Griechenland: Widersprüchliche Maßnahmen zur Pandemie
Die Corona-Infektionslage und die Zahl der Toten stimmen nachdenklich. Dennoch gilt "Freie Fahrt" für positiv getestete Touristen.
Griechenland setzt, um die Tourismussaison nicht zu gefährden, offenbar auf eine unkontrollierte Durchseuchung der Bevölkerung. Anders lassen sich die Maßnahmen der Regierung nicht erklären. Sie argumentiert in einer Art und Weise, die Nutzer:innen sozialer Netzwerke mit Leichtigkeit eine vorläufige oder dauerhafte Sperre der Nutzerkonten einbringen könnte. Sie würden im besten Fall als "Schwurbler" bezeichnet.
Die Fallzahlen in Griechenland steigen seit Wochen. Sie bewegen sich auf dem Niveau der letzten großen Welle von März bis April. Die Todesfälle sind dagegen verglichen mit dem Frühjahr 2022 niedriger, bewegen sich aber auf dem doppelten Niveau des vergangenen Sommers. Dennoch lockert die griechische Regierung weiter. Der Grund ist offensichtlich: Der Staat will die Einnahmen der Tourismussaison nicht gefährden.
Keine Quarantäne für Touristen
So gilt für ausländische Touristen, die sich während des Urlaubs infizieren, sich jedoch als "ohne Symptome" einstufen, nur der Ratschlag, sich von den anderen abzusondern. Es heißt in der neuesten ministeriellen Verordnung:
Bei asymptomatisch positiven Personen oder wenn sie leichte Symptome haben, die keinen Krankenhausaufenthalt erfordern, wird eine Isolierung des Falls für 5 Tage empfohlen, die ohne zusätzliche diagnostische Tests endet. Wenn aus irgendeinem Grund eine Fahrt mit Verkehrsmitteln erforderlich ist, muss dies unter Verwendung einer Hochschutz-Gesichtsmaske (FFP2, KN 95) erfolgen.
Efsyn
Oder, einfacher formuliert, Touristen, die nicht krank genug für einen Hospitalaufenthalt sind, dürfen weiter Urlaub machen und auch infiziert wieder mit dem Flugzeug oder Schiff abreisen. Dabei spart der Staat auch die bisher vom Fiskus übernommenen Kosten für Quarantänehotels, die eigens für infizierte Reisende vom Staat angemietet wurden.
Beliebte Urlaubsinseln sind aktuell besonders stark von der neuen Pandemiewelle betroffen. So lag Ende Juni der Anteil der positiven Tests auf der Insel Mykonos bei mehr als fünfzig Prozent.
Es ist kaum zu erwarten, dass Fluggesellschaften über die Mitreise von Covid-positiven Passagieren extra informiert werden. Bewohner Griechenlands müssen dagegen weiterhin in Quarantäne. Die Trennung der beiden Gruppen ist leicht. Denn bei den Schnell- oder PCR-Tests wird die Sozialversicherungsnummer AMKA abgefragt. Auf deren Basis werden die Gesundheitsämter informiert. Ausländische Touristen haben keine griechische Sozialversicherungsnummer.
Zudem hat die Regierung in der vergangenen Woche angekündigt, dass Infektionszahlen nur noch einmal in der Woche, am Freitag, veröffentlicht werden sollen. Obwohl dies seit dem 8. Juli umgesetzt werden sollte, werden, auch nach Protesten, weiterhin täglich Zahlen veröffentlicht.
Bürgertests, wie sie von Deutschland bekannt sind, sind in Griechenland nicht zu finden. Es gibt hin und wieder Testaktionen von Stadtgemeinden, die für Bürger kostenlos sind. Ansonsten wird für Schnelltests eine Apotheke aufgesucht.
Die Apotheken können die Preise selbst bestimmen und verlangen Summen zwischen fünf und neun Euro pro Test. Einige Apotheken geben keine Zertifikate aus. Selbsttests, die ebenfalls von Apotheken verkauft werden, werden für Preise um drei Euro verkauft. PCR-Tests kosten zwischen vierzig und sechzig Euro. Sie werden in Arztpraxen durchgeführt.
Griechischer Gesundheitsminister: "Keine Ansteckung in geschlossenen Räumen"
Gesundheitsminister Thanos Plevris wurde beim TV-Sender Alpha gefragt, ob die Regierung angesichts der steigenden Infektionszahlen die Maskenpflicht wieder einführen würde. Plevris bestand darauf, dass die Maßnahmen zur Eingrenzung der Pandemie bis September ausgesetzt würden.
Er betonte zudem, "im Moment findet die Übertragung nicht in geschlossenen Räumen statt. Ansteckung gibt es im Freien und unter jüngeren Menschen".
Maskenpflicht und Reisehinweise in Zypern
Vollkommen anders als in Griechenland reagiert die Regierung Zyperns auf eine gleiche Infektionslage. Die Maskenpflicht wurde wieder eingeführt. Ohne Maske in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein kostet 300 Euro Bußgeld.
Es gab sogar eine Spezifizierung für das Verhalten bei einer Hochzeit. Demnach sind bei Hochzeiten in Zypern das Brautpaar, die Trauzeugen und die Geistlichen von der Maskenpflicht ausgenommen. Aber es wird den Gästen empfohlen, nicht persönlich zu gratulieren.
Zudem erneuerte das Gesundheitsministerium Zyperns die Hinweise für Reisende. Vom Antritt einer Reise bei Infektionsverdacht wird abgeraten.