Griechenland in der Pandemie: Verschwörungsmythen und anderer Irrsinn

Seite 2: Minister: Polizisten verbreiten den Virus nicht

Skertsos musste im Fernsehen einen Widerspruch erklären. Denn alle Maßnahmen werden von Polizisten überwacht. In der Polizei wurde eine überdurchschnittliche Quote von Impfverweigerern registriert.

Das brachte die Frage auf, ob die Polizei nicht selbst überdurchschnittlich zur Infektionsverbreitung beitragen würde. Schließlich kommen die Polizisten mit mindestens genauso vielen Menschen in Kontakt, wie Verwaltungsmitarbeiter oder Küchenpersonal in staatlichen Krankenhäusern.

Skertsos sah den Widerspruch nicht. Zunächst erklärte er, dass die Impfpflicht für die Polizei zur Suspendierung von so vielen Polizisten führen würde, dass die Arbeit der Polizei als Ganzes in Gefahr gebracht würde.

Die Polizeidienste bezeichnete er als den Kern des Staatswesens. Womit er der Polizei in der Pandemie indirekt mehr Systemrelevanz zumaß, als es die Regierung für Berufsfelder des Gesundheitswesens tut. Er meinte sogar, dass die Impfpflicht für Polizeiberufe unnötig sei und sagte:

Es gibt keine Studie, die zeigt, dass Polizisten das Virus übertragen, und es damit zum Schutz der Personen, die mit ihnen in Kontakt kommen, erforderlich wäre sie (die Polizisten) unbedingt zu impfen. Unsere Maßnahmen sind der Gefahr durch die Verbreitung des Virus angemessen.

Der Skertsos interviewende Journalist, Nikos Evangelatos, widersprach nicht. Er fand alles, was der Minister sagte "verständlich".

Die Oppositionsparteien reagierten sofort mit harscher Kritik. Sie erwähnten unter anderen, dass die Regierung zwanzig Monate gebraucht habe, um das Infektionsgeschehen in Bussen und Bahnen ernst zu nehmen.

Die Kommunistische Partei kommentierte, die Regierung müsse endlich einsehen, dass die Pandemie in Schulklassen mit immer mehr Kindern und Jugendlichen und auch durch ungeimpfte Polizisten angetrieben werden.

Misslungenes Dementi

Am Samstag versuchte Skertsos ein Dementi, machte es aber nur noch schlimmer.

Der Zeitdruck beim Fernsehen führt oft zu übereilten Formulierungen, welche der Argumentation, die hinter einer Äußerung steht, nicht gerecht werden. Es ist offensichtlich, dass Polizisten, wie auch die übrigen unserer Mitbürger, krank werden können, wenn sie sich nicht an die persönlichen Schutzregeln halten. Aber sie nehmen sicherlich nicht an Virusverbreitungsketten teil, welche die Auferlegung einer Impfpflicht rechtfertigen. Keine der Daten aus dem täglichen Tracking, das von den zuständigen Diensten mit wissenschaftlicher Methodik durchgeführt wurde, legen diese Schlussfolgerung nahe.

Es dürfte schwierig sein, mit einer derartigen Argumentation eingefleischte Impfgegner zu überzeugen, sich impfen zu lassen, oder den faktischen Lockdown für Ungeimpfte, sofern nicht in Uniform, zu akzeptieren.

Zu Anfang der Pandemie hatte der Chefvirologe der Regierung, Professor Sotiris Tsiodras sogar behauptet, dass Kinder ein "besonderes Enzym" in der Nase trügen, welches sie immun gegen Covid mache und dass Masken kein Schutz, sondern eher schädlich seien. Beide Aussagen wurden während der Pandemie als falsch widerlegt. Konsequenzen für Tsiodras gab es nicht.

Tsiodras würde am Wochenende zum Leiter einer neuen Expertenkommission für die Pandemie bestimmt.

Während es innerhalb der EU in Österreich nun den ersten Lockdown der vierten Welle gibt, und Bayern in einem gewissen Maß bereits nachzieht, wird eine solche Maßnahme für Griechenland, durch Mitsotakis, aber auch durch Gesundheitsminister Thanos Plevris noch ausgeschlossen.

Warum das so ist, ließ Wirtschaftsminister Adonis Georgiadis ebenfalls im Fernsehen durchblicken. Es gibt kein Geld mehr in den Kassen, das für Corona-Hilfen ausgegeben werden könnte.