Humanitäre Katastrophe: Gaza im Chaos, UN-Hilfswerk unter Beschuss

UNRWA kämpft um Gesundheitsversorgung in Gaza. Sofortiger Waffenstillstand nötig. Es braucht globale Unterstützung, meint das Fachmagazin Lancet.

Am Samstag ist bei Telepolis ein Text des US-Journalisten Chris Hedges über die derzeitige Situation in Gaza erschienen. Hedges äußert in dem von mir übersetzen Beitrag die Befürchtung, dass die letzte Phase eines möglichen israelischen Völkermords in Gaza mit einer menschengemachtem Hungerkatastrophe begonnen haben könnte.

Israel habe offenbar beschlossen, der Tätigkeit des UNRWA, das 5,9 Millionen palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten mit Kliniken, Schulen, Lebensmitteln und Gesundheitsdiensten versorgt, ein Ende zu setzen. Dies sei seit Langem ein Ziel Israels gewesen.

Der Anlass dafür seien die unbewiesenen israelischen Anschuldigungen gegen das UNRWA, dass zwölf (!) der insgesamt 13.000 Mitarbeiter Verbindungen zu islamistischen Milizionären hatten, die die Anschläge in Israel am 7. Oktober verübten. Dabei waren etwa 1.200 Israelis getötet und 240 Geiseln verschleppt worden.

Diese Vorwürfe hätten inzwischen ihren Zweck erfüllt, so Hedges, denn 16 der großen Geber-Länder, darunter die Vereinigten Staaten, Großbritannien und auch Deutschland seien dazu gebracht worden, ihre finanzielle Unterstützung für das UN-Hilfswerk zu beenden. Von dieser Hilfe ist die Ernährung von fast jedem Palästinenser in Gaza abhängig.

Die Kündigung der finanziellen Unterstützung durch die wichtigsten Geberländer werde in wenigen Wochen dazu führen, dass das UNRWA nicht mehr weiterarbeiten könne.

Am 13. Februar 2024 erschien in der britischen medizinischen Fachzeitschrift The Lancet ein Artikel von Mitarbeitern des UN-Hilfswerks mit dem Titel "UNRWA at the frontlines: managing health care in Gaza during catastrophe" (deutsch: "Das UNRWA an den Frontlinien: Gesundheitsversorgung in Gaza in der Katastrophe").

In diesem Bericht schildern die Mitarbeiter, mit welchen Herausforderungen das UN-Hilfswerk derzeit bei der Gesundheitsversorgung in Gaza zu kämpfen hat. Über diesen Artikel, den ich ins Deutsche übertragen habe, werde ich im Folgenden berichten.

Humanitäre Lage im Gazastreifen katastrophal

Schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen – über 75 Prozent der Bevölkerung – wurden bis zum 30. Januar 2024 in Gaza vertrieben, oft mehrfach. Familien waren gezwungen, auf der Suche nach Sicherheit mehrmals umzuziehen. Bis zum 7. Januar 2024 wurden mindestens 26.901 Palästinenser getötet, 65.949 verletzt und 7.780 werden vermisst, wobei die meisten davon unter den Trümmern verschüttet sind.

Der Zugang zu lebensrettenden Gesundheitsdiensten ist stark eingeschränkt. Elektrizität, Treibstoff, Wasser und Medikamente sind entweder sehr knapp oder gar nicht mehr vorhanden.

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