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Handelskrieg mit USA eskaliert: Bekommen deutsche Verbraucher heute die Trump-Rechnung?

Harald Neuber
Container in Farben er USA und der EU kollidieren

Bild: Lightspring/ Shutterstock.com

Donald Trump verschÀrft den Handelskrieg mit Europa. Ab heute drohen neue US-Strafzölle auf viele Produkte. Deutsche Verbraucher sollten nun achtsam sein.

US-PrĂ€sident Donald Trump hat angekĂŒndigt, ab dem heutigen Mittwoch weitreichende "reziproke" Strafzölle [1] auf Importe aus vielen LĂ€ndern zu verhĂ€ngen, darunter auch enge VerbĂŒndete der USA.

Die Details will Trump am Nachmittag in einer Zeremonie im Rosengarten des Weißen Hauses bekannt geben. Laut Trumps Sprecherin Karoline Leavitt sollen die Zölle "Jahrzehnte unfairer Handelspraktiken" beenden. Ein "Tag der Befreiung" solle es fĂŒr die USA werden.

Westliche Allianzen bröckeln

Trumps aggressive Handelspolitik und Drohungen, die NATO zu verlassen, fĂŒhren zu wachsenden Spannungen mit traditionellen VerbĂŒndeten:

Besonders gegen Europa hegt Trump einen Groll, wie ein geleaktes internes Chat-Protokoll zeigt. Darin drohen die USA damit, Europa fĂŒr einen US-MilitĂ€reinsatz zur Kasse zu bitten. Trumps Sicherheitsberater agieren jedoch, als sei alles normal. Außenminister Marco Rubio wird diese Woche an einem lange geplanten Nato-Treffen teilnehmen, bei dem es vor allem um den Ukraine-Krieg geht.

Verschiedene Zoll-Optionen in PrĂŒfung

Trumps Team prĂŒft verschiedene Optionen fĂŒr die neuen Zölle:

Trump selbst kĂŒndigte an, "relativ freundlich" vorzugehen - zumindest im Vergleich dazu, wie unfair viele LĂ€nder amerikanische Exporte behindern wĂŒrden. "Das Wort 'reziprok' ist sehr wichtig", betonte der PrĂ€sident. "Was sie uns antun, tun wir ihnen an."

Sorge an den MĂ€rkten und in der Industrie

Die vagen Andeutungen ĂŒber die geplanten Zölle verunsichern die FinanzmĂ€rkte, schreibt die New York Times. Nach einem schwachen ersten Quartal starteten die Kurse am Dienstag erneut im Minus, erholten sich dann aber wieder etwas.

Auch die Industrie ist besorgt. Der Einkaufsmanagerindex sank im MĂ€rz, BeschĂ€ftigung und AuftrĂ€ge gingen zurĂŒck. Firmen warnten vor Trumps Zollpolitik und möglichen Gegenzöllen anderer LĂ€nder.

Berater sollten Trump nun in fast zwei Dutzend handelsbezogenen Themen Bericht erstatten, etwa zu Handelsbilanzdefiziten, unfairen Praktiken anderer LÀnder und ReziprozitÀt in den Handelsbeziehungen. Trump hat aber schon Fakten geschaffen, bevor er alle Berichte gesehen hat, etwa mit Zöllen auf Stahl, Aluminium und Waren aus Kanada, Mexiko und China.

EU-Kommission erwĂ€gt auch HĂŒrden fĂŒr Dienstleistungen

Noch rĂ€tseln Washingtons Handelspartner, wie sie auf die fĂŒr Mittwoch angekĂŒndigten Zölle reagieren sollen. Die EU hat schon Vergeltungsmaßnahmen gegen die Stahl- und Aluzölle verhĂ€ngt.

Nun denkt die EU-Kommission ĂŒber HĂŒrden auch fĂŒr Dienstleistungen nach – ein neues handelspolitisches Instrument, das erst 2021 geschaffen wurde. Damit könnte man US-Tech-Riesen wie Google und Meta oder auch Banken treffen. Ziel wĂ€re es, mehr Hebel zu haben, da Europa mehr Dienste aus den USA importiert als exportiert.

"Europa hĂ€lt viele Karten in der Hand", sagte EU-KommissionsprĂ€sidentin Ursula von der Leyen in einer Rede. "Vom Handel ĂŒber Technologie bis zur GrĂ¶ĂŸe unseres Marktes." Man bevorzuge zwar Verhandlungen, werde aber entschlossen reagieren, wenn nötig. "Alle Instrumente liegen auf dem Tisch."

Was bedeutet das fĂŒr deutsche Verbraucher?

FĂŒr Verbraucher in Deutschland und Europa dĂŒrften Trumps Strafzölle vor allem eines bedeuten: steigende Preise. Viele Produkte aus den USA, etwa Autos, ElektrogerĂ€te oder Kleidung, werden sich verteuern, wenn die Zölle auf die Preise aufgeschlagen werden.

Dies dĂŒrfte die Inflation weiter anheizen, die schon jetzt auf hohem Niveau ist. Höhere Verbraucherpreise belasten die Kaufkraft und können den Konsum und damit das Wirtschaftswachstum dĂ€mpfen.

Umgekehrt werden auch europĂ€ische Exporte in die USA teurer, wenn die EU mit Gegenzöllen reagiert und es zu einer Eskalationsspirale kommt. Das erschwert europĂ€ischen Firmen das Amerika-GeschĂ€ft und gefĂ€hrdet Jobs – ein Mechanismus, den viele deutsche und europĂ€ische Akteure ignorieren, wenn sie nur auf die Risiken fĂŒr den US-Arbeitsmarkt verweisen.

In einigen Branchen droht ein regelrechter Handelskrieg, der auf beiden Seiten zu Einbußen fĂŒhrt. Trumps "America First"-Kurs schadet also nicht nur der US-Wirtschaft, sondern auch den europĂ€ischen Handelspartnern.

Mittelfristig könnte der transatlantische Handelskonflikt die EU dazu zwingen, sich wirtschaftlich und sicherheitspolitisch breiter aufzustellen. Eine engere Zusammenarbeit mit anderen Regionen und aufstrebenden MÀchten wie China könnte die AbhÀngigkeit von den USA verringern.

Doch eine Abkopplung vom riesigen US-Markt wĂ€re fĂŒr die exportorientierte EU schmerzhaft und langwierig. Viele deutsche SchlĂŒsselindustrien, von Autos ĂŒber Maschinenbau bis zu Chemie und Pharma, hĂ€ngen stark am Amerika-GeschĂ€ft.

So oder so markieren Trumps "Befreiungszölle" eine Zeitenwende in den Beziehungen zwischen den USA und ihren traditionellen VerbĂŒndeten. Das westliche BĂŒndnis bröckelt, Vertrauen geht verloren und die Weltwirtschaft droht zu fragmentieren. Deutsche und europĂ€ische Verbraucher und Unternehmen bekommen die Folgen dieser geopolitischen Spannungen direkt zu spĂŒren.


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https://www.heise.de/-10336639

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[1] https://www.nytimes.com/2025/04/01/us/politics/trump-tariffs-stock-market.html