Höhere Gaspreise, weniger Jobs: Europas harte Realität
Von BASF bis Lanxess – hohe Gaspreise ziehen einen Verlust von Arbeitsplätzen in der Industrie nach sich. Ganz Europa ist betroffen. Findet die EU eine Lösung?
Die Gasspeicher in Deutschland und anderen Ländern der Europäischen Union sind gut gefüllt – und trotzdem steckt die Wirtschaftsgemeinschaft in einer Energiekrise. Die Gaspreise sind in den vergangenen anderthalb Jahren gestiegen, und die Industrie zieht sich allmählich zurück.
Russel Hardy, Vorstandsvorsitzender des weltweit größten unabhängigen Energiehändlers, wies am Dienstag auf diese Entwicklung hin. Auf dem Energy Intelligence Forum in London sagte er, die Preissteigerungen hätten die Nachfrage in Europa schrumpfen lassen – und sie sei wahrscheinlich unwiederbringlich verloren.
Vor dem Krieg in der Ukraine bezog die Europäische Union jährlich rund 155 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland, hauptsächlich über Pipelines. Im Jahr 2022 gingen diese Importe in die EU auf 60 Milliarden Kubikmeter zurück. In diesem Jahr rechnet die EU mit einem Rückgang auf 20 Milliarden Kubikmeter.
Industrielle Dürre: Jobs in Gefahr durch hohe Gaspreise
Analysten gehen laut Reuters davon aus, dass ein Teil dieser Mengen nicht durch Erdgas aus anderen Quellen ersetzt wird. Damit einher geht ein Rückgang der industriellen Aktivität. Die deutsche Wirtschaft schrumpft, aber auch andere Länder sind betroffen.
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Gaspreise: Verbraucher müssen sich auf Mehrkosten einstellen
Knapp acht Prozent des durchschnittlichen industriellen Gasbedarfs der Jahre 2017 bis 2021 könnten für immer wegfallen. Diese Schätzung gilt für Belgien, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Portugal, die Niederlande und Spanien.
Hierzulande äußert sich das darin, dass unter anderem Unternehmen der chemischen Industrie Anlagen schließen und Mitarbeiter entlassen.
Lanxess und BASF: Reaktionen auf die Gaspreis-Krise
So kündigte Lanxess am Mittwoch an, seine Belegschaft um sieben Prozent zu reduzieren. Insgesamt sollen 870 Stellen gestrichen werden, knapp die Hälfte davon in Deutschland. Begründet wird der Schritt mit den hohen Energiepreisen und der weltweit sinkenden Nachfrage.
Auch der Chemieriese BASF drosselt seine Produktion in Deutschland, um sich auf eine Zukunft ohne billiges Gas aus Russland vorzubereiten. Mehrere energieintensive Anlagen werden geschlossen, darunter zwei Ammoniakwerke und die dazugehörigen Anlagen zur Düngemittelproduktion. Insgesamt werden rund 2.600 Arbeitsplätze abgebaut. Am Hauptstandort Ludwigshafen sind 700 Arbeitsplätze betroffen.
Kurzfristig könnte sich auch der Krieg in Israel negativ auf die Gasversorgung der EU auswirken. Russel Hardy geht davon aus, dass der Konflikt zu Problemen bei der LNG-Verladung in Ägypten führen könnte.
Katar und der globale Wettbewerb um LNG
Eine Hoffnung der Europäer ist Katar. Das Emirat hat seine Bemühungen verstärkt, Europa mit Gas zu versorgen. Langfristige Gaslieferverträge wurden abgeschlossen, zuletzt mit den Niederlanden. Geplant ist die Lieferung von jährlich 3,5 Millionen Tonnen verflüssigtem Erdgas (LNG) für die nächsten 27 Jahre. Die Lieferungen sollen ab 2026 beginnen.
Zusätzlich zu den Verträgen mit den Niederlanden hat Katar ähnliche Vereinbarungen mit großen Energieunternehmen wie Shell und TotalEnergies geschlossen, um die europäische Energiesicherheit weiter zu stärken. Diese strategischen Partnerschaften sind von entscheidender Bedeutung, um die Abhängigkeit Europas von russischem Gas zu verringern und die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Trotz der verstärkten Bemühungen Katars, seine Gasexporte nach Europa zu erhöhen, bleibt der globale Wettbewerb um LNG intensiv. Asiatische Märkte, insbesondere China, haben sich aktiv Verträge für katarisches LNG gesichert, was den Druck auf die europäischen Staaten erhöht, ihre eigene Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
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