Humanitäre Katastrophe: Gaza im Chaos, UN-Hilfswerk unter Beschuss
Seite 3: Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen ohne Beispiel
- Humanitäre Katastrophe: Gaza im Chaos, UN-Hilfswerk unter Beschuss
- UNRWA ein Rettungsanker
- Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen ohne Beispiel
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Der Angriff auf Gesundheitseinrichtungen und Gesundheitspersonal in Gaza ist sowohl in seinem Ausmaß als auch in seinen unmittelbaren Auswirkungen bisher beispiellos.
Bis zum 30. Januar 2024 gab es 342 Angriffe auf alle Arten von Gesundheitseinrichtungen in Gaza, bei denen 627 Menschen getötet und weitere 783 verletzt wurden. Insgesamt waren 95 einzelne Gesundheitseinrichtungen betroffen, darunter 27 Krankenhäuser. Folglich ist die Lage der 36 Krankenhäuser in Gaza trostlos, 15 funktionieren nur teilweise.
Der Krieg hat auch der UNRWA einen beispiellosen Tribut abverlangt: Seit dem 7. Oktober 2023 wurden 146 Mitarbeiter getötet.
Sofortiger humanitärer Waffenstillstand dringend erforderlich
Die katastrophale Gesundheitssituation im Gazastreifen unterstreicht die dringende Notwendigkeit eines humanitären Waffenstillstands, der die Voraussetzung dafür ist, dass eine ausreichende Menge lebenswichtiger Güter wie Medikamente, Lebensmittel, Wasser und Treibstoff nach Gaza geliefert werden kann.
Das UNRWA, das sowohl vor als auch während des Krieges bereits der wichtigste öffentliche Anbieter von medizinischen Dienstleistungen zur Grundversorgung in Gaza war, hat auch damit begonnen, auf neue Bedürfnisse wie die Versorgung von Verwundeten zu reagieren, indem es eine abgestufte (bis mittlere) Versorgung anbietet.
Das UNRWA unterstützt die Krankenhäuser durch die Bereitstellung von Unterkünften in deren Nähe für Patienten, die vorzeitig entlassen werden mussten, und macht so Krankenhausbetten frei.
Das UNRWA hat auch damit begonnen, medizinische Anlaufstellen außerhalb ihrer bestehenden Unterkünfte in offenem Gelände einzurichten, wo Binnenvertriebene, die keine andere Möglichkeit gefunden haben, wo sie sich aufhalten können, versorgt werden, da die vorhandenen Unterkünfte bereits überfüllt waren. Dies gilt zusätzlich zu den 96 schon etablierten Gesundheitsanlaufstellen in den 93 Unterkünften.
Abschließend heißt es in dem Artikel:
Das UNRWA wird weiterhin mit Partnern aus dem Gesundheitssektor wie dem Gesundheitsministerium, der WHO, dem Palästinensischen Roten Halbmond und anderen nationalen und internationalen NGOs zusammenarbeiten, um Dienstleistungen in Gaza anzubieten.
In Gaza ist jetzt viel zusätzliche Unterstützung durch internationale humanitäre Organisationen erforderlich. Gaza verfügt jedoch über eine große Anzahl an Gesundheitsfachkräften, und diese Fachkräfte im Gesundheitswesen sollten, zusammen mit der bestehenden Gesundheitsinfrastruktur, soweit diese nicht zerstört wurde, Vorrang beim Einsatz vor internationalen Gesundheitsfachkräften haben, die nach Gaza kommen.
Der Einsatz dieser anderen Organisationen, soweit sie die bestehenden Dienste ersetzen (und nicht verstärken), sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
Ein Schwerpunkt für deren Tätigkeit könnte jedoch bei der Wundversorgung und Rehabilitation von Trauma-Patienten liegen und wäre auch bei der umfassenden psychischen und psychosozialen Unterstützung vieler Patienten ebenfalls von entscheidender Bedeutung.
Es geht in Gaza um die Lebenserhaltung und die grundlegenden Bedürfnisse von über zwei Millionen Menschen. Die gemeinsamen Anstrengungen von Organisationen wie dem UNRWA und der gesamten Weltgemeinschaft sind unerlässlich, um diese Katastrophe zu bewältigen.
Ghada Al-Jadba et al., The Lancet vom 22. Februar 2024
Autor und Übersetzer: Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin – Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e. V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de
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