Huawei: Wie US-Sanktionen den chinesischen Tech-Riesen nur noch weiter gestärkt haben

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Konzern trotzt US-Maßnahmen. Position als Telekommunikationsriese gefestigt. Was das für den globalen Tech-Markt bedeutet und wie nachhaltig der Erfolg ist.

Vor fünf Jahren haben die USA Sanktionen gegen den chinesischen Technologiekonzern Huawei verhängt, um ihm den Zugang zu US-amerikanischer Spitzentechnologie abzuschneiden. Die Befürchtung: Huawei könnte als Telekommunikationsriese die USA und ihre Verbündeten ausspionieren.

Branchenkenner prophezeiten damals das Ende eines der wichtigsten chinesischen Technologieunternehmen. Doch Huawei hat sich erholt und ist heute stärker denn je, wie nun auch eine Analyse des Wall Street Journal bestätigt.

Trotz anfänglicher Schwierigkeiten sei es Huawei gelungen, sich neu zu positionieren. Mit staatlicher Unterstützung in Milliardenhöhe habe der Konzern seine Geschäftsfelder erweitert, die Profitabilität gesteigert und die Abhängigkeit von US-Zulieferern reduziert, so das US-Wirtschaftsblatt.

Auf dem Weltmarkt für Telekommunikationsausrüstung behauptete Huawei demnach seine Spitzenposition, selbst als die USA versuchten, den Konzern aus den Netzen ihrer Verbündeten zu drängen. Huawei feiere auch ein Comeback im Bereich der High-End-Smartphones und konkurriere mit selbst entwickelten, hochmodernen Chips mit Apple.

In der Tat hat sich Huawei, das sich einst als von Peking unabhängig darstellte, zu einem nationalen Protagonisten im Reich der Mitte entwickelt. Das Unternehmen ist ein Schlüsselakteur, wenn es darum geht, China unabhängiger von ausländischen Zulieferern zu machen.

In China ist dieses Ansinnen als "Delete A" bekannt, was für "Delete America" steht. Ziel ist, US-Technologie aus China zu verbannen. Der Wiederaufstieg von Huawei zeigt, wie schwierig es für die USA inzwischen geworden ist, Chinas technologische Ambitionen einzudämmen.

USA haben Huawei gestärkt

"Die Kampagne der US-Regierung gegen Huawei stärkt paradoxerweise die Widerstandskraft des Unternehmens und bestätigt das alte Sprichwort, dass das, was einen nicht tötet, einen stärker macht", sagte Sameh Boujelbene, Analystin bei der Forschungsgesellschaft Dell’Oro Group, dem Wall Street Journal.

Staatliche Gelder spielten dabei eine entscheidende Rolle. Obwohl die chinesische Regierung Huawei seit seiner Gründung unterstützt, hat sich diese Unterstützung in den vergangenen Jahren wohl intensiviert.

Der Gewinn von Huawei hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt, der größte Sprung in den letzten zwei Jahrzehnten. Rund zwei Drittel des Umsatzes werden mit inländischen Kunden erzielt.

Regierungsaufträge und Unternehmensregister sowie Interviews mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeiter zeigen, dass Milliardenbeträge vom chinesischen Staat über Vorzugskaufverträge und Subventionen an Huawei geflossen sind.

Staatliche Unternehmen, Regierungsbehörden und Organe der Kommunistischen Partei greifen vermehrt auf Chips, Smartphones, Cloud-Dienste und Software von Huawei zurück.

Rückstand bei Halbleitern

Trotz dieser Erfolge steht der Weltkonzern weiterhin vor Herausforderungen. Seine fortschrittlichsten Halbleiter hinken immer noch hinter Branchenführern wie Nvidia her, und einige Experten bezweifeln, dass Huawei ohne Zugang zu fortschrittlichen westlichen Technologien innovativ bleiben kann.

Huawei selbst gibt sich kämpferisch: "Wir haben in den vergangenen Jahren viel durchgemacht. Aber mit jeder Herausforderung haben wir es geschafft, zu wachsen", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens.

Huawei nach außen zuversichtlich

Auch betont Huawei, dass das Überleben und die Entwicklung des Unternehmens auf dem Vertrauen und der Unterstützung der globalen Kunden, Partner und "allen Schichten der Gesellschaft" basiere. Weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung seien für die Zukunft entscheidend.

In den USA betrachtet man Huaweis Aufstieg mit Sorge. Ein US-Vertreter sagte kürzlich, dass Washington Huaweis Bemühungen um eine eigene Halbleiterproduktion genau verfolge, um gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu ergreifen. So solle China daran gehindert werden, KI-fähige Chips herzustellen, die Beijing militärische Vorteile verschaffen könnten.

Der Aufstieg von Huawei wurde zwar unterbrochen, aber das Unternehmen hat sich nicht unterkriegen lassen. Das 1987 von Ren Zhengfei gegründete Unternehmen hat sich zu einem der weltweit größten Hersteller von Smartphones und Telekommunikationsausrüstung und zu einem der profitabelsten Privatunternehmen Chinas entwickelt.

Nach der Verhängung von Sanktionen durch die USA ging Huawei auf die chinesische Regierung zu und erklärte, dass alle künftigen Produkte ausschließlich aus Komponenten chinesischer Unternehmen bestehen sollten.

Diese Strategie zeigt Wirkung: Huawei ist heute führend in Chinas Bestreben, Spitzenchips zu entwickeln und die Abhängigkeit von Nvidia und Intel zu verringern. Mit staatlich geförderten Projekten entwickelt Huawei Speichereinheiten für fortschrittliche KI-Chips, und mindestens elf nationale KI-Datenzentren verwenden bereits Chips von Huawei.

Dank der Unterstützung durch die chinesische Regierung konnte Huawei massive Kürzungen vermeiden, die seine Forschung und Entwicklung beeinträchtigt oder zur Abwanderung von Fachkräften hätten führen können.

Stattdessen erhöhte der Konzern seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung im vergangenen Jahr auf fast 165 Milliarden Yuan, verglichen mit 102 Milliarden Yuan im Jahr 2018. Mehr als die Hälfte der 207.000 Mitarbeiter von Huawei sind im Bereich Forschung und Entwicklung tätig, so die Recherche des Wall Street Journals.