Hohe Energiepreise: Industrie streicht Jobs und investiert im Ausland
Die Kosten für Erdgas und Strom sind ein Nachteil im internationalen Wettbewerb. Chemische Industrie will Investitionen ins Ausland verlagern. Andere Branchen klagen über Rückgang der Produktion.
Die Gaspreise sind in Deutschland gesunken, doch bei der deutschen Wirtschaft will sich kein Optimismus einstellen. Große Chemiekonzerne wie BASF, Dow oder Lanxess sind geneigt, Tausende Arbeitsplätze zu streichen und Investitionen ins Ausland zu verlagern, berichtete kürzlich der Finanzdienst Bloomberg.
Die hohen Energiepreise seien der Grund für diese Entscheidung. Man gehe nicht davon aus, dass Energie in Zukunft zu Preisen geliefert werden könne, die nahe an denen liegen, die sie früher für russisches Pipelinegas bezahlt haben.
"Wir sind in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig", sagte demnach der Vorstandsvorsitzende von Lanxess, Matthias Zachert, auf einer Konferenz. Die Produktionsstandorte in Nordrhein-Westfalen wolle man zwar beibehalten, aber die "Investitionen, um weiterzuwachsen, werden an wettbewerbsfähigere Standorte wie die USA gehen".
Die Bundesregierung hatte sich bemüht, die Versorgung mit günstigem Erdgas aufrechtzuerhalten, damit die industrielle Basis nicht schrumpft. Doch Flüssigerdgas (LNG), das über die neuen Terminals importiert werden kann, bleibt dennoch teurer als russisches Pipelinegas.
Der Chemiekonzern BASF hatte im vergangenen Jahr ein Sparprogramm angekündigt, mit dem Kosten in Höhe von rund 500 Millionen Euro eingespart werden sollten. Mit ihm will sich der Konzern auf dauerhaft höhere Energiepreise in Deutschland einstellen.
Die Gaspreise sind zwar inzwischen wieder um rund 40 Prozent zurückgegangen, dennoch beabsichtigt BASF an seinem Sparkurs festzuhalten. Besonders die Herstellungen von Produkten, für die viel Erdgas benötigt werden, sollen am Standort Ludwigshafen eingestellt werden.
Der Rückgang der Gaspreise ist auch das Ergebnis von einer gedrosselten Produktion, wie in fast allen Bereichen der chemischen Industrie zu sehen ist. Besonders stark traf es die Herstellung von chemischen Grundstoffen, Düngemitteln oder Stickstoffverbindungen, etwa Ammoniak.
Dass die Produktion wieder hochgefahren wird, ist zweifelhaft. Eine Umfrage des deutschen Chemieverbands VCI von Ende Januar habe ergeben, heißt es bei Bloomberg, dass fast die Hälfte der Chemieunternehmen in diesem Jahr ihre Investitionen in Deutschland aufgrund der Energiekosten kürzen wollen.
Über einen deutlichen Rückgang der Produktion klagten auch die Hersteller von Aluminium. In allen Bereichen sei die Produktion im letzten Quartal nochmals stärker gesunken als zuvor, heißt es beim Branchenverband Aluminium Deutschland (AD). Bei den Hütten sei sie regelrecht eingebrochen. "Leider können wir aktuell nicht sagen, dass wir das Schlimmste hinter uns haben", betonte AD-Präsident Rob van Gils.
Eine Befragung der AD-Mitglieder habe ergeben, dass sich die Versorgungs- und Preissituation auf den Energiemärkten für zwei Drittel der Unternehmen leicht gebessert habe. Dennoch beurteilten 86 Prozent die Möglichkeit, langfristige Gas- und Stromverträge abzuschließen, als nicht gut. Auch die sogenannte Energiepreisbremse werde von der Mehrheit nicht als ideal angesehen.
Die aktuelle Situation schaffe keine Planungssicherheit für Investitionen, erklärte van Gils weiter und betonte: "Die Industrie in Deutschland und Europa hat wegen der hohen Energiepreise ohnehin einen enormen Wettbewerbsnachteil im internationalen Vergleich".
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