Werden Autisten zu Griechenlands Waffen-Trainern?
Griechenland will autistische Kinder KI-Drohnen trainieren lassen. Eltern und Verbände protestieren. Die Regierung sieht besondere Fähigkeiten bei den Kindern.
Autismus ist eine komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsvariation. Menschen mit Autismus haben trotz oft überdurchschnittlichen Schul-, Ausbildungs- und Studienleistungen Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt.
Das griechische Verteidigungsministerium möchte dennoch eine Reihe von Autisten rekrutieren und für die Waffentechnik einsetzen. Konkret soll so autistischen Kindern von griechischen Offizieren "die berufliche Zukunft gesichert" werden.
Autisten als KI-Trainer für Drohnen
Der griechische Verteidigungsminister Nikos Dendias hielt Ende Oktober bei einer Versammlung des Rotary-Club eine Rede. Darin versprach er den Familien der Offiziere, dass ihre "Familie den bestmöglichen Schutz genießt." Auf Kinder mit Behinderung bezogen erklärte er, dass diese in Sonderschulen für Kinder mit besonderem Förderbedarf unterrichtet werden würden.
Speziell für von Autismus betroffene Kinder von Militärangehörigen müsse eine neue Schule gegründet werden. Die Kinder hätten eine besondere Fähigkeit, die "darin besteht, Fotos zu sehen und ihre besonderen Merkmale zu unterscheiden." Dendias erklärte:
In der künstlichen Intelligenz braucht man das, was man Big Data nennt. Unsere KI-Systeme benötigen Hunderttausende Zielfotos, die sie sich merken müssen, und unsere Drohne muss das Ziel sehen und darauf schießen können.
Die besten, welche die kleinen Unterschiede erkennen und den Drohnen mit KI beibringen können, sind Kinder mit Autismus. Israel hat bereits spezielle Einheiten dafür. Also werden wir die (autistischen) Kinder unserer Offiziere nehmen, sie ausbilden und ihnen Arbeit verschaffen!
Der Minister sieht die Sinnerfüllung für die Autisten darin, dass sie mittelbar die griechischen Kriegsdrohnen trainieren, indem sie zunächst die Bilderkennung der KI-Zielführungssysteme verbessern.
Lesen Sie auch
Globaler Transformatoren-Mangel gefährdet Ausbau erneuerbarer Energien
Tech-Branche im Umbruch: Trumps Agenda und Musks Einfluss
KI-Boom erzeugt Müllberge: Experten warnen vor Elektroschrott-Explosion bis 2030
Intel verschläft KI-Revolution – Nvidia räumt ab!
Neue Gaskraftwerke sollen KI-Boom ermöglichen
Dass für die möglichen Arbeitsfelder von Autisten Einschränkungen, aber auch Chancen bestehen, ist nichts Neues und wird auch in Deutschland thematisiert. Autisten gezielt für militärische Zwecke einsetzen zu wollen, ist aber nach Auskunft des griechischen Verteidigungsministeriums ein exklusiv in Israel und Griechenland in Angriff genommenes Vorhaben.
Statt Autisten fürs Training von KI-Modellen einzusetzen, ist anderenorts der Einsatz von KI für verbesserte Diagnosen von Autisten üblich.
Verbände laufen Sturm
Verbände der Betroffenen, wie der Einheitliche Verein von Eltern und Erziehungsberechtigten behinderter Kinder Attikas und der Inseln, der Verband der Bediensteten bei Anstalten und Schulen für besondere Erziehung und das Aktionskomitee für die Rechte Behinderter protestieren gegen die Pläne des Ministers.
Sie finden es inakzeptabel und beschämend, dass der "Staat sich um ihre Kinder mit Autismus kümmern wird, indem er ihnen beibringt, andere Kinder zu töten." Es sei eine "Perversion zu glauben, dass die Vision eines Elternteils eines autistischen Kindes darin besteht, seinem Kind beizubringen, andere Kinder zu töten."
Die Verbände beklagen, dass auch im Zuge der Spardiktate der EU die Gesetze zur Arbeitsförderung für Behinderte zurückgestellt und Integrationsmaßnahmen gestrichen wurden. Sie betonen insbesondere, dass die Regierung auch bei der Finanzierung von Therapien Beihilfen gestrichen hat und das von Dendias geführte Ministerium versucht hatte, die Versetzungssperre für Militärangehörige mit behinderten Kindern zu kippen.
Weitere Artikel von Wassilis Aswestopoulos:
Digitale Razzia: Wie künstliche Intelligenz Steuersünder überführt
Mondlandung doch echt? KI überzeugt selbst hartgesottene Skeptiker
Ziel sei es, eine "eine ausschließlich öffentliche, kostenlose und qualitativ hochwertige Gesundheits-, Wohlfahrts- und Sonderversorgung zu gewährleisten" wofür es sich zu kämpfen lohne.
Der "Kampf für Bildung und Rehabilitation, öffentliche und kostenlose Unterstützungsstrukturen für Behinderte und das Recht auf Arbeit für Kinder mit Autismus" sei untrennbar mit einer Nichteinmischung der griechischen Streitkräfte in ausländische Kriege verbunden, meinen die Verbände. Sie verweisen auf den verfassungsgemäßen Auftrag der griechischen Streitkräfte, welche "die Grenzen unseres Landes schützen" müssten.