Habeck plant neue Subventionen für Industriestrom

Seite 2: Wie viele Rohstoffe braucht eigentlich VW ab 2030

Ein zweites Instrument sind Power Purchase Agreements (PPAs). "Der Abschluss von PPAs von EE-Erzeugern mit Industriepartnern soll mit Bürgschaften abgesichert werden, um die Risikoprämien dieser Verträge zu reduzieren (norwegisches Modell). Alternativ prüfen wir eine teilweise Haftungsfreistellung von kreditgebenden Banken", heißt es dazu beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

Zudem soll regional überschüssiger Strom besser genutzt und seltener abgeregelt werden, zum Beispiel, indem er günstig zur Erzeugung von Wärme oder grünem Wasserstoff abgegeben wird. Industrieunternehmen, die ihren Strom aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen in der Nähe beziehen, sollen von vergünstigten Netzentgelten profitieren.

Robert Habeck hat das Konzept für einen gedeckelten Industriestrompreis vergangene Woche fast pünktlich zum Erdüberlastungstag vorgelegt. "Deutschlands Wohlstand basiert auch auf seiner starken industriellen Basis und wir brauchen diese starke Basis auch in Zukunft", erklärte der Bundeswirtschaftsminister.

Der Wohlstand in Deutschland und die starke Industrie sorgen aber auch dafür, dass hierzulande die natürlichen Ressourcen noch schneller überlastet sind als in vielen anderen Ländern. Umso genauer müsste eigentlich hingeschaut werden, welche Industrien mit günstigen Strompreisen subventioniert werden sollen.

Das lässt sich aus dem Arbeitspapier noch nicht klar herauslesen. Zumindest sollen sich die Empfänger von Subventionen zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 verpflichten.

Beim Erdüberlastungstag geht es um mehr als das Klima. Am 4. Mai hat Deutschland in diesem Jahr seinen Anteil an erneuerbaren Ressourcen für das Jahr aufgebraucht. Würden alle Länder so viele Ressourcen pro Kopf verbrauchen wie Deutschland, bräuchte die Menschheit drei Erden.

Der reale Verbrauch von Naturgütern der Menschheit liegt derzeit in einer Größenordnung dessen, was rechnerisch 1,75 Erden liefern könnten, so das Global Footprint Network. Der Erdüberlastungstag für den gesamten Globus fiel dementsprechend im vergangenen Jahr auf den 28. Juli.

Quetschen wir unsere Erde weiter aus wie bisher, werden wir die Auswirkungen der Klimakrise niemals eindämmen können. Denn das ökologische Hauptproblem ist die Ressourcenverschwendung. Artensterben und globale Erwärmung sind nur die Symptome. Wenn wir eine Chance auf eine lebenswerte Zukunft haben wollen, müssen wir das Problem endlich bei der Wurzel packen. Wir brauchen einen rechtlich verbindlichen und klaren Reduktionspfad,

… sagt der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Olaf Bandt, anlässlich des Erdüberlastungstags. Der BUND fordert, dass die Bundesregierung ein Ressourcenschutzgesetz verabschiedet, in dem der Rohstoffverbrauch pro Person und Jahr bis zum Jahr 2050 mit klaren Zahlen beschränkt wird. In Deutschland stagniere der Verbrauch seit Jahren auf viel zu hohem Niveau.

Wird nun mit günstigen Strompreisen die industrielle Produktion gefördert, zieht das wiederum Ressourcenverbrauch nach sich. Besonders ressourcenintensiv ist beispielsweise die Automobilbranche, und sie wird es auch bleiben, selbst wenn sie sich eines Tages endlich aus der Produktion von Verbrenner-Pkw verabschiedet.

Der BUND führt ein Zukunftsszenario der Organisation PowerShift an, wonach Volkswagen 2030 allein für die Batterien seiner Fahrzeuge knapp 800.000 Tonnen Aluminium und 250.000 Tonnen Nickel benötigen würde. Das ist zehnmal so viel Nickel und Aluminium wie der gesamte geplante Ausbau der Windkraft in Deutschland (bis 2030) – bei nur einem Konzern.

Besonders ungünstig wäre es daher, wenn Elektroautos in Konkurrenz zur Herstellung von Windrädern treten, denn deren Strom wird am Ende wieder benötigt, um die Autos auch zu laden. Abgesehen davon, dass für den Bau von Straßen für noch mehr Autos weitere Natur zerstört und Ressourcen verbraucht werden.

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