Handelsstreit: China erwägt Zoll-Ausnahmen für US-Importe
Hoffnung auf Entspannung: China könnte einige US-Waren von hohen Strafzöllen befreien. Die Börsen reagieren positiv.
Am Freitag legten die europäischen Börsen zu, da sich eine mögliche Entspannung im Handelskrieg zwischen den USA und China abzeichnete. Der paneuropäische Stoxx 600 Index stieg bis zum Vormittag um 0,3 Prozent und steuerte auf ein Wochenplus von 2,8 Prozent zu. Auch der deutsche DAX, der französische CAC 40, der spanische IBEX und der britische FTSE 100 notierten im Plus.
China nimmt bestimmte US-Importe von 125-Prozent-Zöllen aus
Auslöser für den Optimismus war die Nachricht, dass China erwägt, einige US-Importe von seinen 125-prozentigen Strafzöllen auszunehmen. Wie aus Unternehmensangaben hervorgeht, bittet Beijing Firmen, Waren zu benennen, die für eine Ausnahme infrage kämen. Dies schürte Hoffnungen, dass der eskalierte Zollstreit zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften abebben könnte.
"Dies ist ein weiterer Schritt zur Deeskalation des Handelskriegs", kommentierte Kok Hoong Wong, Leiter des institutionellen Aktienhandels bei Maybank Securities, gegenüber Bloomberg. Zwar gehen die meisten Experten nicht von einer schnellen Lösung aus, doch "es scheint, dass das Schlimmste wirklich vorbei sein könnte".
Auch europäische Konzerne profitieren von möglicher Entspannung
Von einer Entspannung würden auch viele europäische Unternehmen profitieren, die unter dem Zollkrieg leiden. So stieg die Aktie des französischen Triebwerksherstellers Safran um 4,8 Prozent. Der Konzern hatte zuvor einen über den Erwartungen liegenden Umsatzanstieg gemeldet. Safran-Chef Philippe Petitcolin erklärte, China habe beschlossen, einige Flugzeugteile wie Triebwerke von Zöllen auszunehmen.
Auch die Aktie von Europas größter Hotelgruppe Accor legte nach einem starken Quartalsumsatz um 4,6 Prozent zu. Verteidigungswerte und Bau- und Rohstofftitel führten die Gewinne in Europa mit Anstiegen von 2,4 und 1,5 Prozent an.
USA und China zeigen Bereitschaft zur Deeskalation
Dass eine Deeskalation im Zollstreit möglich erscheint, liegt auch an Signalen aus Washington. So hatte die US-Regierung zuletzt Smartphones, Laptops und andere Elektronikprodukte von ihren Vergeltungszöllen auf chinesische Importe ausgenommen. Laut US-Präsident Donald Trump finden zudem Gespräche mit China über die Zölle statt.
Allerdings betonte Beijing, dass die USA zuerst alle einseitigen Zölle aufheben müssten, bevor man Handelsgesprächen zustimme. Chinas Staatschef Xi Jinping weigert sich bisher, mit Trump zu telefonieren und drängt stattdessen auf Gespräche auf niedrigerer Ebene.
Börsen hoffen auf Entspannung – Unternehmen bleiben vorsichtig
Für die Börsen reichen die jüngsten Signale offenbar aus, um auf eine Entspannung im Zollstreit zu setzen. Viele Unternehmen bleiben jedoch vorsichtig. "Viele unserer Mitgliedsunternehmen sind erheblich von den Zöllen auf wichtige aus den USA importierte Komponenten betroffen", sagte etwa Jens Eskelund, Präsident der Europäischen Handelskammer in China, laut Reuters.
Auch die genauen Ausnahmeregelungen Chinas müssen sich erst noch herauskristallisieren. Bisher ist unklar, welche Waren genau von den Zöllen ausgenommen werden sollen. Die Gespräche darüber sind noch im Gange und könnten auch scheitern.
Dennoch nähren die jüngsten Signale an den Börsen die Hoffnung, dass der Zollstreit zwischen den USA und China nicht weiter eskaliert – auch wenn eine schnelle und umfassende Lösung bislang nicht in Sicht ist. Vor allem für die exportorientierten europäischen Unternehmen wäre dies eine wichtige Erleichterung.