GroKo: Licht und Schatten in der Energiepolitik
Seite 2: Ölpreis volatil
Derweil hat der Tumult an den Börsen auch einen energiepolitischen Aspekt: Der Ölpreis wurde von den oft herben Kursverlusten mit nach unten gerissen, aber vorerst nur ein wenig.
Die Standardsorte Brent hatte Ende Januar einen Höchststand von etwas über 70 US-Dollar pro Fass erreicht und hat seit dem gut zehn Prozent nachgelassen. Ende letzter Woche kostete das Barrel Brent nur noch etwas über 62 US-Dollar, verteuerte sich dann aber am Montag wieder etwas, nach dem auch die Börsenkurse leicht anzogen. Am Dienstag schwächelte er dann allerdings schon wieder etwas. Die Stimmung bleibt offensichtlich - wie im Aktienhandel auch - angespannt.
Längerfristig wird sich der Ölpreis aber vermutlich nicht unbedingt von den Börsenkursen beeindrucken lassen, jedenfalls solange nicht, wie deren Kapriolen nicht die Realwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen. Der hohe Preis passt ganz gut zur brummenden Weltwirtschaft, und die spannende Frage dürfte sein, ob er Anreiz genug ist, wieder verstärkt in Prospektion und Erschließung neuer Felder zu investieren.
Da die großen, leicht zu fördernden Felder inzwischen rar sind, nehmen die Förderkosten zu. Doch die Ölgesellschaften waren in den letzten Jahren ziemlich zurückhaltend mit den notwendigen Investitionen zur langfristigen Sicherung des Förderniveaus.
Der über mehrere Jahre zwischen 40 und 50 US-Dollar pro Fass oszillierende Ölpreis bot ihnen nicht genug Anreiz. Die Internationale Energie Agentur in Paris hatte daher wiederholt gewarnt, dass das in der Zukunft zu Versorgungsengpässen und Verteuerung führen könnte.
Über mehrere Jahre seien die entsprechenden Investitionen zurück gegangen, 2016 zum Beispiel um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2017 hatte sich allerdings bereits angedeutet, dass die Investitionen wieder steige, insbesondere in die US-amerikanischen Förderung von Schiefergas und -öl - in das sogenannte Fracking - wurde erheblich mehr Kapital gesteckt.
Viel wird vom Timing abhängen. Ölinvestitionen brauchen mehrere Jahre bevor sie Auswirkungen auf die Fördermenge haben können. Wenn zwischenzeitlich die Nachfrage zu schnell wächst, könnte es daher zu Engpässen und einem damit verbundenen Preisanstieg kommen. Das könnte in diesem Jahr noch für einige Unruhe sorgen, denn die OPEC rechnet mit einem deutlich gesteigerten Bedarf an Erdölprodukten aller Art.
2016 war ansonsten übrigens laut IEA trotz rasch fallender Preise für Solaranlagen das erste Jahr seit Beginn ihrer Statistiken, in dem weltweit mehr Geld in die Elektrizitätswirtschaft als in die Ölförderung gesteckt wurde. Für 2017 liegt noch keine Übersicht vor.
Während die Investitionen in erneuerbare Energieträger wegen des Preisverfalls 2016 bei erheblicher Zunahme der errichtetet Kapazitäten leicht zurückgegangen sind, wurde vor allem mehr Geld für den Ausbau der Netze ausgegeben. Der Bau neuer Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke nahm hingegen stark ab.