GroKo: Licht und Schatten in der Energiepolitik
Seite 3: Hartnäckige Kohle
Ist die Kohle deshalb nun auf dem globalen Rückzug, wie einige angesichts der Entwicklung in China meinen, oder gibt es nur eine vorübergehende Pause nach einer starken Zunahme des Kohleverbrauchs im letzten Jahrzehnt?
Immerhin besagt die Statistik der Internationalen Energie Agentur (IEA), dass der Verbrauch 2016 im zweiten Jahr in Folge zurück ging, und zwar um 1,9 Prozent. 2016 sei 4,3 Prozent weniger Kohle verbraucht worden, wie noch 2014.
Das sei ein fast so starker Rückgang wie in der Periode 1990 bis 1992, dem bisher tiefsten Knick in der 40 Jahre zurückreichenden Kohle-Statistik der IEA. Anfang der 1990er Jahre war es allerdings eine schwere Wirtschaftskrise in Osteuropa, die den Rückgang verursachte.
Derzeit handelt es sich hingegen offenbar um einen Technologiewandel. Der wachsende Verbrauch in Indien und in anderen asiatischen Ländern habe 2016 die abnehmende Nachfrage in den USA - dort wird Kohle vor allem durch Fracking-Gas verdrängt - sowie in China und Großbritannien nicht wett machen können.
Ottmar Edenhofer, Ökonom am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, sieht allerdings die Wende noch nicht gekommen. In einem Beitrag in den Environmental Research Letters kommt er gemeinsam mit Kollegen zu dem Schluss, dass die derzeit weltweit im Bau befindlichen und noch geplanten Kohlekraftwerke, die im Rahmen der UN-Klimaverhandlungen gemachten Versprechen im Falle einiger Länder in Frage stellen und das verbleibende Treibhausgasbudget aufbrauchen könnten, das zum Erreichen des Zwei-Grad-Ziels nicht überschritten werden darf.
Während in China und Indien die Kohlenutzung zurück gehe, könne dies durch die Entwicklung in anderen Ländern wie der Türkei, Vietnam und Indonesien zum Teil zunichte gemacht werden. Der Ausstieg aus der Kohle bedürfe daher eine engagierte und gut durchdachte politische Strategie. Vor allem arme Länder, die auf die Förderung oder Nutzung von Kohle verzichten, müssten dafür unterstützt werden, damit sie die gegebenen Falls höheren Kosten für saubere Energieformen tragen können.
Die Autoren verweisen zwar auf die weiter sinkenden Kosten für erneuerbare Energieträger wie Solar- und Windkraftanlagen. Allerdings glauben sie nicht, dass man sich darauf verlassen kann, dass die Regierungen allein aus ökonomischen Gründen die Pläne für neue Kohlekraftwerke aufgeben.
Dem könnten technische Problem wie die Netzintegration im Wege stehen aber auch die ökonomischen Interessen von Kraftwerksbetreibern und den Besitzern der Kohlegruben. Aspekte, wie sie nicht zuletzt auch aus Deutschland hinlänglich bekannt sind.