Haus "Kommune Nr. 1": Leben im Offenen
Seite 2: Nur das Schlafzimmer war privat
- Haus "Kommune Nr. 1": Leben im Offenen
- Nur das Schlafzimmer war privat
- Die Schlafzellen im Studentenhei waren nur 2,3 mal 2,7 Meter groß
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In der Kommune Nr. 1 gab es einen Gemeinschaftsflügel. Dort war die Kantine untergebracht. Die mussten alle Bewohner des Hauses benutzten. Eigene Küchen hatten sie nicht. Außerdem befanden sich im Gemeinschaftsflügel eine Kinderkrippe und ein Kindergarten. Für die Frauen gab es so die Möglichkeit, zur Arbeit zu gehen oder sich gesellschaftlichen Tätigkeiten zu widmen. In dem Gemeinschaftsflügel gab es auch einen Sportsaal und einen Klub. Auf dem Dach des Flügels befanden sich im Sommer ein Kino und eine Sonnenterrasse.
Dass das Konzept des Kommune-Hauses eine Utopie war, wurde schon in den 1930er Jahren deutlich. Damals versuchten die Bewohner des Hauses, in ihren Schlafzimmern eigene Küchen zu organisieren und dort Gas-Kocher aufzustellen. Die Bewohner des Hauses hätten versucht, selbst Essen zu kochen, um nicht in die Kantine gehen zu müssen. Denn dort war das Essen nicht schmackhaft. "Es wurde klar, dass dieser Traum nur ein Traum war, dass er in der Realität nicht funktioniert, oder nur sehr schlecht funktioniert."
Aber einige Ideen des Kommune-Hauses seien gut gewesen. Es sei sehr praktisch, wenn der Kindergarten direkt im eigenen Haus existiert und man das Kind nur in eine andere Etage bringen muss. "Und wenn in der Kantine ein gutes Essen zubereitet worden wäre, glaube ich, dass alle in die Kantine gegangen wären und nicht etwas auf ihren Gaskochern zubereitet hätten."
Wohnheim für 2.000 Studenten an der Ordschonikidse-Straße
Langfenster, die sich horizontal über eine langgestreckte Gebäudefassaden ziehen; Außenwände, die nicht flach, sondern gewölbt sind; in Korridoren und Treppenaufgängen knalliges Rostrot und Ultramarin-blau. So präsentiert sich heute das Studentenwohnheim "Haus der Kommune" an der Ordschonikidse-Straße im Süden Moskaus.
Das siebenstöckige Gebäude wurde 1930 für 2000 Studenten und Studentinnen gebaut und drohte zu zerfallen. Doch 2013 strahlte es nach sechsjährigen Renovierungsarbeiten in neuer Pracht. Durch die finanzielle Unterstützung des Moskauer Instituts für Stahl und Legierungen sei die Renovierung ermöglicht worden, erzählt der Leiter der Renovierungsarbeiten, der Architekt Wsjewolod Kulisch.
Allein in Moskau entstanden zwischen 1917 und 1937 160 Gebäude in dem revolutionären Stil der Konstruktivisten. Meist junge Architekten entwarfen Verwaltungsgebäude, Groß-Garagen, Kulturhäuser, Banja-Dampfbäder, Speisehallen, Sport- und Bildungseinrichtungen. In vielen Städten auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion stehen heute noch die kühnen Gebäude der 1920er Jahre.