. März bis zum 30. April russisches Erdöl transportierten. Die Liste ist als Excel-Datei abrufbar.

Anders als bei den Tweets von Greenpeace gibt es hier durch die Kombination und Auswertung der Datenquellen eine größere Datensicherheit und auch die Information über die Schiffseigner.

In der Top-Ten der transportierten Mengen an russischem Öl finden sich die Namen der Reederfamilien Oikonomou, Martinos, Diamantidi, Vafeia, Tsakou und Anna Angelicoussi, die Schwester des verstorbenen Reeders John Angelicoussis. Dessen Tochter Maria Angelicoussi erklärte als bisher einzige Reederin, dass sie künftig aus ethischen Gründen auf den Transport russischen Öls verzichten will und somit selbst ein Embargo verhängt.

Sie besitzt die größte Flotte der griechischen Reeder.

Reporters United entdeckte trotzdem Datensätze eines Transports mit einem Schiff der Angelicoussis Group, der Maria Angelicoussi vorsteht. Über den Twitter-Boot von Greenpeace gibt es am 19. Mai einen weiteren Eintrag zur Maran Hermes, einem Tanker der Angelicoussis Group, der Russland mit Erdöl verlassen hat. Es ist aus den Datensätzen nicht direkt zu ermitteln, ob es sich bei Transporten von russischem Öl um Verträge handelt, die vor der Invasion oder danach abgeschlossen wurden. Die Reportergruppe schreibt dazu:

Viele Schiffe betreiben Zeitcharter, die vor Kriegsbeginn mit Moskau vereinbart wurden. Andere hingegen befördern Fracht per Spot-Charter, also für eine einzige Route, also Charter, die nach Kriegsbeginn beschlossen wurden.