Halbleiter: ASML im Kreuzfeuer der US-chinesischen Rivalität

Mit ASML-Technologie lassen sich Chips produzieren.

(Bild: ristian Ibarra, Pixabay)

ASML darf nach US-Druck Technologie nicht nach China liefern. Dabei gewinnt dieser Markt für die Europäer an Bedeutung. Warum die USA dem Westen langfristig schaden.

Die Welt der Halbleiter und Computerchips ist hart umkämpft, und die USA kennen in diesem Wettbewerb keine Freunde. Wieder einmal trifft es das niederländische Unternehmen ASML, das auf Druck aus Washington einige chinesische Kunden nicht mehr beliefern darf.

ASML: Europas Technologieriese im Spannungsfeld internationaler Politik

ASML, Europas größtes Technologieunternehmen, dominiert den Markt für Lithographiesysteme. Diese komplexen Maschinen sind für das Drucken von Schaltkreisen und damit für die gesamte Chipherstellung von entscheidender Bedeutung. Der Zugang zu diesen Technologien ist für Länder wie China, die ihre eigene Halbleiterproduktion ausbauen wollen, von strategischer Bedeutung.

Die niederländische Regierung hat die Exportlizenzen für die Lithographiesysteme NXT:2050i und NXT:2100i ausgesetzt. Sie folgte damit dem Druck der US-Regierung, die Chinas Fähigkeit zur eigenständigen Produktion moderner Chips untergraben will.

Investoren reagieren: die wirtschaftlichen Folgen für ASML

Vertreter von ASML gaben sich gegenüber Reuters betont gelassen. Die Stornierungen hätten keinen nennenswerten Einfluss auf die Gewinne im Jahr 2023. Investoren schätzten die Lage anders ein und verkauften die Papiere des Unternehmens. Am ersten Handelstag 2024 verlor die Aktie 2,5 Prozent.

Chinas Rolle als Schlüsselmarkt für ASML

Die Nervosität der Anleger ist teilweise verständlich. China war in den vergangenen Jahren nach Taiwan und Südkorea der drittgrößte Absatzmarkt für ASML. Im dritten Quartal 2023 trugen die Verkäufe in China sogar 46 Prozent zum Umsatz von ASML bei.

Die Asia Times berichtet, ASML habe im Jahr 2022 in China einen Umsatz von rund 2,92 Milliarden Euro erwirtschaftet. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 sei dieser Wert auf 5,28 Milliarden Euro gestiegen.

Die Global Times spricht von 3,7 Milliarden US-Dollar, die ASML allein zwischen Juli und November in China umgesetzt hat. Auch wenn sich das Unternehmen noch gelassen zeige, würden sich die US-Sanktionen in den Bilanzen bemerkbar machen.

Politische Spannungen: Beijings Reaktion auf den Exportstopp

In Beijing stieß der Schritt der niederländischen Regierung auf Unverständnis, zumal befürchtet wird, dass die US-Regierung noch die Lieferung weiterer Lithographiesysteme verbieten könnte.

Bereits im November war bekannt geworden, dass auch die Lieferung von Teilen, Materialien, kritischen Prozessparametern und Produktionsumgebungen nach China eingeschränkt werden soll.

Damals hatte der chinesische Außenminister Wang Yi seiner niederländischen Amtskollegin Hanke Bruins Slot gesagt: Man hoffe, dass die Niederlande dem Geist der Unabhängigkeit und der Tradition von Freiheit und Offenheit treu bleiben und sich an die internationalen Handelsregeln halten.

Außenamtssprecher Wang Wenbin zeigte sich nun enttäuscht über die Entscheidung in Den Haag. Er forderte die Niederlande auf, "die gemeinsamen Interessen beider Länder und ihrer Unternehmen zu schützen und die Stabilität der internationalen Lieferketten zu wahren". Das Gebaren der US-Regierung sei ein Akt der "Hegemonie".

US-Sanktionen könnte Entwicklung von Halbleitern in China fördern

Die Hoffnung, dass die USA und ihre Verbündeten einlenken werden, dürfte auf Sand gebaut sein. Es ist aber auch nicht ausgemacht, dass sich die USA durchsetzen und China von moderner Technologie abschneiden können.

Den Versuch hat die USA auch bei Grafikchips unternommen, die in Systemen für Künstliche Intelligenz verbaut werden. Damals prophezeiten Analysten, dass China seine eigenen Technologien entwickelt werde. Und davon gehen Analysten jetzt wieder aus, wie Bloomberg berichtet.

Auch der scheidende ASML-Geschäftsführer, Peter Wennink, hat davor gewarnt, China könnte ermutigt werden, konkurrierende Technologien zu entwickeln. "Je mehr man sie unter Druck setzt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie ihre Anstrengungen verdoppeln werden"

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