Hitze, Dürre und Krieg: Ernten weltweit bedroht, Lebensmittelpreise steigen
Indien verhängt einen Exportstopp für Reis, in Südeuropa sind Ernten zerstört. Das sind die Vorboten steigender Lebensmittelpreise. Das sind die Hintergründe.
Die Preise für Reis und andere Grundnahrungsmittel könnten in diesem Jahr wieder deutlich steigen. In einigen Regionen der Welt könnte der Hunger sogar zunehmen. Auslöser ist nicht nur der Krieg in der Ukraine, sondern auch Hitze und extreme Wetterbedingungen, die die Ernten gefährden.
So hat Indien am Donnerstag den Export bestimmter Reissorten gestoppt. Damit will die indische Regierung die Reispreise im eigenen Land sichern. Nach Angaben des Lebensmittelministeriums stiegen die Preise für Reis in Delhi in diesem Jahr um 15 Prozent, landesweit stieg der Durchschnittspreis um neun Prozent.
Auf den Weltmärkten dürfte sich der Exportstopp bemerkbar machen. Denn rund 40 Prozent der weltweiten Reisexporte kommen aus Indien.
Hitze, Trockenheit, Starkregen und Überschwemmungen machen vielen Landwirten von China über Europa bis in die USA das Leben schwer. Das jüngste Auftreten des Klimaphänomens El Niño verschärft die Situation zusätzlich.
Die Folgen der Hitzewelle machen sich bereits bemerkbar. In Südeuropa vorwiegend in Italien, Spanien und Portugal, führt die Trockenheit zu Ernteeinbußen von bis zu 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sizilien leidet unter der sogenannten Blütenendfäule, die Tomaten ungenießbar macht. Kühe geben wegen der extremen Hitze weniger Milch.
Für ganz Italien werden die witterungsbedingten Schäden in der Landwirtschaft auf über sechs Milliarden Euro geschätzt, so der Bauernverband Coldiretti. Die Temperaturen haben die Reifung von Weintrauben bis zu Melonen, Aprikosen und Auberginen beschleunigt oder zu Verbrennungen geführt. Die Aktivität der Bienen und die Bestäubung seien beeinträchtigt und die Weizenproduktion zurückgegangen.
Ähnlich schwierig ist die Situation in Asien und Nordamerika: In China sind die Erträge auf den Reisfeldern bedroht, in den USA herrschen die schlechtesten Anbaubedingungen seit mehr als drei Jahrzehnten.
All dies lässt die Sorge um die Versorgungssicherheit und die Lebensmittelpreise wieder aufleben. Auch die Befürchtung, dass die grassierende Inflation in den Supermarktregalen noch länger anhalten könnte, nimmt wieder zu. Dies wäre ein weiterer Schlag für die Verbraucher, die nach einer langen Phase der Belastung ihrer Haushaltskassen gerade wieder bessere Nachrichten erhalten haben.
"Wir alle haben immer noch mit der Inflation zu kämpfen", sagte Tim Benton, Experte für Lebensmittelsicherheit bei Chatham House in London, dem Finanzdienst Bloomberg. Und obwohl die Inflation zurückgehe, heiße das natürlich nicht, dass die Preise sinken würden. Sie stiegen nur langsamer.
Laut Bloomberg ist der Getreidemarkt noch gut versorgt. Das liege daran, dass Brasilien Rekordernten bei Soja und Mais eingefahren habe. Aber auch Russland erwartet eine weitere Rekordernte.
In den USA soll die Produktion von Hartweizen um knapp 16 Prozent zurückgehen. Hinzu kommen Transportprobleme: Die Flüsse Mississippi und Ohio sind wichtige Frachtrouten, doch ihr Wasserstand sinkt im zweiten Jahr in Folge.
"Es würde mich wundern, wenn die weltweiten Lebensmittelpreise nicht wieder steigen würden, nachdem sie über ein Jahr lang gefallen waren", sagte Caitlin Welsh, Lebensmittelexpertin am Center for Strategic and International Studies in Washington, gegenüber Bloomberg. "Wir sehen eine Vielzahl von Bedrohungen für die Agrarmärkte.
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