Handelskrieg USA-China: Geht Mexiko als Gewinner hervor?
Seite 2: Fentanyl als Waffe?
- Handelskrieg USA-China: Geht Mexiko als Gewinner hervor?
- Fentanyl als Waffe?
- Auf einer Seite lesen
Wenig ist bekannt über den genauen Herstellungsprozess des mexikanischen Fentanyls. Fakt ist, dass es in den letzten Jahren zu einer bedeutsamen Einnahmequelle für die Mafia geworden ist. Die agiert in Mexiko ohnehin längst wie ein modernes Unternehmen: Globalisierte Wertschöpfungsketten und Diversifizierung des "Produktportfolios" mit eingeschlossen.
Die Erpressung von Migrantinnen und Migranten Richtung USA, Zwangsprostitution, Bergbau, Immobilien, Entführungen. Für das potente Schmerzmittel Fentanyl existiert in den USA eine hohe Nachfrage. Seit Big Pharma in Kooperation mit ruchlosen Ärztinnen und Ärzte dort vor vielen Jahren anfing, das – eigentlich für Krebspatienten im Endstadium gedachte Medikament – für alles Mögliche zu verschreiben, wurde ein Monster kreiert. Die mexikanische Drogenmafia ließ sich diese Chance auf Business nicht entgehen.
Der Journalist Luis Chaparro konnte vor einigen Jahren ein Fentanyl-Labor im Bundesstaat Sinaloa besuchen. Im Interview betont er, dass den beiden relevantesten Drogenkartellen des Landes – Sinaloa und Jalisco Neue Generation – Chemiker werden aus China geschickt, um den mexikanischen Drogenköchen die Synthese beizubringen.
Auch die Rohstoffe für das Fentanyl kämen ausschließlich aus China, fänden ihren Weg ins Land über die Häfen Mexikos, bis sie dann in Laboratorien der Drogenmafia zu Fentanyl weiterverarbeitet werden. Chaparro erklärt, dass er jedoch nicht die Herstellung puren Fentanyls sah, sondern die absichtliche Herstellung von mit Fentanyl gestreckten "Percocet"-Pillen (Markenname für Oxycodone mit Paracetamol).
Er mutmaßt, dass die Mengen von der chinesischen Regierung kontrolliert werden, und diese wissentlich die Toten in den USA durch Überdosen in Kauf nehmen. Derartiges gehört jedoch ins Reich der Spekulationen.
Die Vorteile für die Drogenmafia liegen auf der Hand: Der Anbau des rohen Agrarprodukts fällt weg, der Herstellungsprozess ist kürzer und effizienter. Es müssen keine Koka-Blätter geerntet, keine Marihuana-Samen gepflanzt werden.
Kleine Laboratorien in Miethäusern in einer Großstadt reichen aus, um Millionen kleiner Pillen zu pressen. Denn Fentanyl ist bereits in sehr kleinen Dosierungen hochwirksam. Das bedeutet im Umkehrschluss eine höhere Gewinnmarge bei geringem Schmuggelvolumen.